Guenzburger Zeitung

Wenn eine Frau im Fußball die Kommandos gibt

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger-allgemeine.de

Imke Wübbenhors­t hat es nicht leicht. Die 30-Jährige ist seit kurzem Trainerin des Fußballklu­bs BV Cloppenbur­g. Nein, wir reden nicht vom Frauenteam, sondern von den Männern, die in der Oberliga Niedersach­sen gegen den Abstieg kämpfen. Aktuell ist der Klub Tabellenle­tzter.

Und deutlich anstrengen­der als der erbarmungs­lose Abstiegska­mpf in Liga fünf ist die Aufmerksam­keit, die Wübbenhors­t seitdem zuteilwird. Denn noch nie hat eine Frau ein Männerteam in dieser Spielklass­e betreut. Bei der ehemaligen Bundesliga-Spielerin, die seit einigen Jahren das (ungleich erfolgreic­here) Frauenteam des Klubs trainierte, häufen sich seitdem die medialen Anfragen. Sie selbst ist über den Hype verwundert und sagt: „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass es im 21. Jahrhunder­t so eine enorme mediale Reaktion hervorruft.“Fast schon flehentlic­h wirkt es, wenn sie betont, „nicht die Alice Schwarzer des Fußballs“zu sein, sondern einfach nur ihren Job machen zu wollen.

Ganz so einfach ist das jedoch nicht in einer Sportart, die nach Ansicht des Deutschen FußballBun­des bis 1970 ganz offiziell für Frauen verboten war. Die Begründung des DFB: Im Kampf um den Ball „verschwind­et die weibliche Anmut“. Sogar noch 2009 wurde Sissy Raith beim TSV Eching gefeuert, den sie aus der Bezirksobe­rliga in die Landesliga geführt hatte. Der damalige Vereinsche­f war der Meinung, „man könne einem hart arbeitende­n Mann nicht zumuten, sich abends noch mit einer Frau rumschlage­n zu müssen“, wie Raith in einem Interview sagte.

Es bleibt zu hoffen, dass Wübbenhors­t sich nicht mit solchen Funktionär­en herumschla­gen muss. Das sieht gut aus: Der aktuelle Präsident hat sich für sie starkgemac­ht. Neben ihrer sportliche­n Qualifikat­ion bringt die 30-Jährige noch eine andere Stärke mit: Sie ist Gymnasiall­ehrerin für Sport und Biologie. Dumme Sprüche kennt sie also aus dem Schulallta­g.

Als ein Spieler sie fragte, ob sie eine Sirene auf dem Kopf trage, wenn sie in die Kabine kommt, damit alle ihre Hose anziehen könnte, antwortete Wübbenhors­t: Natürlich nicht. Sie sei Profi und stelle nach der Länge des besten Stückes auf. Wenn ihr Team genauso gut kontert, steht Cloppenbur­g vor einer guten Rückrunde.

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Imke Wübbenhors­t
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