Kampf gegen die Schneemassen
Mitglieder des THW aus dem Landkreis Günzburg helfen bei Räumarbeiten in Garmisch-Partenkirchen und Berchtesgaden. Über gefährliche Arbeiten und überschwänglichen Dank
Landkreis Schaufeln, schaufeln und noch mehr schaufeln hieß es für Felix Pietschmann am Wochenende. Der Truppenführer Logistik des Krumbacher Ortsverbands des Technischen Hilfswerks (THW) war zusammen mit sechs Mitstreitern in der Gemeinde Krün im Landkreis Garmisch-Partenkirchen und befreite dort Dächer von den Schneemassen. Aus dem Landkreis Günzburg waren dort 14 Mitglieder des THW im Einsatz, aktuell sind sieben Freiwillige des Ortsverbands Günzburg in Bischofswiesen im Landkreis Berchtesgadener Land.
Nahe an den Alpen stellen die Schneemassen nach wie vor ein großes Problem dar. Durch die Regenfälle der vergangenen Tage werden Dächer von hohem Gewicht belastet, da sich der Schnee zusätzlich mit sättigt. Daher sind in den betroffenen Landkreisen insgesamt 1100 THW-Mitglieder aus ganz Bayern im Einsatz.
Den Krumbacher Ortsverband ereilte der Ruf am Freitagabend. „Wir sind bis 23 Uhr zusammengesessen und haben uns auf den Einsatz vorbereitet“, sagt Felix Pietschmann. Um halb fünf am kommenden Morgen brachen die sieben Freiwilligen dann mit zwei Fahrzeugen nach Krün auf. Dort erwartete sie zunächst ein vollkommen eingeschneites Schulgebäude. „Wir waren den kompletten Tag damit beschäftigt, das Dach freizuräumen“, sagt der 22-Jährige. Rund 110 Zentimeter hoch hatte sich der Schnee dort gestapelt. Im Schneeregen schippten sie den schweren Schnee Schaufel für Schaufel vom Dach. Eigentlich wollten sich die Krumbacher noch vor der Abfahrt mit einigen Schneehexen ausstatten – doch die waren überall ausverkauft. Im Lauf des Tages konnten Krumbacher THW-Mitglieder beobachten, wie in der ganzen Gemeinde Krün immer mehr Helfer auf die Dächer kletterten. Pietschmann schätzt, dass rund 100 Feuerwehrleute im Einsatz waren, dazu kamen Soldaten der Bundeswehr und natürlich Helfer weiterer THW-Ortsverbände – darunter auch die aus Günzburg. Wie der Günzburger THW-Ortsbeauftragte Karlheinz Roßner sagt, sind derzeit noch sieben Mitglieder seiner Ortsgruppe im Einsatz – allerdings in Bischofswiesen im Landkreis Berchtesgadener Land. Dort gilt nach wie vor der Katastrophenfall, Hilfe wird also dringend benötigt.
Die Arbeit der Helfer ist kräftezehrend. Nicht nur die körperliche Anstrengung, sondern auch die EinWasser schätzung der Situation verlangt den Freiwilligen einiges ab. Wie Felix Pietschmann erzählt, gab es etwa bei dem Schuldach zwei besondere Faktoren. Auf dem Dach war eine Fotovoltaikanlage installiert, von deren glatter Oberfläche leicht große Schneemassen herabrutschen können. Außerdem befanden sich auf dem Dach mehrere Fenster, die durch die Schneemassen nicht erkennbar waren – diese bringen immer die Gefahr mit, zu brechen und so einen Sturz zu verursachen. Um die Lage besser einschätzen zu können, fordern THW-Kräfte in solchen Fällen Satellitenbilder der Gebäude an, um sich anhand dieser zu orientieren. Im Fall des Schulgebäudes half das nur begrenzt – da die Fotovoltaikanlage erst wenige Monate alt ist, war sie auf den Satellitenbildern noch nicht zu sehen.
Nicht nur öffentliche Gebäude müssen in den betroffenen Landkreisen von Schnee befreit werden. Wie Pietschmann sagt, sind sämtliche Häuser in Krün betroffen – eine gewaltige Aufgabe, die Helfer auch in den kommenden Tagen noch beschäftigen wird. Die Mitglieder des Krumbacher THW-Ortsverbands sind zwar seit Sonntagabend wieder zu Hause, allerdings kann sie jederzeit ein neuer Hilferuf ereilen.
Trotz der belastenden Arbeit verliert Pietschmann kein schlechtes Wort über den Einsatz: „Alles war wunderbar organisiert, sowohl die Arbeiten als auch die Unterkunft und Verpflegung.“Und auch die Menschen dort haben einen positiven Eindruck hinterlassen: „Uns wurde von den Bewohnern so oft Kaffee angeboten, dass wir irgendwann ablehnen mussten, um überhaupt noch Zeit zum Arbeiten zu haben.“