Spiele ziehen sie seit 40 Jahren magnetisch an
In Nattenhausen setzt Familie Schackert entgegen dem Trend zur Massenware bewusst auf Qualität
Nattenhausen Seit 40 Jahren bringen sie die faszinierende Welt des Magnetismus in Einklang mit der Freude am Spielen mit hochwertigen Holzteilen. Die Oberschwäbischen Magnetspiele, die Firma der Familie Schackert, hat in vier Jahrzehnten so viele verschiedene Spiele-möglichkeiten entwickelt, dass inzwischen zwei Generationen mit den bunten Holzteilen aufgewachsen sind. Der Katalog umfasst über 140 Produkte.
Angefangen, erinnert sich der promovierte Physiker Peter Schackert, hat alles mit der Mengenlehre. Damals suchten Pädagogen nach anschaulichem Unterrichtsmaterial. Peter Schackert, der den Magnetoplan aus der Industrie kannte, brach die Technik einfach auf Grundschulebene herunter. Flächen darstellen, Teilflächen in bunten, gut zu unterscheidenden Farben zusammensetzen, und das am besten an einer senkrecht stehenden Wand, da waren die physikalischen Eigenschaften eines Magnetfeldes perfekt: leicht zu bewegen und dennoch fest verankert wie angeklebt.
Doch Peter Schackert wusste schnell, dass sich der Magnetismus noch zu viel mehr eignet. Er begann, Spiele zu entwickeln. 1978 besuchten die Schackerts erstmals die weltberühmte Spielwarenmesse, und das auf Anhieb mit großem Erfolg. „Früher war die Messe ein Muss. Da hat man die Auftragsbücher für das ganze Jahr vollgeschrieben“, erinnert sich Karin, die die geschäftliche Seite des Unternehmens leitet. Das hat sich in den Zeiten des Internets völlig geändert, dennoch wollen die Schackerts 2019 wieder auf die Messe. „Sich zeigen, ins Bewusstsein bringen, ist wichtig. Und außerdem können wir im nächsten Jahr eine wirklich grundlegende Neuheit präsentieren“, freut sich Peter Schackert, der eigentlich schon das Rentenalter erreicht hat, aber weiterhin mit Leib und Seele an immer neuen Umsetzungen der verblüffenden Magneteffekte tüftelt.
Die liebevoll gestalteten Spielbretter werden von Grafikern entworfen und müssen den Vorlieben der Zeit angepasst werden. Mit den gesetzlichen Vorgaben haben die Schackerts selten Probleme. Nur einmal, erinnert sich Karin Schackert, musste in der vierzigjährigen Unternehmensgeschichte eine Spielversion vom Markt genommen werden, weil sich die Vorschriften über die Magnetgrößen geändert hatten. Dem Trend der sinkenden Qualität passen sich die Oberschwäbischen Magnetspiele nicht an. Bei den Oberschwäbischen Magnetspielen sind beklebte Pappböden tabu. Beste Qualität ist das Credo: Vollholzrahmen, hochwertige Magnetbleche, denen das Spielfeld auf der hauseigenen Druckmaschine aufgedruckt wird. Das ist keine Allerweltsarbeit, denn das Drucken auf Magnet erfordert eine besondere Technik, erklärt Peter Schackert. Deshalb drucken die Spielemacher die „Bretter“auf der eigenen Maschine selbst. Auf diesen „Spielbrettern“finden die handschmeichlerischen Spielsteine in giftfreien Farben dank der kleinen Magnete ihren rutschfesten Halt. Es sind unzählige Einzelteile, die für ein Spiel benötigt werden. Trotzdem haben es die Schackerts geschafft, alle Zulieferungen, mit Ausnahme der nur in China erhältlichen Magnete, von deutschen Firmen zu erhalten. „Die Buchenholzrahmen lassen wir seit Jahren nur noch in Ursberg fertigen, da stimmt die Qualität“, erklärt Peter Schackert.
„So hochwertige Spiele haben inzwischen nur noch einen kleinen Markt. Wir fertigen mehr denn je für öffentliche Einrichtungen, Kinderkrippen und -gärten, aber auch Seniorenheime gehören zu unserem Kundenkreis.“Während in den Einrichtungen für Kinder neben den vielen Lernspielen, Lernsystemen, Magnetboxen und -legespielen auch die lustigen neuen Spiele gefragt sind, werden für Erwachsene überwiegend Klassiker gebaut. Halma, Mensch ärgere dich nicht, Schach, Mühle und Dame: Brettspiele, die so konstruiert sind, dass sie auch von Menschen genutzt werden können, die eine Einschränkung beim Greifen haben. Diese Spiele erleichtern die Nutzung, weil die Spielsteine nicht verrutschen. Für Kinder und Senioren gleichermaßen wichtig ist die Griffigkeit.
Ins Familienunternehmen eingebunden ist auch Sohn Florian, dem die Umsetzung der väterlichen Ideen in Konstruktionszeichnungen obliegt. Und gemeinsam wird getüftelt, kritisch gespielt, verworfen und überarbeitet bis das allen Familienmitgliedern optimal scheinende Spiel auf dem Tisch liegt.