Er ist noch längst nicht reif für die Rente
Um ihn herum herrscht schon Abschiedsstimmung, sein langjähriger Sprecher verkündet etwas wehmütig, Ende Januar werde er ja aus dem Amt scheiden, dann gebe es einen neuen Parteisprecher, einen neuen Büroleiter des Parteivorsitzenden, einen neuen Redenschreiber. Aber Horst Seehofer, 69, selbst wirkt an diesem Dienstagvormittag in Berlin weder amtsmüde noch reif für die Rente. Er kommt seinen drei Interviewpartnern strahlend und entspannt aus seinem Büro entgegen, von dem er ganz genau beobachten kann, wann Kanzlerin Angela Merkel mit ihrem Hubschrauber das Kanzleramt verlässt. Er fragt, mit seinem charakteristisch-glucksenden Lachen, wer sich denn nun um Augsburg und die Zeitung kümmere, wenn so viele Kollegen ihn befragen müssten. Und dann dankt er einem vorbeilaufenden Mitarbeiter noch, weil er endlich nicht mehr obdachlos sei: Die umfangreichen Maßnahmen, die zur Sicherheit seines heimischen Wohnhauses nötig waren, hatten sich immer wieder hingezogen, sind nun aber endlich abgeschlossen. Ein Bundesinnenminister lebt eben, auch wenn Seehofer darauf nicht weiter eingehen will, gefährlich.
Und im Laufe des fast zweistündigen Gespräches wird dann auch klar: So ganz friedlichtiefenentspannt ist Seehofer unmittelbar vor der Übergabe des CSU-Parteivorsitzes an Söder doch nicht.