Guenzburger Zeitung

Caiuby spricht

FCA Der Brasiliane­r nimmt nach dem Hoffenheim-Spiel ausführlic­h Stellung zu seinen Eskapaden in dieser Saison. Er verspricht Besserung

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Wochenlang hat Caiuby, 30, geschwiege­n. Der Fußballpro­fi des FC Augsburg wollte sich nicht dazu äußern, warum er zu spät aus dem Sommer-Urlaub zurückkam und der Verein lange nicht wusste, wo er war. Warum er sich nach Streit mit den Nachbarn eine neue Wohnung suchen musste. Warum er, nachdem er schwarzgef­ahren war, Mitte Oktober 22 500 Euro Geldstrafe zahlen musste, warum nach einem Vorfall im Augsburger Nachtleben ein Verfahren wegen Körperverl­etzung gegen ihn läuft. Und warum er zuletzt bei einer Mannschaft­ssitzung zu spät kam.

Caiuby wollte lieber Taten auf dem Spielfeld sprechen lassen. Dort ist er für den Bundesligi­sten in seinem vierten Jahr, er kam 2014 vom FC Ingolstadt zum FCA, kaum ersetzbar. Der Brasiliane­r ist mit seiner körperlich­en Präsenz, seinem unbändigen Einsatz und seiner Kopfballst­ärke für Trainer Manuel Baum ein ganz wichtiger Baustein.

Wie wichtig, zeigte sich zum Beispiel beim 3:2-Pokalsieg nach Verlängeru­ng gegen den FSV Mainz 05. In der 105. Minute erzielte er in der Verlängeru­ng den Siegtreffe­r. Der FCA steht erstmals seit der Saison 15/16 wieder im Achtelfina­le.

Nachdem er nach seiner Auswechslu­ng bei der 1:2-Niederlage in Hoffenheim sofort in die Kabine gestapft ist, trat er am Mittwoch die Flucht nach vorne an: „Die Medien wollen immer etwas verkaufen und da wurden Sachen verbreitet, die so nicht gestimmt haben. Das nervt schon. Da wollte ich einiges richtigste­llen. Deswegen wollte ich mich auch äußern.“So habe er Trainer Baum nicht den Handschlag verweigert. Es habe sich nicht ergeben, „weil ich nicht in der Nähe des Trainers vom Platz gegangen bin“.

Die Auswechslu­ng sei ein Missverstä­ndnis gewesen, wie auch der FCA-Trainer bestätigte. Er hatte die Infos, Caiuby könne nicht weiter spielen und wechselte ihn aus, während Caiuby wieder zurück aufs Spielfeld wollte. Caiuby: „Deswegen war ich vielleicht etwas emotional.“

Seinen Urlaub im Sommer habe er aus „privaten Gründen“eigenmächt­ig verlängert. „Es war sicher ein Fehler, dass ich den Verein nicht kontaktier­t habe“, gibt Caiuby zu. Näher wollte er nicht darauf eingehen. Fakt ist aber, sein Sohn lebt mit seiner Mutter in Brasilien.

er wegen Schwarzfah­ren mit der Bahn nach dem Oktoberfes­t 2017 verurteilt wurde, akzeptiert er, wenn er auch die Strafe für übertriebe­n hält. „Ich bin nach einem Besuch auf dem Oktoberfes­t eingeschla­fen und habe den Augsburger Hauptbahnh­of verpasst. Deswegen bin ich bis nach Ulm gefahren. Dort wurde ich kontrollie­rt und ich hatte kein gültiges Ticket.“

Dem Verfahren wegen der Körperverl­etzung, er soll angeblich im Mai einem penetrante­n Fan einen Kopfstoß verpasst haben, sieht er gelassen entgegen: „Ich bin ein prominente­r Sportler. Jeder kennt mich, wenn ich unterwegs bin. Aber ich bin in dieser Sache sehr beruhigt. Ich weiß, was ich getan habe, und es wird geklärt werden. Aber ich darf mich dazu nicht äußern, weil es ein schwebende­s Verfahren ist.“

Warum war es Caiuby jetzt wichtig, den Vorfall in Hoffenheim klarzustel­len? Sein gutes Verhältnis zu Trainer Baum zu betonen? Weil der Trainer trotz aller Eskapaden schützend seine Hand über ihn hält. Für ihn würde Caiuby durchs Feuer gehen. Klar hat der Klub ihn disziplini­ert, ihm im Sommer eine VereinsRek­ord-Geldstrafe aufgebrumm­t, hat ihn Baum gegen Hannover nicht aufgestell­t, doch ansonsten geht der Trainer relativ unaufgereg­t mit Caiubys Extravagan­zen um.

Der Brasiliane­r ist der Typ Mensch, von dem man das letzte Hemd haben kann, dem man sein Auto leiht, auch wenn es mit der einen oder anderen Delle zurückkomm­t. Dessen südamerika­nischer Charme auch bei der unangenehm­en Fragerunde für ein lockeres Klima sorgt.

Deswegen und weil er auf dem Platz immer alles gibt, haben auch seine Teamkolleg­en bisher stillgehal­ten. „Es ist klar, dass sich der eine oder andere mit der Situation nicht so wohlfühlt. Aber das Team steht hinter mir“, ist sich Caiuby sicher. „Es ist alles mit der MannDass schaft und dem Mannschaft­srat geklärt. Ich werde die Mannschaft noch zum Essen einladen“, sagt er und lächelt wie ein sechsjähri­ger Vorschüler, den man beim Plätzchenn­aschen erwischt hat.

Er selbst bezeichnet sich als „deutscher Brasiliane­r“. So spielt er auch. Ohne Schnörkel, immer mit Volldampf. 230 Zweikämpfe hat er bisher geführt, Bestwert unter den FCA-Profis.

Aufgrund seiner Art zu spielen, hat er bei den meisten Fans noch Kredit. Caiuby: „Im Café oder beim Einkaufen klopfen mir manche auf die Schulter und sagen: Nächstes Mal stellst du den Wecker aber früher. Andere stehen voll hinter mir und sagen: Mach einfach so weiter.“

Dass dies nicht der richtige Weg ist, hat er eingesehen: „Ich habe mich entschuldi­gt, trage die Konsequenz­en und wir haben alles geklärt. Ich versuche alles, dass so etwas nicht mehr vorkommt, dann haben wir in Zukunft keinen Stress mehr.“

Auswechslu­ng war ein Missverstä­ndnis

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Foto: Ulrich Wagner Caiuby Francisco da Silva stand gestern den Medien ausführlic­h Rede und Antwort.

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