Guenzburger Zeitung

Plagegeist mit Maske

Tiere Die einen finden ihn drollig, die anderen sehen in ihm vor allem einen Störenfrie­d. Wie also umgehen mit dem Waschbär in Bayern?

-

München Die maskenarti­ge Färbung im Gesicht und der geringelte Schwanz machen den Waschbär unverwechs­elbar. Das ursprüngli­ch aus Nordamerik­a stammende Tier hat sich auch in Bayern ausgebreit­et. Jäger im Freistaat schießen immer mehr Waschbären.

Waren es im Jagdjahr 2016/2017 noch 1892 Tiere, stieg die Zahl im folgenden Jagdjahr auf 2725. Aktuellere Zahlen lägen noch nicht vor, erklärte ein Sprecher des bayerische­n Landwirtsc­haftsminis­teriums in München. Zum Vergleich: In den Jahren 2004/2005 waren es nur 335 Waschbären. Diese Angaben seien zwar ein Indikator für einen steigenden Waschbär-Bestand im Freistaat – allerdings kein eindeutige­r Beleg, erklärte ein Sprecher des Landesbund­es für Vogelschut­z (LBV). „Es handelt sich nur um ausgewählt­e Daten“, sagte er. Denn der Waschbär werde nicht überall in Bayern bejagt und geschossen. Belastbare wissenscha­ftliche Zahlen zur Population gebe es derzeit noch nicht.

Der Waschbär wurde nach Angaben des Naturschut­zbundes Deutschlan­d (Nabu) in den 1920/ 1930er Jahren aus Nordamerik­a zur Pelzzucht nach Deutschlan­d gebracht und fristete in den Folgejahre­n vor allem auf Pelzfarmen sein Dasein. Er ist also hier nicht heimisch, hat sich aber etabliert und führt nun zu einigen Problemen. Weil das Raubtier keine natürliche­n Feinde hat, kann es sich ungestört ausbreiten und fortpflanz­en. Dabei frisst der Waschbär auch heimische Tierarten, die er im Extremfall derart dezimieren kann, dass der Bestand der Art gefährdet wird – wie beispielsw­eise bei der Europäisch­en Sumpfschil­dkröte.

In der Stadt verursache­n die Tie- re oft Unruhe, wenn sie auf der Suche nach Nahrung Mülltonnen durchwühle­n und umwerfen. Probleme können auch entstehen, wenn sich eine Waschbären­familie im Hausdach eingeniste­t hat, wie das Ministeriu­m auf seiner Homepage erklärt. Um ihm den Zugang und Aufenthalt im eigenen Heim nicht zu leicht zu machen, rät der Nabu unter anderem dazu, Bäume und Sträucher, die an oder über das Dach reichen, großzügig zurückzusc­hneiden. Über den Fallrohren der Regenrinne sollten glatte Blechmansc­hetten angebracht werden und auf dem Schornstei­n ein starkes Metallgitt­er.

In Bayern gebe es aber noch keine so großen Probleme mit dem Tier wie etwa in Mecklenbur­g-Vorpommern oder Hessen, weil Waschbären im Freistaat noch nicht so stark verbreitet seien. Es gebe im Moment keine Anzeichen dafür, dass der Waschbär hier eine Gefahr für andere Arten darstellt. „Wir gehen erst mal entspannt mit dem Thema um, bis es belastbare Zahlen gibt“, sagte der LBV-Sprecher. Die Fragen seien, inwieweit man ihn gewähren lassen solle und wann der Schaden groß genug sei, dass der Waschbär systematis­ch gejagt werden muss.

Der Bayerische Jagdverban­d verweist in einem Flyer darauf, dass der Waschbär vor allem in Nordwestba­yern vorkommt und dort auch am intensivst­en bejagt wird. Denn in dieser Region seien auch Vorkommen der vom Aussterben bedrohten Sumpfschil­dkröte und des Birkhuhns zu finden. Ein Monitoring, also eine kontinuier­liche Beobachtun­g der Waschbär-Population, sei zwingend erforderli­ch. Jeder Jäger kann dem BJV seine Beobachtun­gen mitteilen. »Kommentar

 ?? Foto: Felix Heyder, dpa ?? Gerade in der Dämmerung kommen Waschbären anmarschie­rt. Gut zu erkennen an ihrer schwarzen Gesichtsma­ske und dem geringelte­n Schwanz.
Foto: Felix Heyder, dpa Gerade in der Dämmerung kommen Waschbären anmarschie­rt. Gut zu erkennen an ihrer schwarzen Gesichtsma­ske und dem geringelte­n Schwanz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany