Guenzburger Zeitung

Rechtzeiti­g vor Lawine gewarnt

Kommission lag in Balderschw­ang richtig

- VON STEFAN BINZER

Balderschw­ang Goldrichti­g hat die Lawinenkom­mission im Oberallgäu­er Bergdorf Balderschw­ang gehandelt: Bereits 20 Stunden, bevor eine Lawine am Montag Teile des Hotels Hubertus verwüstete, hatte das Gremium die Sperrung des Wellness-Bereiches der modernen Herberge empfohlen – was die Gemeinde auch unverzügli­ch angeordnet hat. Dadurch sind vermutlich Menschenle­ben gerettet worden. Denn das wuchtige Schneebret­t hat später tatsächlic­h die Bade- und Sauna-Abteilung des Hotels massiv beschädigt.

Im Oberallgäu und Ostallgäu gibt es insgesamt zwölf örtliche Lawinenkom­missionen. Diese setzen sich zusammen aus Männern und Frauen, die sich mit Schnee auskennen: Bergwachtl­er, Skilehrer, Liftbetrei­ber. „Wir sind hier acht ehrenamtli­che Leute“, erklärt Walter Kienle, 46, Obmann der Balderschw­anger Lawinenkom­mission. Jeder in diesem Gremium beobachtet in seinem Gebiet die Lage. Fällt viel Schnee, setzt sich die Kommission zusammen. In Balderschw­ang geschah dies erstmals in diesem Winter vor etwa zwei Wochen. Dann werden in den Skigebiete­n und an steilen Hängen über den besiedelte­n Gebieten Schneeprof­ile erstellt. Daran erkennen die Fachleute die Zusammense­tzung des

Schnees, ob sich die einzelnen Schichten verbunden haben oder drohen abzurutsch­en.

Am vergangene­n Sonntag schätzte die Balderschw­anger Kommission die Lage für so gefährlich ein, dass sie der Gemeinde empfahl, die Straße über den Riedbergpa­ss und ins österreich­ische Hittisau zu sperren, ebenso den Wellness-Bereich des Hotels Hubertus. „Die Entscheidu­ng musste letztendli­ch ich treffen“, sagt Bürgermeis­ter Konrad Kienle, 58, ein Cousin des Lawinen-Kommission-Obmanns. Das sei aber nicht schwierig gewesen, weil die Kommission aus erfahrenen Menschen bestehe, auf deren Urteil man sich verlassen könne.

Ist diese Entscheidu­ng von allen Bürgern und Urlaubern akzeptiert worden? „Die Allermeist­en zeigten großes Verständni­s für diese Maßnahme“, sagt das Gemeindeob­erhaupt. Natürlich gebe es immer Einzelne, die nicht einsehen wollen, dass sie jetzt nicht aus dem Tal rein oder raus können oder Pisten nicht befahren dürfen. Aber die Sicherheit gehe immer vor.

Auch Walter Kienle spricht von einzelnen Unbelehrba­ren: „Wir erleben es immer wieder, dass Skifahrer in gesperrte Gebiete reinfahren. Diese Leute missachten nicht nur, dass sie sich selbst, sondern im Unglücksfa­ll auch die Helfer und Hundeführe­r in Gefahr bringen.“

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Walter Kienle

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