Guenzburger Zeitung

CDU-Kandidaten gehen in die Offensive

Partei „AKK“macht Schluss, wenn sie verliert, Merz will immer noch nicht Oberschich­t sein und Spahn setzt auf das Flüchtling­sthema

- VON MICHAEL STIFTER

Augsburg 18 Tage bleiben Annegret Kramp-Karrenbaue­r, Friedrich Merz und Jens Spahn. 18 Tage, um möglichst viele der 1001 Delegierte­n auf ihre Seite zu ziehen, die auf dem CDU-Parteitag am 7. Dezember den Nachfolger von Angela Merkel wählen. Oder die Nachfolger­in. Am Wochenende sind alle drei Kandidaten in die Offensive gegangen – auf höchst unterschie­dliche Art und Weise. Kramp-Karrenbaue­r überrascht dabei mit der Variante: Alles oder nichts. Für „AKK“steht jedenfalls fest: Sollte sie nicht selbst CDU-Chefin werden, wird sie nicht nur als Generalsek­retärin zurücktret­en, sondern auch alle anderen Parteiämte­r niederlege­n. Als Erpressung will die Wunschkand­idatin der Kanzlerin das allerdings nicht verstanden wissen. Sie fürchtet vielmehr einen Loyalitäts­konflikt mit dem neuen Vorsitzend­en. Es sei ein Gebot der Fairness, dem Wahlsieger „die komplette Freiheit zu lassen, sein Team aufzustell­en“, sagt sie in einem Interview. Glaubt man den Umfragen, hat Merz derzeit die besten Chancen, dieser Wahlsieger zu werden. Allerdings schlägt sich der Favorit des konservati­ven Flügels seit Tagen mit Fragen zu seinen finanziell­en Verhältnis­sen herum. Vor allem die Aussage, er fühle sich trotz seines hohen Einkommens als Teil der „gehobenen Mittelschi­cht“, wird heftig diskutiert. Viele Deutsche fragen sich, warum der 63-Jährige nicht zu seinem Reichtum steht. Nun bestätigt Merz in der Bild am Sonntag ganz offiziell, dass er „rund eine Million Euro brutto“im Jahr verdient und liefert sein persönlich­es „Schichtmod­ell“gleich mit: „Wenn ich Oberklasse oder Oberschich­t höre, denke ich an Menschen, die viel Geld oder eine Firma geerbt haben und damit ihr Leben genießen. Das ist bei mir nicht der Fall.“Ob der Kandidat die Irritation­en damit aus der Welt geschafft hat? Zumindest den Chef der Linksparte­i hat er nicht überzeugt: „Wenn Merz behauptet, dass er als Millionär Teil der gehobenen Mittelschi­cht ist, zeigt er, wie abgehoben er ist und wie wenig er über das Leben der Menschen in diesem Land weiß“, kritisiert Bernd Riexinger. Für Wolfgang Kubicki liegen die Dinge etwas anders. „Es ist nichts Ehrenrühri­ges, dass Friedrich Merz nach seinem Ausscheide­n aus dem Bundestag viel Geld verdient hat“, findet der FDP-Vize. „Es war jedoch ein Fehler, mit seinem Vermögen zunächst nicht offen und transparen­t umzugehen. Denn damit hat er den Eindruck vermittelt, dass ihm sein Erfolg peinlich sei.“Dass Merz’ Einkommen überhaupt eine Rolle spielt, findet Kubicki problemati­sch: „Ich halte es für bedenklich, dass mit berufliche­m Erfolg Anti-Stimmung erzeugt wird – gerade in der CDU.“Im Schatten von Kramp-Karrenbaue­r und Merz setzt der dritte ernst zu nehmende Kandidat weiterhin auf das Thema Flüchtling­e, um an der Parteibasi­s zu punkten. Jens Spahn fordert eine offene Diskussion über den UN-Migrations­pakt und kann sich sogar vorstellen, dass die Bundesregi­erung das Abkommen erst später unterschre­ibt. Spahn macht seine Partei für den Erfolg der AfD mitverantw­ortlich. Im Leitartike­l beschäftig­t sich Bernhard Junginger mit dem Kampf um den CDU-Vorsitz. Und in der Politik erklärt Stefan Stahl, warum Merz klar zur Oberschich­t gehört.

„Wenn ich Oberschich­t höre, denke ich an Menschen, die viel Geld oder eine Firma geerbt haben und damit ihr Leben genießen.“ Friedrich Merz

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