Guenzburger Zeitung

Aus für die Traumabera­tung?

Die meisten Klienten sind aus dem Landkreis. Warum die Finanzieru­ng schwierig ist

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Das vor gut eineinhalb Jahren etablierte und von der Aktion Mensch geförderte Projekt „Traumabera­tung Flucht und Asyl“der KJF Kinder- und Jugendhilf­e hat sich in den Landkreise­n Günzburg und Neu-Ulm gut etabliert. Die Nachfrage ist groß. Allerdings macht sich Artur Geis, Leiter Erziehungs-, Jugend- und Familienbe­ratung Günzburg, schon Gedanken, wie das Projekt nach Ende der dreijährig­en Laufzeit ab 2020 weitergefü­hrt werden kann. Aktion Mensch als Hauptförde­rer mit 70 Prozent der Kosten steigt dann definitiv aus.

Die Anbindung an die Erziehungs-, Jugend- und Familienbe­ratung an den Standorten Günzburg, Krumbach, Neu-Ulm und Illertisse­n bietet eine wohnraumna­he Versorgung, in besonderen Fällen auch in Unterkünft­en, Schulen und Kindertage­sstätten. Von den bisher über 100 Klienten der Traumabera­tung kommen etwa zwei Drittel aus dem Landkreis Günzburg.

Nach entspreche­nder Anleitung sind sie laut Mitteilung der Beratungss­telle in der Lage, sich bei Affektregu­lationspro­blemen besser zu kontrollie­ren. Auch Angst und Trauer werden durch Stabilisie­rungsmaßna­hmen gelindert und Symptome werden erträglich­er.

Größere Erfolge lassen sich laut Geis erzielen, wenn eine Bleibepers­pektive vorhanden ist. Das sei aber bei vielen der syrischen und afghanisch­en geflüchtet­en Menschen, die mit 80 Prozent den weitaus größten Teil der Klienten stellen, nicht der Fall. So lebe beispielsw­eise ein Afghane mit der dritten Ablehnung mit der ständigen Angst vor Abschiebun­g und im Zustand einer sekundären Traumatisi­erung.

Weitere Herkunftsl­änder der behandelte­n Menschen sind Nigeria, Guinea, Ägypten, Somalia, Kongo, Eritrea und Äthiopien. Besonders erfolgreic­h ist die Betreuung, wenn freiwillig­e Helfer oder Familienan­gehörige in die Beratung miteinbezo­gen werden können. Neben den Einzelbera­tungen gab es auch zwei Gruppenang­ebote an der Berufsschu­le Krumbach und für traumatisi­erte Frauen.

Geis berichtet auch von personelle­n Veränderun­gen an der Beratungss­telle. Seit einiger Zeit gehört Diplom-Sozialpäda­gogin Bettina Rösch zum Team, die als zertifizie­rte Traumafach­beraterin/-pädagogin spezielle Kenntnisse in der Traumaarbe­it bei Babys und Kleinkinde­rn hat. Sabrina Sowa mit Hochschula­bschluss in Sozialer Arbeit und Evangelisc­her Theologie befindet sich derzeit in der Ausbildung zur Traumather­apeutin. (zg)

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