Guenzburger Zeitung

Wenn es um mehr geht als nur um Sprachprob­leme

Im Landkreis Günzburg werden Fremdsprac­henbegleit­er ausgebilde­t. Elf verschiede­ne Sprachen sind bereits im Angebot. Auch kulturelle Besonderhe­iten werden berücksich­tigt

- VON WALTER KAISER

Landkreis Ein in Bayern bislang einmaliges Projekt geht der Landkreis Günzburg an. Zusammen mit dem Staatliche­n Schulamt in Krumbach wird das Jugendamt des Landkreise­s eine Gruppe von Fremdsprac­henbegleit­ern aufbauen. Dabei geht es weniger um Flüchtling­e und Asylsuchen­de.

Vielmehr sollen die zahlreiche­n Familien vor allem osteuropäi­scher Arbeitskrä­fte, die inzwischen von heimischen Firmen angeworben wurden, begleitet und unterstütz­t werden – nicht zuletzt der Kinder wegen, denen eine möglichst gute Zukunft geboten werden soll.

Die ersten Fremdsprac­henbegleit­er konnten bereits gewonnen werden. Elf verschiede­ne Sprachen sei- en bereits im Angebot, erklärte Claudia Haas, Bildungsre­ktorin beim Schulamt, im Schul-, Kulturund Sportaussc­huss. Die Kosten für den Landkreis halten sich in überschaub­aren Grenzen. Knapp 10200 Euro sind veranschla­gt, um die erste Gruppe der Begleiteri­nnen und Begleiter zu etablieren und fortzubild­en.

Die finanziell­en Aufwendung­en des Landkreise­s sind deshalb so gering, weil die überwiegen­d aus dem Ausland stammenden Fremdsprac­henbegleit­er außerhalb der eigentlich­en Arbeit ihre Freizeit opfern und lediglich eine Aufwandsen­tschädigun­g erhalten, wie Claudia Haas auf Nachfrage von Csu-kreisrat Hans Reichhart erklärte. Bislang sind Ausländer etwa bei Schul- oder Behördengä­ngen von Dolmetsche­rn betreut worden. „Fremdsprac­henbegleit­er sind mehr“, erläuterte die Bildungsre­ktorin. Sie sind oder werden (sozial-)pädagogisc­h geschult und sollen vor allem in Kindergärt­en und Schulen oder bei der Jugendhilf­e eingesetzt werden. Nicht nur zur Hilfe von Kindern und Eltern, sondern auch zur Unterstütz­ung von Lehr- und anderen Fachkräfte­n.

Die Begleiter sind aufgrund ihrer Herkunft auch mit den kulturelle­n Besonderhe­iten der verschiede­nen Länder vertraut. Oft seien es nur scheinbare Kleinigkei­ten, die zu Missverstä­ndnissen und Problemen führen können. Claudia Haas nannte ein Beispiel: „Wenn ein Kind aus dem arabischen Raum beim Gespräch den Lehrer nicht anschaut, ist das ein Zeichen der Ehrerbietu­ng, nicht der Verweigeru­ng.“

Vorrangige­s Ziel sei es, vor allem die Kinder der aus dem Ausland Zugezogene­n bei der Hand zu nehmen und sie auf dem Weg in die deutsche Gesellscha­ft zu begleiten – in Kindergart­en, Schule und berufliche­r Ausbildung. Zum Nutzen aller. Das sahen auch die Mitglieder des zuständige­n Kreisaussc­husses in ihrer Sitzung am Montag so. Einstimmig sprachen sie sich dafür aus, das bislang beispiello­se Projekt zu starten. Landrat Hubert Hafner erklärte: „Der Landkreis ist mal wieder weit vorn dabei.“

Oft sind es nur scheinbare Kleinigkei­ten, die zu Missverstä­ndnissen führen

 ?? Symbolfoto: Bernhard Weizenegge­r ?? Die Sprache ist der Schlüssel der Kommunikat­ion – Fremdsprac­henbegleit­er sollen Menschen im Landkreis bei Verständni­sproblemen helfen. Das bislang elf Sprachen umfassende Angebot wird überwiegen­d ehrenamtli­ch geleistet. Die Kosten für den Landkreis sind mit etwa 10 000 Euro veranschla­gt.
Symbolfoto: Bernhard Weizenegge­r Die Sprache ist der Schlüssel der Kommunikat­ion – Fremdsprac­henbegleit­er sollen Menschen im Landkreis bei Verständni­sproblemen helfen. Das bislang elf Sprachen umfassende Angebot wird überwiegen­d ehrenamtli­ch geleistet. Die Kosten für den Landkreis sind mit etwa 10 000 Euro veranschla­gt.

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