Guenzburger Zeitung

AKK spricht, Merz hört zu

Die CDU-Chefin tritt da auf, wo ihre Gegner vermutet werden

- VON STEFAN LANGE

Berlin Ein bisschen Frotzelei musste dann doch schon sein beim ersten großen Aufeinande­rtreffen von AKK mit dem PKM, genauer beim Neujahrsem­pfang des Parlaments­kreises Mittelstan­d, der am Dienstagab­end die neue CDU-Vorsitzend­e Annegret Kramp-Karrenbaue­r zu Gast hatte. Das Treffen entbehrte nicht einer gewissen Pikanterie, hatte sich der PKM doch vor dem CDU-Bundespart­eitag in Hamburg für Friedrich Merz als CDU-Chef und damit gegen Kramp-Karrenbaue­r ausgesproc­hen.

PKM-Chef Christian von Stetten jedenfalls machte in noblem Ambiente unweit des Brandenbur­ger Tores noch mal klar, dass er vor dem Parteitag nicht an Kramp-Karrenbaue­rs Chancen geglaubt hatte. Der CDU-Abgeordnet­e wies explizit darauf hin, dass er nicht nur AKK, sondern auch Merz vorsorglic­h zum Neujahrsem­pfang eingeladen habe. Um der Sache aber gleich den ganz großen Stachel zu nehmen: Von Stetten hatte auch Jens Spahn als dritten Bewerber wegen des Neujahrsem­pfangs angesproch­en. Kramp-Karrenbaue­r blieb sowieso cool und konterte, es zeichne einen guten Unternehme­r aus, wenn er rechtzeiti­g Vorsorge treffe.

Cool blieb Kramp-Karrenbaue­r auch während ihrer Rede vor dem von Männern dominierte­n Publikum, unter das sich auch Spahn und Merz gemischt hatten. Die neue CDU-Chefin machte es, wie ihre Vorgängeri­n und Bundeskanz­lerin Angela Merkel es auch gerne macht: einen kleinen Witz zur Auflockeru­ng der Atmosphäre, und schon läuft die Sache.

In diesem Fall freute sich AKK demonstrat­iv darüber, dass es Entwicklun­gsminister Gerd Müller auch zum Empfang geschafft hatte – der CSU-Politiker war wegen Pannen an seiner Regierungs­maschine auf einer Irrfahrt in Afrika ewig unterwegs gewesen. Zustimmend­es Geraune dann im Publikum, als Kramp-Karrenbaue­r auf den hohen Peinlichke­itswert hinwies: „Eine der stärksten Volkswirts­chaften der Welt blamiert sich im Moment per- manent, weil sie keinen funktionie­renden Regierungs­flieger hat.“

Kramp-Karrenbaue­r vermied im weiteren Redeverlau­f jedwede Fallstrick­e, indem sie sich geschickt an den Ergebnisse­n der CDU-Klausurtag­ung entlanghan­gelte, die da ja vor erst gut anderthalb Tagen in Potsdam stattgefun­den hatte. Es wurde höflich zugehört, der Geräuschpe­gel war niedrig, nur ab und zu fragte jemand verstohlen auf seinem Smartphone den aktuellen Stand des Handballsp­iels zwischen Deutschlan­d und Frankreich ab.

PKM-Chef von Stetten blieb es als Reaktion vorbehalte­n, der neuen Parteivors­itzenden seinen Dank auszusprec­hen und ihr ein Geschenk zu überreiche­n. Da Blumen zu klischeeha­ft und Boxhandsch­uhe, wie sie Merkel schon bekam, auch nicht passend seien, habe man sich etwas Besonderes überlegt. Es gebe im PKM 49 Mitglieder, die in der Weinbranch­e zu tun haben. KrampKarre­nbauer bekomme deshalb nun jede Woche eine Flasche Wein ins Konrad-Adenauer-Haus geliefert, verkündete von Stetten strahlend.

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Foto: Bittenfeld, dpa Locker präsentier­te sich CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r beim Parlaments­kreis Mittelstan­d.

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