Jettingen investiert acht Millionen Euro
Der Bürgermeister stellt ein umfangreiches Programm für 2019 vor. Er macht keinen Hehl daraus, dass nicht alles verwirklicht werden kann und die Kommune um ein Darlehen nicht herumkommt
Jettingen-Scheppach Normalerweise ist es üblich, dass der Kämmerer dem Gemeinderat das Investitionsprogramm vorstellt. Weil aber Matthias Endris am Dienstag krank war, übernahm diese Aufgabe Bürgermeister Hans Reichhart persönlich. Ungern wird er nicht in diese Rolle geschlüpft sein, allzu viele Gelegenheiten, solche rekordverdächtigen Zahlen zu präsentieren, wird es für ihn nicht mehr geben. Wie er selbst sagte, blieben ihm nur noch 16 Monate bis Ende der Legislaturperiode, „und ich habe noch so viel vor“. Dass schon 2019 möglichst viel in die Tat umgesetzt werden soll, zeigt das Investitionsprogramm. Stolze acht Millionen Euro hat die Gemeinde angesetzt, um Projekte wie Rathauserweiterung, Sporthallenneubau und Straßenausbau voranzubringen. „So viel Geld haben wir noch nie investiert“, sagte Reichhart. Er machte aber gleichzeitig deutlich, dass nicht alles verwirklicht werden könne und auch nicht müsse. Und um ein Darlehen komme die Kommune wohl auch nicht herum.
Das rekordträchtige Investitionspaket, das die Jahre 2018 bis 2022 umfasst, hatten die Fraktionsvorsitzenden bereits vorberaten. Vor allen Räten bekräftigte Bürgermeister Reichhart noch einmal, dass der Zeitpunkt für Investitionen nie besser gewesen sei: Der Kontostand sei so gut wie noch nie, der Schuldenberg habe sich massiv verringert, von 24 Millionen Euro in 2008 auf unter sieben Millionen Euro in 2018, die Gemeinde habe sogar Sondertilgungen in Höhe von 1,8 Millionen Euro leisten können. „Darauf können wir stolz sein.“Seit 2012 habe die Gemeinde kein Darlehen mehr in Anspruch nehmen müssen – was sich 2019 aber wohl ändern wird. „Diesen Haushalt werden wir ohne Darlehen nicht stemmen können“, betonte Reichhart.
Das sind die wichtigsten Punkte, in die die Gemeinde 2019 investiert: ● Rathaus Allein 2,2 Millionen Euro wird die Kommune in die Rathauserweiterung samt Einrichtung sowie die Sanierung des bestehenden Rathauses stecken. Allein 400 000 Euro fließen im kommenden Jahr in neue Fenster und eine neue Heizungsanlage, in die Deckenisolierung und die Erneuerung des Eingangsbereichs.
● Sporthalle Die angesetzten Gesamtkosten von 4,4 Millionen Euro eine neue Sporthalle in Scheppach sind in den Augen von Bürgermeister Reichhart „sehr sportlich“. Er fürchtet, dass diese Summe nicht ausreichen wird, „da dürfen wir uns nichts vormachen“. Da im nächsten Jahr nur eine Million Euro eingeplant ist, sollte der Ansatz für 2020 von 3,2 auf 3,8 Millionen Euro erhöht werden.
● Stadtsanierung Da das Gebiet von der Weberstraße bis zum Marktplatz überplant werden muss, ist es nach Ansicht Reichharts mit dem Ansatz von 150000 Euro nicht getan. 350000 Euro müssten es schon sein.
● Feuerwehren Die Gemeinde muss allein 141000 Euro in ihre Feuerwehren stecken, was daran liegt, dass der TÜV für die Atemschutzgeräte ausläuft und neue, einheitlifür che beschafft werden. Auch bedarf es neuer Anzüge und in Ried ist eine neue Tragspritze fällig.
● Kläranlage Hier sind Beschaffungen in Höhe von 575 000 Euro erforderlich.
● Straßen/Radwege Den größten Batzen in Sachen Straßenausbau verschlingt die Maßnahme Hinterer Berg in Scheppach (410000 Euro), wo nicht nur Löcher gestopft, sondern auch ein neuer Kanal und neue Wasserleitungen verlegt werden. 324 000 Euro sind vorgesehen für Radwege bei Schönenberg und Oberwaldbach.
● Baugebiet Da schon wieder über 30 Anfragen für Bauplätze im Rathaus eingegangen sind, sollen 230000 Euro für die Erschließung eines Baugebiets eingeplant werden. Nicht darin inbegriffen ist das ehemalige Untiedt-Arreal an der Jettinger Hauptstraße, dessen Erschließungskosten Reichhart zufolge der Bauherr selbst übernehmen muss. In Kürze stünden wieder Gespräche an, „es geht vorwärts“, so Reichhart.
Für Josef Seibold (CSU) war all das fast zu viel, er monierte: „Zum ersten Mal werfen wir hier mit Hunderttausendern um uns, ganz locker.“Er warnte davor, zu übertreiben, er selbst sei ein „Pflichtfanatiker“und das Verhältnis zwischen Pflicht und Kür müsse ausgewogen sein und bleiben. „Es darf uns auf keinen Fall passieren, dass wir bei der Turnhalle am Ende irgendwo bei sechs Millionen Euro landen.“
Der Bürgermeister betonte, dass das Investitionsprogramm bewusst eher großzügig kalkuliert worden sei, „lieber haben wir am Ende einen Puffer, wir müssen ja nicht alles umsetzen“. Das konnte Markus Kraus (Freie Wähler) nicht nachvollziehen. „Ich muss doch nicht etwas einplanen, was ich gar nicht brauche. Acht Millionen Euro kann die Gemeinde nicht umsetzen.“Reichhart ist sich bewusst, dass 2019 ein hartes Jahr wird, der Rückgang der Schulden und die Entwicklung der Tilgungen „machen mir aber Mut, dass wir es schaffen“.