Macht Instagram süchtig?
Medien Um uns bei der Stange zu halten, verwenden soziale Medien Tricks. Eine K!ar.Texterin hat nachgeforscht
Das Warten auf den Bus ist wieder unglaublich langweilig – also schnell das Handy zücken und InstagramPosts checken. Hat die Lieblingsband endlich die Tourdaten bekannt gegeben? Gibt es aktuelle Bilder vom Baby der Influencerin Bibi und ihrem Mann? Ach ja, die neueste Story von Kylie Jenner ist auch online ... Scheint alles ziemlich wichtig. Aber auch wirklich notwendig?
Heutzutage nutzt mehr als eine Milliarde Menschen aktiv Instagram. Täglich werden über 60 Millionen Fotos hochgeladen und 3,5 Milliarden Likes verteilt. Unvorstellbar? Irgendwie müssen die vielen Instagram-Nutzer ja zufriedengestellt werden. Weitere interessante Zahlen: Mehr als 100000 junge Menschen in Deutschland sind laut einer Studie der Deutschen Angestellten Krankenkasse, kurz DAK, süchtig nach sozialen Medien. Zumindest von meinen befragten Freunden hat sich niemand als süchtig empfunden oder glaubt, dass diese App in irgendeiner Weise abhängig macht.
Doch was genau soll nach Instagram süchtig machen? Die Entwickler der App haben absichtlich folgende Suchtfaktoren einprogrammiert: Unter anderem wird, nachdem man ein Bild oder Video angesehen hat, sofort ein neues eingeblendet, welches aufgrund des individuellen Nutzungsverhaltens gezielt ausgewählt wird. Es entsteht ein richtiger Instagram-Algorithmus: Das heißt, es wird konkret analysiert, wie sich der Nutzer verhält. Auf Basis dessen werden die Beiträge angezeigt.
Als weiteren Trick, den kennt wahrscheinlich jeder, gibt es die Pull-to-Refresh-Funktion, bei der einmal am Bildschirm heruntergezogen wird, um die neusten Bilder angezeigt zu bekommen. Das Ungewisse, ob als nächstes etwas Interessantes oder doch nur ein langweiliger Post erscheint, lässt uns immer wieder am Bildschirm herunterwischen.
Ein drittes Beispiel ist der LikeButton: Unser Körper verspürt tatsächlich ein enormes Glücksgefühl, wenn wir ein „Gefällt mir“erhalten. Daneben wird unser Interesse von einem rotleuchtenden Benachrichtigungssymbol geweckt.
Viele Instagram-Nutzer wissen genau, wie sie sich auf dem sozialen Netzwerk verhalten müssen, um die meisten Follower anzulocken. Die erfolgreichsten Instagramer verdienen Geld mit ihren Posts: einige tausend Euro – pro Bild. Influencer stehen deshalb unter permanentem Druck; das Wichtigste für sie ist, möglichst viele Likes für ein Bild zu bekommen. Einige steuern dem gezielt entgegen und machen auf das Problem aufmerksam: Indem sie Bilder posten, die absichtlich nicht perfekt sind. Oder sie verfassen Texte, die Hinweise auf das gestellte Leben eines Influencer enthalten.
Recherchen in meinem Freundesund Bekanntenkreis haben ergeben: Für alle Nutzer ist Instagram ein guter Zeitvertreib. Sich durch die neuesten Posts, lustige Memes, Life-Goal-Sprüche oder aktuelle Modetrends zu scrollen, ist kurzweilig. Außerdem bleibt man dank des Mediums immer auf dem neuesten Stand, denn sogar Nachrichtendienste sind dort vertreten. Instagram ist praktisch, um Freunde zu kontaktieren, neue Leute kennenzulernen oder alte Bekannte wiederzufinden – weil so ziemlich jeder ein Profil dort besitzt. Es ist gut, dass alles vernetzt ist. Auf diese Weise kann man mitverfolgen, was auf der ganzen Welt passiert.
Aber: Auch wenn man weiß, dass die scheinbar perfekten Bilder nur „vorgetäuscht“sind, vergleicht man sich trotzdem mit anderen Leuten und Influencern auf den sozialen Plattformen. Und natürlich erscheint das eigene Leben im Vergleich dazu plötzlich langweilig.
Mein Fazit: Instagram ist mit Sicherheit kein berechnendes SocialMedia-Monster mit Algorithmus im Hintergrund. Ob man es unbedingt braucht? Nein, da waren sich alle Befragten einig. Also wundert es nicht, dass es immer noch Jugendliche gibt, die Instagram nicht installiert haben.
Habt ihr schon einmal einen ganzen Tag ohne Instagram verbracht? Jede Meldung und jeden Beitrag ignoriert? Wenn nicht, dann wird es höchste Zeit – denn dieses Experiment ist schwieriger als gedacht.