Guenzburger Zeitung

Verschnauf­pause in Balderschw­ang

Im Allgäu befreien Bagger das Hotel Hubertus von den Schneemass­en. Auch im übrigen Bayern ist Entspannun­g in Sicht. Dafür nimmt jetzt eine andere Gefahr zu

- VON ULRICH WEIGEL UND STEFAN BINZER

Balderschw­ang Als wäre nichts gewesen: Blauer Himmel und Sonnensche­in zeigten sich am Dienstag über dem Oberallgäu­er Winterspor­tort Balderschw­ang. Dort also, wo noch am Montagfrüh eine Lawine das Hotel Hubertus getroffen und hohen Schaden angerichte­t hat. „Ohne diese Vorgeschic­hte wären wohl alle im Schnee unterwegs“, sagt Bürgermeis­ter Konrad Kienle. Der traumhafte Tag tue aber allen gut – auch wenn viele keine Zeit haben, ihn zu genießen. Über 50 Helfer waren am Tag nach dem Unglück im Einsatz, um am Hotel Schnee wegzuschau­feln.

Da ging es darum, die hohe Last von der Tiefgarage zu nehmen und den zerstörten Wellnessbe­reich freizulege­n. Erst dann wird sich zeigen, wie stark das Gebäude tatsächlic­h in Mitleidens­chaft gezogen wurde. „Die Schäden sind äußerst massiv und lassen sich gar nicht abschät- zen“, sagt Karl Traubel, SeniorChef des aktuell geschlosse­nen Hotels Hubertus. Er ist dankbar für die „immense Unterstütz­ung“, die die Familie derzeit erfährt. Es gebe hunderte von E-Mails, in denen Bekannte und Gäste Hilfe anbieten.

Die Lawinengef­ahr in Balderschw­ang dürfte aktuell behoben sein. Nach Angaben von Bürgermeis­ter Kienle traf sich die Lawinenkom­mission am frühen Dienstagmo­rgen. Danach wurden fünf gezielte Sprengunge­n eingeleite­t, die aber keine Lawinen mehr auslösten. Der Schnee hat sich dort also offenbar gesetzt.

Den Riedbergpa­ss gaben die Behörden entgegen erster Überlegung­en doch nicht frei, weil noch Arbeiten zur Beseitigun­g des Schneebruc­hs nötig waren. Sie wollen die Verbindung von Obermaisel­stein über Grasgehren nach Balderschw­ang am Mittwoch freigeben. Dann sind in Balderschw­ang auch wieder alle Lifte und Loipen geöffnet. Die Strecke zwischen Balder- schwang und Hittisau ist wieder befahrbar.

Das Wetter und die Folgen des immensen Schneefall­s beschäftig­ten auch das übrige Südbayern weiter. Noch immer galt in drei Landkreise­n in Oberbayern der Katastroph­enfall, in den Landkreise­n Bad Tölz-Wolfratsha­usen und Garmisch-Partenkirc­hen wurde er am Dienstag aufgehoben. „Der Schwerpunk­t sind derzeit die Landkreise Traunstein und Berchtesga- dener Land, in den anderen Regionen gehen die Aktivitäte­n zurück“, sagte der Presseoffi­zier der Gebirgsjäg­erbrigade 23, Eckhard Michel.

Der Zugverkehr blieb auf einigen Strecken eingeschrä­nkt. Auf den meisten Regionalst­recken sollen Mitte der Woche die Züge wieder fahren. Nur südlich von GarmischPa­rtenkirche­n und im Bayerische­n Wald bleiben wahrschein­lich noch Strecken unpassierb­ar.

Allmählich ist in den Schneeregi­onen Entspannun­g in Sicht, zumindest am Mittwoch soll es nicht schneien. In den tieferen Lagen traten mehrere Flüsse und Bäche nach den leicht gestiegene­n Temperatur­en und dem Regen über die Ufer. Das Hochwasser an der Wörnitz im Landkreis Donau-Ries erreichte in der Nacht zum Dienstag in Harburg die zweithöchs­te Meldestufe: Einzelne Grundstück­e und Keller sind überflutet, Straßen mussten gesperrt werden. Darüber hinaus gab es kleinere Überschwem­mungen von Äckern oder Wege. (mit dpa)

 ?? Fotos: Matthias Becker ?? Bei strahlende­m Sonnensche­in war gestern Aufräumen angesagt in Balderschw­ang, wo sich der Schnee meterhoch türmt.
Fotos: Matthias Becker Bei strahlende­m Sonnensche­in war gestern Aufräumen angesagt in Balderschw­ang, wo sich der Schnee meterhoch türmt.
 ??  ?? Am Dienstag hat es aufgehört zu schneien, Balderschw­ang schnauft durch.
Am Dienstag hat es aufgehört zu schneien, Balderschw­ang schnauft durch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany