Reisen durch Zeit und Raum
Weltweit stand er in den Schlagzeilen: Ross Edgley, ein wohl mit allen Wassern gewaschener Engländer, ist einmal um die britische Insel geschwommen. Es dauerte 157 Tage, bis er an jenem Fleck angelangte, von dem er gestartet war. Ein extremer Fall von männlicher Sturheit? War er zu eitel, um nach dem Weg zu fragen? Oder hat sein Navi ihn im Kreis geführt? Nein. Edgley wollte sich einen Platz im Guinness-Buch der Rekorde sichern. Und tatsächlich meisterte noch nie jemand diese Route so schnell wie er.
Schon immer war das Reisen in Rekordzeit eine Idee, die den Ehrgeiz der Menschheit beflügelte. In 80 Tagen um die Welt, davon träumte der Autor Jules Vernes im 19. Jahrhundert. Heute zischt in Japan der Schnellzug Shinkansen mit 300 Kilometern pro Stunde durch die Prärie, und ein Flug von München nach Moskau dauert drei Stunden. Zeit und Raum sind eben relativ. Alte Einsteinsche Weisheit. Dass Tempo nicht immer Trumpf ist, beweist dagegen oft die Kunst. Derzeit läuft der Film „25 km/h“in den Kinos – und feiert die Entschleunigung. Er erzählt von zwei Männern, die im Schneckentempo auf altersschwachen Mofas quer durch Deutschland rattern. Vom Schwarzwald bis zum Timmendorfer Strand. Der Kinogänger soll sich jedoch nicht täuschen lassen: Für etwa 850 Kilometer benötigen die Männer 116 Spielfilm-Minuten. Das ergäbe eine Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 450 km/h – ohne Pinkelpause. Rekordverdächtig.
Ob sich Tempo beim Reisen lohnt? Fragen wir doch die Schauspieler, die sich ihre Gesäße auf den Mofas wundsitzen mussten. Oder Ross Edgley, dem wohl inzwischen Schwimmhäute gewachsen sind.