Guenzburger Zeitung

Shopping – aber nicht um jeden Preis

Warum man beim Günzburger Modehaus Schild nichts vom „Black Friday“hält. Und wie das Familienun­ternehmen stattdesse­n Kunden zum nachhaltig­en Einkauf anregen will

- VON REBEKKA JAKOB Das Ergebnis der Spendenakt­ion wird unter www.plant-for-the-planet.org und www.modehaus-schild.de veröffentl­icht.

Günzburg Man kann sich diese Woche fast nicht davor retten: „Cyber Monday“, „Shopping-week“und „Black Friday“heißen die Werbeaktio­nen, die vor allem Onlinehänd­ler rund um das amerikanis­che Thanksgivi­ng-fest auf allen Kanälen aggressiv bewerben. Das Günzburger Modehaus Schild setzt diese Woche bewusst einen Kontrapunk­t dagegen: Bei Schild ist am Freitag, 23. November, Green Friday – und es geht ausdrückli­ch nicht darum, an diesem Tag besonders viel zu verkaufen. Judith Ganser, Mitglied der Geschäftsf­ührung in dem Familienun­ternehmen, erklärt, was hinter der Idee steckt.

„Eigentlich ist die Vorweihnac­htszeit, der Advent, doch eine Zeit der Besinnung“, sagt die Günzburger­in. „Doch gleichzeit­ig geht es im Handel um unnötigen Konsum und Rabattschl­achten.“Dagegen möchte das Modehaus mit seiner Aktion ein Zeichen setzen: „Für jeden Einkauf bei uns an diesem Tag – ob es nun für einen oder für 100 Euro ist – pflanzt die Organisati­on Plant for the Planet einen Baum.“Schild unterstütz­t mit einem Euro pro Einkauf die Organisati­on, die sich zum Ziel gesetzt hat, weitere 1000 Milliarden Bäume auf die Welt zu pflanzen. Kinder im Alter von neun bis zwölf Jahren sind die Botschafte­r der 2007 vom damals neunjährig­en Felix Finkbeiner gegründete­n Organisati­on – einige werden dann am Samstag, 24. November, als Botschafte­r bei Schild vor Ort sein und Konzepte für eine bessere, nachhaltig­e Welt präsentier­en.

Natürlich ist für Judith Ganser klar: „Das Weihnachts­geschäft ist für uns die wichtigste Phase des Jahres.“Dass das Modehaus Schild in den Wochen vor dem Fest den größten Umsatz macht, weil sich Kunden mit Geschenken, aber auch mit festlicher Kleidung für Weihnachte­n und den Jahreswech­sel eindecken, leuchtet ein. Das Familienun­ternehmen kann sich aber den Luxus leisten, nicht auf Shopping um jeden Preis zu setzen. Ganser: „Bei uns steht kein Konzernkon­troller da, der uns am Jahresumsa­tz misst.“Die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r des Modehauses können deshalb auch so beraten, dass der Kunde tatsächlic­h nachhaltig einkauft, wenn er das möchte. „Lieber verkaufen wir einmal nichts, anstelle etwas Sinnloses verkauft zu haben.“

Judith Ganser ist es dabei wichtig, dass auch das Angebot im Laden zum Thema Nachhaltig­keit passt.

„Wir bieten Kollektion­en von Firmen an, die in Deutschlan­d produziere­n, darunter sind viele Familienun­ternehmen.“Wäsche von Mey beispielsw­eise gehöre dazu, auch bei den Männersach­en gibt es Kleidung Made in Germany. Daneben sind aber eben auch große Marken vorhanden, die vielleicht etwas preiswerte­r sind, aber eben auch nicht hier herstellen. Der Kunde soll die Wahl haben, auch beim Preis. „Wir können und wollen natürlich niemandem vorschreib­en, was er zu kaufen hat.“Ganser ermuntert die Kunden dazu, nachzufrag­en, wo die

Kleidung herkommt. „Bei inhabergef­ührten Marken wird einfach auf die Produktion geachtet – das sieht man dann auch in der Qualität.“Ein Gespür dafür kann jeder selbst bekommen, wenn er sich Zeit nimmt für den Einkauf und die Sachen genau anschaut, rät sie. „Bei einem Feinstrick­pulli zum Beispiel sieht man, wie das Maschenbil­d aussieht, wie dicht es gestrickt ist. Mehr Faden bedeutet auch größere Haltbarkei­t.“Das gelte auch für die Nähte: Gute Wäsche zum Beispiel weise eine elastische Naht auf – nicht mit Gummifaden genäht, sondern mit

einem besonderen Nahtmuster. Nachhaltig einzukaufe­n muss auch nicht unbedingt teurer sein – denn der vermeintli­ch günstige Preis eines Kleidungss­tücks ist oft ein Trugschlus­s. „Eine hochwertig­e Jacke ist fünf oder sechs Jahre schön. Damit ist man dann am Ende günstiger als mit den 100-Euro-jacken, die man nach einer Saison wegwirft“, sagt Judith Ganser.

Wer übrigens am Green Friday und am Samstag gar keine Kleidung einkaufen möchte, kann bei Schild übrigens auch anderweiti­g die Aktion „Plant for the Planet“unterstütz­en:

Dort gibt es nämlich auch „Die gute Schokolade“zu kaufen, deren Erlös ebenfalls für neue Bäume verwendet wird. Und damit für die Aktion, die neue Bäume auf die Welt bringen soll, keine Bäume gefällt werden müssen, hat Judith Ganser auch vorgesorgt: „Die Einladung zur Teilnahme an unsere Kunden geht nicht auf Hochglanzp­apier raus – sondern per E-mail.“

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Mit der Aktion „Green Friday“will Judith Ganser beim Günzburger Modehaus Schild bewusst einen Kontrapunk­t zu Rabattschl­achten und unnötigem Konsum rund um den „Black Friday“setzen.

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