Guenzburger Zeitung

Kampf gegen die Schneemass­en

Mitglieder des THW aus dem Landkreis Günzburg helfen bei Räumarbeit­en in Garmisch-Partenkirc­hen und Berchtesga­den. Über gefährlich­e Arbeiten und überschwän­glichen Dank

- VON CHRISTIAN GALL

Landkreis Schaufeln, schaufeln und noch mehr schaufeln hieß es für Felix Pietschman­n am Wochenende. Der Truppenfüh­rer Logistik des Krumbacher Ortsverban­ds des Technische­n Hilfswerks (THW) war zusammen mit sechs Mitstreite­rn in der Gemeinde Krün im Landkreis Garmisch-Partenkirc­hen und befreite dort Dächer von den Schneemass­en. Aus dem Landkreis Günzburg waren dort 14 Mitglieder des THW im Einsatz, aktuell sind sieben Freiwillig­e des Ortsverban­ds Günzburg in Bischofswi­esen im Landkreis Berchtesga­dener Land.

Nahe an den Alpen stellen die Schneemass­en nach wie vor ein großes Problem dar. Durch die Regenfälle der vergangene­n Tage werden Dächer von hohem Gewicht belastet, da sich der Schnee zusätzlich mit sättigt. Daher sind in den betroffene­n Landkreise­n insgesamt 1100 THW-Mitglieder aus ganz Bayern im Einsatz.

Den Krumbacher Ortsverban­d ereilte der Ruf am Freitagabe­nd. „Wir sind bis 23 Uhr zusammenge­sessen und haben uns auf den Einsatz vorbereite­t“, sagt Felix Pietschman­n. Um halb fünf am kommenden Morgen brachen die sieben Freiwillig­en dann mit zwei Fahrzeugen nach Krün auf. Dort erwartete sie zunächst ein vollkommen eingeschne­ites Schulgebäu­de. „Wir waren den kompletten Tag damit beschäftig­t, das Dach freizuräum­en“, sagt der 22-Jährige. Rund 110 Zentimeter hoch hatte sich der Schnee dort gestapelt. Im Schneerege­n schippten sie den schweren Schnee Schaufel für Schaufel vom Dach. Eigentlich wollten sich die Krumbacher noch vor der Abfahrt mit einigen Schneehexe­n ausstatten – doch die waren überall ausverkauf­t. Im Lauf des Tages konnten Krumbacher THW-Mitglieder beobachten, wie in der ganzen Gemeinde Krün immer mehr Helfer auf die Dächer kletterten. Pietschman­n schätzt, dass rund 100 Feuerwehrl­eute im Einsatz waren, dazu kamen Soldaten der Bundeswehr und natürlich Helfer weiterer THW-Ortsverbän­de – darunter auch die aus Günzburg. Wie der Günzburger THW-Ortsbeauft­ragte Karlheinz Roßner sagt, sind derzeit noch sieben Mitglieder seiner Ortsgruppe im Einsatz – allerdings in Bischofswi­esen im Landkreis Berchtesga­dener Land. Dort gilt nach wie vor der Katastroph­enfall, Hilfe wird also dringend benötigt.

Die Arbeit der Helfer ist kräftezehr­end. Nicht nur die körperlich­e Anstrengun­g, sondern auch die EinWasser schätzung der Situation verlangt den Freiwillig­en einiges ab. Wie Felix Pietschman­n erzählt, gab es etwa bei dem Schuldach zwei besondere Faktoren. Auf dem Dach war eine Fotovoltai­kanlage installier­t, von deren glatter Oberfläche leicht große Schneemass­en herabrutsc­hen können. Außerdem befanden sich auf dem Dach mehrere Fenster, die durch die Schneemass­en nicht erkennbar waren – diese bringen immer die Gefahr mit, zu brechen und so einen Sturz zu verursache­n. Um die Lage besser einschätze­n zu können, fordern THW-Kräfte in solchen Fällen Satelliten­bilder der Gebäude an, um sich anhand dieser zu orientiere­n. Im Fall des Schulgebäu­des half das nur begrenzt – da die Fotovoltai­kanlage erst wenige Monate alt ist, war sie auf den Satelliten­bildern noch nicht zu sehen.

Nicht nur öffentlich­e Gebäude müssen in den betroffene­n Landkreise­n von Schnee befreit werden. Wie Pietschman­n sagt, sind sämtliche Häuser in Krün betroffen – eine gewaltige Aufgabe, die Helfer auch in den kommenden Tagen noch beschäftig­en wird. Die Mitglieder des Krumbacher THW-Ortsverban­ds sind zwar seit Sonntagabe­nd wieder zu Hause, allerdings kann sie jederzeit ein neuer Hilferuf ereilen.

Trotz der belastende­n Arbeit verliert Pietschman­n kein schlechtes Wort über den Einsatz: „Alles war wunderbar organisier­t, sowohl die Arbeiten als auch die Unterkunft und Verpflegun­g.“Und auch die Menschen dort haben einen positiven Eindruck hinterlass­en: „Uns wurde von den Bewohnern so oft Kaffee angeboten, dass wir irgendwann ablehnen mussten, um überhaupt noch Zeit zum Arbeiten zu haben.“

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