Janine Bergers emotionale Rückkehr an ihr Olympia-gerät
Erstmals seit ihrer schweren Verletzung hat sich die Bubesheimerin wieder an den Sprung getraut. Im Gespräch erzählt sie von dem harten Weg zum Comeback
Frau Berger, vor einer Woche haben wir noch darüber gesprochen, dass Sie beim letzten Bundesligawettkampf der Saison in Berlin wieder nur am Stufenbarren an den Start gehen werden. Nach dem Wettkampf posteten Sie ein Video in den sozialen Netzwerken, das Sie am Sprung zeigt, Ihrem Spezialgerät. Wie kam es zu der Überraschung?
Janine Berger: Ich wusste nicht, ob es vom Knie her funktioniert. Deshalb waren nur mein Trainer und das Team eingeweiht. Nicht einmal meinem Vater habe ich es vorher gesagt. Ich wollte keine unnötigen Hoffnungen machen. Schließlich habe ich den Sprung über drei Jahre lang nicht im Wettkampf geturnt.
Die Sorgen waren scheinbar unberechtigt. Mit 13,25 haben sie eine gute Wertung erzielt.
Berger: Ich kenne mein Knie, nach vier Operationen ist es einfach nicht mehr so stabil wie früher. Aber ich bin mit dem Sprung sehr zufrieden. Für mich war es ein einfacherer Sprung, nicht auf einem solchen Niveau wie damals bei Olympia (Anmerkung: Damals holte Berger mit
15,016 Punkten Platz vier). Aber von der Punktzahl her kann ich damit schon auf deutscher Ebene mithalten.
Das Comeback ist also gelungen. Das sicher auch ein emotionaler Moment.
Berger: Ich konnte tagelang nicht richtig schlafen und war total aufgeregt. So kannte ich mich gar nicht. Als es ernst wurde, hatte ich dann ein leichtes Ziehen in der Kniekehle und sofort sind innerlich die Alarmglocken losgegangen. Aber mein Physio meinte, das käme wohl von der Aufregung. Ich habe dann einen Glücksbringer auf die Anlaufbahn gelegt, den mit mein Freund ge- schenkt hat. Einen kleinen Anhänger, auf dem stand „Heute ist dein Tag“. Und ich hatte dann auch beim Sprung selbst und danach keine Probleme. Es hat sich wie früher ange- fühlt. Diesen Tag werde ich sicher nicht so schnell wieder vergessen.
Wie haben Sie sich auf das Comeback vorbereitet?
Berger: Im Juni haben wir mit dem Training begonnen. Mir war es dabei wichtig, immer auf mein Knie zu hören. Es ist nicht mehr das alte, obwohl ich viel Krafttraining gemacht habe. Aber ich wollte nur springen, wenn ich mich fit fühlte. Lieber habe ich vier bis fünf gute Versuche gemacht statt 20. In Berlin haben sie mir dann sogar einen Fahrradtrainer in die Halle geliefert, damit ich mich aufwärmen kann wie im Training. Außerdem haben wir in einer anderen Halle vorher unter Originalbedingungen trainiert, die wir in Ulm nicht haben.
Nebenbei haben Sie ja mit dem SSV Ulm als Aufsteiger den Klassenerhalt in der 1. Bundesliga klar gemacht.
Das freut mich natürlich besonders. Insgesamt hat das Team über die Saison eine tolle Leistung gezeigt, am Ende sind wir Sechster geworden und freuen uns, nächstes Jahr wieder in der 1. Bundesliga turnen zu dürfen.
Wie geht es jetzt für Sie weiter? Treten Sie nächstes Jahr regelmäßig am Sprung an?
Ich bin ganz auf Sicherheit bedacht. Schließlich war es vor zwei Jahren noch ausgeschlossen, dass ich je wieder den Sprung trainiere. Ich sage immer: Ich spreche alles mit meinem Knie ab. Wenn es nicht will, dann versuche ich, es wieder auf meine Seite zu ziehen. Wenn das funktioniert, werde ich natürlich versuchen, mich zu steigern. Der Sprung ist das Gerät, an dem ich meine größten Erfolge feiern konnte, ich habe da viel Arbeit reingesteckt. Ich bereite mich auf März vor, dann geht die Bundesliga wieder los. Dann sehen wir weiter. Ich bin offen für alles.