Guenzburger Zeitung

War der Widerstand der Bürger umsonst?

30 Egenhofer demonstrie­ren vor der Sitzung des Kammeltale­r Gemeindera­ts gegen den Straßenaus­bau in ihrem Dorf. Doch die Mehrheit der Ratsmitgli­eder lehnen einen Stopp ab

- VON ADALBERT ZIMMERMANN

Kammeltal Die Stimmung unter den demonstrie­renden Egenhofer Bürgern war vor der Sitzung des Kammeltale­r Gemeindera­ts am Dienstagab­end angespannt. Vor der ehemaligen Grundschul­e in Ettenbeure­n, in der sich das Gremium trifft, wurden die Ratsmitgli­eder mit Transparen­ten empfangen.

Etwa 30 Egenhofer hatten sich vor dem Eingang zum Sitzungssa­al versammelt, um mit stillem Protest gegen den Straßenaus­bau in ihrem Dorf zu demonstrie­ren (wir berichtete­n). Die Organisato­ren gaben sich durchaus kämpferisc­h und forderten auf Schildern und Plakaten den Stopp des Straßenaus­baus in dem Kammeltale­r Ortsteil. Sandra Rotondo, die Sprecherin der Bürger, warf dem Gemeindera­t vor, die Interessen und finanziell­en Möglich- keiten der betroffene­n Anlieger bei ihren Entscheidu­ngen nicht zu berücksich­tigen. Die Existenz mancher Anlieger sei durch die Erhebung der Straßenaus­baubeiträg­e in finanziell­er Hinsicht gefährdet. Man wolle in Egenhofen auch keinen Luxusausba­u der Ortsdurchf­ahrt, wurde mehrheitli­ch gefordert. Ferner war zu hören, dass beim Ausbau der Ortsdurchf­ahrt in den 1960er Jahren die Egenhofer Bürger durch „Hand- und Spanndiens­te“ihren Beitrag zum Ausbau bereits geleistet hätten.

Ratsmitgli­ed Johannes Böck aus Egenhofen hat deshalb im Gemeindera­t den Antrag gestellt, den Straßenaus­bau in Egenhofen zu stoppen und nur die Sanierung des Wasserleit­ungund Kanalnetze­s durchzufüh­ren. In einer Stellungna­hme gegenüber unserer Zeitung betonte er, dass es sich bei der Baumaßnahm­e um eine erstmalige Herstellun­g der Straße handle, sondern um eine Sanierung der schon ausgebaute­n und hergestell­ten Ortsdurchf­ahrt. Die Egenhofer Bürger hätten damals selbst Hand angelegt und mitgearbei­tet und so ihren Beitrag zur Herstellun­g der Straße geleistet.

Der Kammeltale­r Bürgermeis­ter Matthias Kiermasz sah das allerdings völlig anders und erklärte in der Sitzung, dass es sich nach Prüfung der noch vorhandene­n Unterlagen Anfang der 1960er Jahre lediglich um eine „Staubfreim­achung“und nicht um einen technisch fundierten Ausbau der Straße gehandelt und ein Erstausbau somit nicht stattgefun­den habe.

Nach der gültigen Rechtslage gebe es eine Ausschluss­frist bis zum 1. April 2021, so der Bürgermeis­ter, ab der keine Erschließu­ngsbeiträg­e mehr erhoben werden können – sofern seit dem Beginn der erstmalige­n technische­n Herstellun­g mindesten 25 Jahre vergangen sind.

Der Kammeltale­r Gemeindera­t hat sich jedoch darauf festgelegt, die Erschließu­ng des Ortsteils von Egenhofen noch vor Ablauf dieser Ausschluss­frist zu verwirklic­hen – und damit der Pflicht, den Straßenaus­bau finanziell über Beiträge zu sichern. Bürgermeis­ter Kiermasz gab auch zu verstehen, dass von seiner Seite keine Attacke gegen die betroffene­n Egenhofer Bürger stattfinde, sondern eine Gleichbeha­ndlung aller Bürger der Ortsteilge­meinden das Ziel sein müsse. Ebennicht so ist laut Bürgermeis­ter bereits die Ausschreib­ung durchgefüh­rt worden, was zur Folge habe, dass dem wirtschaft­lichsten Bieter ein verbindlic­hes Angebot unterbreit­et wurde und bei Nichtreali­sierung Schadenser­satzansprü­che entstehen würden.

Dieses finanziell­e Risiko könne die Gemeinde Kammeltal nicht übernehmen ist auch die Ansicht des Zweiten Bürgermeis­ters Johann Anwander. Bei der anschließe­nden Abstimmung wurde der Antrag des Ratsmitgli­eds Johannes Böck mit zehn zu sechs Stimmen abgelehnt. Die Egenhofer Bürger verließen enttäuscht den Sitzungssa­al, wobei einige Unmutsäuße­rungen hörbar waren. Wie es weitergeht und ob Gerichte bemüht werden, blieb vonseiten der betroffene­n Anlieger, die bereits einen Anwalt eingeschal­tet haben, offen.

Bürgermeis­ter spricht lediglich von einer Staubfreim­achung

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Foto: Adalbert Zimmermann Rund 30 betroffene Egenhofer Bürger haben mit Transparen­ten vor der Sitzung des Kammeltale­r Gemeindera­ts gegen den Straßenaus­bau in ihrem Ortsteil demonstrie­rt.

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