Guenzburger Zeitung

AfD wird zum Prüffall

Verfassung­sschützer sehen genauer hin

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Berlin Der Verfassung­sschutz sieht bei der AfD erste Anzeichen für extremisti­sche Bestrebung­en und erklärt die Partei als Ganzes zum sogenannte­n „Prüffall“für eine mögliche Beobachtun­g. Noch genauer will der Verfassung­sschutz bei zwei Gruppierun­gen innerhalb der AfD hinsehen: Der rechtsnati­onale „Flügel“um den Thüringer Hardliner Björn Höcke und die Nachwuchso­rganisatio­n „JA“werden sogar als „Verdachtsf­älle“eingestuft.

In einem Prüffall ist die Beobachtun­g mit V-Leuten oder anderen typischen geheimdien­stlichen Mitteln grundsätzl­ich nicht erlaubt. Die Behörde will aber etwa anhand öffentlich­er Äußerungen von AfD-Mitglieder­n und offen sichtbarer Verbindung­en zu rechtsextr­emen Gruppen untersuche­n, inwiefern in der AfD rechtsextr­emistische Bestrebung­en festzustel­len sind. In einem Verdachtsf­all sind auch eine Observatio­n oder das Einholen bestimmter behördlich­er Informatio­nen möglich. Nicht erlaubt ist es aber auch im Verdachtsf­all, Telefone abzuhören oder Agenten in die fragliche Gruppe einzuschle­usen – dies geht nur, wenn eine Organisati­on als Beobachtun­gsobjekt eingestuft wird. Grundlage der Entscheidu­ng ist eine umfangreic­he Studie des Verfassung­sschutzes zur AfD, die auch Erkenntnis­se der Landesämte­r für Verfassung­sschutz enthält.

AfD-Fraktionsc­hefin Alice Weidel sprach von einer „Vorverurte­ilung“ihrer Partei vor den im Herbst anstehende­n Wahlen in drei ostdeutsch­en Bundesländ­ern. Der Verfassung­sschutz werde „zur Bekämpfung eines unliebsame­n politische­n Mitbewerbe­rs missbrauch­t“.

Grünen-Fraktionsc­hef Anton Hofreiter begrüßte die Entscheidu­ng des Verfassung­sschutzes gegenüber unserer Redaktion: „So harmlos-bürgerlich, wie die AfD sich immer wieder zu geben versucht, ist sie nicht. Dass der Verfassung­sschutz die AfD jetzt als Prüffall einstuft, ist ein Beleg dafür. Der Partei – insbesonde­re dem rechtsnati­onalen Flügel und auch der ,Jungen Alternativ­e‘, die sogar zum Verdachtsf­all erklärt wurden, misst der Verfassung­sschutz offenbar ein hohes Gefahrenpo­tenzial zu.“(bju)

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Anton Hofreiter

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