Guenzburger Zeitung

Wohin mit dem Atommüll?

Ein Bundesamt informiert in Ulm über die Endlager-Suche und verärgert Bürger sowie Bürgermeis­ter in der Region

- VON SEBASTIAN MAYR

Ulm/Neu-Um Das Tongestein am Rand der Schwäbisch­en Alb ist geeignet, um Atommüll sicher unterirdis­ch zu lagern. Das ist die Erkenntnis einer Studie aus dem Jahr 2006. Am Mittwoch hat das Bundesamt für kerntechni­sche Entsorgung­ssicherhei­t (BfE) Landräte und Bürgermeis­ter aus Bayern und Baden-Württember­g in Ulm über die Suche nach dem besten und sichersten Ort für den radioaktiv­en Abfall informiert. Ein Zufall – oder doch ein Signal dafür, dass der deutsche Atommüll einmal in einem Endlager an der Landesgren­ze vergraben wird?

Bei dem Treffen, das betonen die Veranstalt­er, gehe es nur um Informatio­nen und Diskussion­en. Den Ort habe man ausgewählt, weil er gut zu erreichen sei. Zuvor hatte es ähnliche Treffen in Hamburg, Leipzig und Frankfurt am Main gegeben. Gut besucht war die gut erreichbar­e Halle auf dem Ulmer Messegelän­de am Mittwoch nicht. Etwas mehr als 70 Anmeldunge­n aus allen Gemeinden in Bayern und Baden-Württember­g verzeichne­ten die Organisato­ren. Womöglich, weil es bei der Einladung Pannen gab: Manche Bürgermeis­ter hatten nur zufällig und verspätet von der Dialogvera­nstaltung gehört. Während die Gemeinde Mauerstett­en im Ostallgäu schon im November eine Einladung erhalten hatte, bekamen die Rathausche­fs von Nersingen und Pfaffenhof­en (Kreis Neu-Ulm) ihre Informatio­nen erst auf Nachfrage. Der Bürgermeis­ter der baden-württember­gischen Stadt Blaubeuren erfuhr aus der Zeitung vom Info-Tag.

Umweltakti­visten kritisiert­en, dass die Veranstalt­ung hinter verschloss­enen Türen stattfand. Auch die Öffentlich­keit habe Anspruch auf Informatio­nen. Zudem seien für die neue Suche nach einem Endlager Transparen­z und Offenheit versproche­n worden. BfE-Chef Wolfram König entgegnete, bei einer öffentlich­en Veranstalt­ung seien keine offenen Diskussion­en mit den Kommunalpo­litikern möglich. Das zeige die Erfahrung. „Wir machen das so, damit wir einen Raum haben, in dem nicht nur Schaufenst­er-Reden geschwunge­n werden“, sagte er.

Vertreter von Städten und Landkreise­n sahen das Angebot trotz der mauen Besucherza­hl positiv. Torsten Mertins vom Landkreist­ag betonte, die Kommunen hätten eine Doppelroll­e: „Sie sind nicht nur Betroffene, sondern auch die ersten Ansprechpa­rtner für die Bürger am Ort.“Deswegen müssten sie so früh wie möglich informiert werden. „Einen wird’s treffen“, sagte Mertins. Deswegen müsse schon bei der Suche darauf geachtet werden, am Standort passende Strukturen zu schaffen. Das könne helfen, vor Ort Akzeptanz für ein Endlager herzustell­en. » Kommentar

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Foto: Alexander Kaya BfE-Chef Wolfram König im Gespräch mit Demonstran­ten.

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