Zwei Fäuste für ein Halleluja
Tina Rupprecht geht locker, aber hoch motiviert in den WM-Kampf gegen Niorkis Carreno aus Venezuela. Veranstalter rechnen mit einer ausverkauften Halle in Kühbach
Augsburg „Klotzen, nicht kleckern“lautet das Motto, wenn am Samstag die Augsburgerin Tina Rupprecht im Kühbacher Sportpark (Landkreis Aichach-Friedberg) ihren WM-Gürtel im Minimumgewicht verteidigen will. Wenn „Tiny-Tina“gegen 23 Uhr in den Ring steigt und Carola Gooss vor dem Kampf die deutsche Nationalhymne singt, dann wird auch Prominenz mit der Augsburgerin in der Halle mitfiebern. Wie Sternekoch Alfons Schuhbeck, IBF-Weltmeister Arthur Abraham oder die österreichische Filmschauspielerin Esther Kuhn („Willkommen bei den Hartmanns“, „Soko Kitzbühel“). Promoter Alexander Petkovic und seine Partnerin Nadine Rasche versprechen eine große Show bei dieser Box-Gala, die um 18 Uhr beginnt.
Der Kampf zwischen Rupprecht und Niorkis Carreno aus Venezuela wird auch der Streamingdienst ranFighting live übertragen und dabei kommt es zu einer Weltpremiere (siehe eigener Kasten).
Nadine Rasche und Alexander Petkovic sehen viel Potenzial bei Rupprecht. Man kann sich durchaus vorstellen, dass die 26-Jährige in die Nähe einer Regina Halmich rücken könnte. Nadine Rasche weiß, dass der Weg dahin aber noch lang und steinig ist. „Wenn sie heute in Deutschland in einen voll besetzten Bus steigen und fragen, wer Tina Rupprecht ist, und einer aufsteht und sagt: ,Die kenne ich!‘, dann ist schon viel erreicht. Das sollte aber kein Bus in Augsburg sein“, lacht Rasche. Die smarte Promoterin kennt das Geschäft und weiß, wie der Hase läuft. Um Frauenboxen richtig salonfähig zu machen, ist mehr wichtig als nur ein toller Punch der Boxerin.
„Für eine gute Vermarktung muss das Gesamtpaket stimmen. musst immer auch als Jäger in den Ring steigen.“Heißt: sich nicht zu sehr in die Defensive drängen lassen. Die Augsburgerin gibt sich locker, zeigt sich aber auch extrem motiviert. Einer Sparringspartnerin aus Rumänien hat sie kürzlich das Nasenbein gebrochen. Ihr Trainer Alexander Haan zuckt mit den Schultern: „Das passiert eben beim Boxen. Es ist normal, dass etwas bricht oder platzt.“
Vor fast genau einem Jahr gewann Rupprecht gegen die Französin Anne Sophie da Costa den InterimsTitel in Kühbach. Jetzt verteidigt sie an gleicher Stelle ihren WM-Titel, den sie im Mai in Unterschleißheim gewonnen hat. „Das ist schon irgendwie jetzt ein Heimspiel für mich. Das Publikum wird mich sicher nach vorne peitschen.“Vor einem Jahr kamen knapp über 1000 Besucher zur Box-Nacht nach Kühbach.
Am Samstag werden wohl mehr Leute im Sportpark sein. „Wir haben weniger VIP-Tische und insgesamt mehr Platz. Wenn die Veranstaltung ausverkauft ist, werden 1600 Menschen bei der Veranstaltung sein. Über 80 Prozent der Tickets sind bereits verkauft“, so Promoter Alexander Petkovic.
Obwohl es kein Videomaterial über die Gegnerin aus Venezuela gibt, ist Haan vom Sieg seines Schützlings überzeugt: „Es hat sich ja nichts geändert. Egal ob Titelverteidiger oder Herausforderer – ein Boxer muss immer hungrig sein. Wenn man mit der Einstellung reingeht, dass man etwas verlieren kann, hat man schon verloren. Ich bin von Tina zu hundert Prozent überzeugt.“
In Kühbach werden insgesamt zehn Boxkämpfe (ab 18 Uhr) stattfinden. Im Ring werden dann unter anderem der Junioren-Weltmeister Granit Stein (trainiert von Alexander Haan) aus Ingolstadt oder der ebenfalls talentierte Armenier Vartan Avetisyan stehen.
● Premiere beim Boxen
Erstmals wird bei einem Boxkampf auf Virtual Reality (VR) gesetzt. Fernsehzuschauer, die am Internet angeschlossen sind, können den Kampf von Tina Rupprecht mit einer Art 3D-Brille verfolgen, die es im Handel ab 20 Euro zu kaufen gibt. Diese Brillen werden auch oft beim Kauf eines neuen Flachbildfernsehers mitgeliefert. Wer eine solche Brille besitzt, kann den Kampf entweder aus der Sicht des Boxers betrachten oder aus der Sicht des Ringrichters. Der Streamingdienst ranFighting wird den Kampf von Tina Rupprecht am Samstag live übertragen.