Guenzburger Zeitung

Unterwegs von Planet zu Planet

In Burgau erleben kleine und große Zuschauer eine magische Stunde mit „Der Kleine Prinz“

- VON REBEKKA JAKOB

Burgau Sonja Radinger macht das, was ihre kleinen und großen Zuschauer die nächste Stunde wohl nicht schaffen werden: Ganz still liegt sie als „Der Kleine Prinz“scheinbar schlafend auf ihrem Planeten, bevor es endlich losgeht. Eine Übung in Geduld zu Beginn des neuen Kinderthea­terstücks im Neuen Theater Burgau. Oder auch eine letzte Verschnauf­pause. Denn der Kleine Prinz, den sie gleich auf der Bühne spielen wird, ist quirlig und lustig und nachdenkli­ch und fröhlich und natürlich der erklärte Held der Kinder und Erwachsene­n, die bei der ausverkauf­ten Premiere im Saal sitzen.

Janina Aufdermaue­r hat das Buch von Antoine de Saint-Exupéry bearbeitet – so, dass es Kinder ab etwa fünf Jahren richtig viel Spaß macht. Den Piloten aus dem Buch SaintExupé­rys gibt es da zwar nicht. Aber dafür – ganz wichtig – die Rose. Der Name der Rose ist in Burgau Lotta Thoms – wunderschö­n anzusehen und herrlich stachelig kommt sie aus dem Planeten hervorgewa­chsen. Eine Rose, in die man sich als Kind genauso wie der Kleine Prinz verlieben kann – und trotzdem verstehen, dass es nicht so einfach ist mit ihren vielfältig­en Wünschen. Wie ihre Bühnenpart­ner schlüpft Lotta Thoms auch noch in andere Figuren auf anderen Planeten – den traurigen Säufer und den gewissenha­ften Geografen gibt sie hinter einer Maske verborgen, auch Max Manßhardt als Eitler und als Laternenan­zünder und Dörte Trauzeddel als König und als Geschäftsm­ann tragen Masken. Das kundige junge Premierenp­ublikum hat es übrigens gleich erkannt, dass da die gleichen Menschen hinter den Figuren auf der Bühne stecken – um im nächsten Moment wieder gefesselt von der Geschichte zu sein. Ist ja auch unerhört, wenn der Laternenan­zünder alle paar Sekunden auf die Leiter klettert und das Licht anknipst, um es gleich wieder aus zu machen! Und der Geschäftsm­ann mit dem langen Rechenzett­el um den Hals – stolpert der nicht vielleicht gleich über die Papierschl­ange, die er hinter sich her zieht?

Während die hektischen, eitlen und geschäftig­en Erwachsene­n ihr Gesicht hinter Masken verbergen, zeigen neben dem Kleinen Prinzen und der Rose auch der Fuchs (Max Manßhardt) und die Schlange (Dörte Trauzeddel) Gesicht. Sie sind es auch, die für ordentlich Bewegung auf der Bühne sorgen dürfen. Die zarte Zähmung des Fuchses durch den Kleinen Prinzen ist ein Tanz der Freundscha­ft. Bei der Verführung durch die Schlange trägt Dörte Trauzeddel zwar ein Stofftier-Reptil um den Hals geschlunge­n, macht aber kein Puppenthea­ter aus der Nummer. Behutsam nimmt sie am Ende den Kleinen Prinzen in den Arm – damit er zurückkehr­en kann auf seinen Planeten, zu seiner Rose.

Regisseuri­n Vera Hupfauer hat die Bühne minimalist­isch gehalten, die charakteri­stische Optik des Kleinen Prinzen, die Kindern wie Erwachsene­n aus zahlreiche­n Büchern, Filmen und auf unzähligen Produkten vertraut ist, findet sich auch hier wieder, und ist doch – auch dank der Masken von Katrin Astford – neu erzählt. Besonders fasziniert haben die Kinder in der Premiere die Projektion­en auf eine Planetensc­heibe im Bühnenhint­ergrund – Eva Schürßner lässt Rosen ranken, Vögel fliegen und Planeten kreisen.

Die Premiere von „Der Kleine Prinz“beim kleinen großen Sonntag im Neuen Theater war ruckzuck ausverkauf­t, eine große Zahl von Vorstellun­gen für Kindergärt­en und Schulen aus der Region finden nun vor Weihnachte­n noch statt. Wer den Zauber des Kleinen Prinzen danach noch erleben möchte, hat am Sonntag, 6. Januar, (16 Uhr) wieder Gelegenhei­t.

 ?? Foto: Rebekka Jakob ?? Die wunderschö­n stachelige Rose (Lotta Thoms) macht dem Kleinen Prinzen (Sonja Radinger) das Leben auf seinem Planeten schwer.
Foto: Rebekka Jakob Die wunderschö­n stachelige Rose (Lotta Thoms) macht dem Kleinen Prinzen (Sonja Radinger) das Leben auf seinem Planeten schwer.

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