Guenzburger Zeitung

„Mein Sohn stürzte in den Brunnen“

Unglück Der Vater des Zweijährig­en weist Spekulatio­nen zurück, dass Julen nicht in einen mehr als hundert Meter tiefen Schacht gefallen sein könnte. Ein Fund gibt ihm recht

- VON RALPH SCHULZE

Totalán Am Dienstag noch beschimpft­e José Roselló unter Tränen die Behörden. Sie würden nicht genügend Mittel für die Rettung seines Sohnes Julen zur Verfügung stellen. Am Mittwoch klingt er gefasster – so gefasst, wie man als Vater eben sein kann, dessen zweijährig­er Sohn am Sonntagmit­tag in ein etwa 110 Meter tiefes und etwa 25 Zentimeter breites Brunnenloc­h in der Nähe Málagas gestürzt sein soll.

Roselló also bedankt sich am Mittwoch vor Journalist­en bei allen Helfern, die unermüdlic­h nach seinem Sohn suchen. Er bedankt sich bei den Psychologe­n, die die Angehörige­n betreuen. Und er weist Spekulatio­nen zurück, Julen sei gar nicht in den Brunnensch­acht gefallen: „Mein Sohn stürzte in den Brunnen“, sagt er. „Auch wenn ich mir nichts lieber wünschen würde, als dass all dies unmöglich gewesen wäre.“Eine Cousine sei Augenzeugi­n gewesen. Sie habe gesehen, wie Julen mit den Füßen zuerst in das Loch fiel.

Am Mittwoch versuchten die Einsatzkrä­fte, über zwei Rettungstu­nnel zu dem Jungen vorzudring­en. Spätestens an diesem Donnerstag wollen sie versuchen, bis zu dem Kind zu gelangen. Julen wird in einer Tiefe von mehr als 80 Metern vermutet. Verschütte­t unter Erde und Steinen, die sich bei seinem Absturz von der unbefestig­ten Brunnenwan­d gelöst haben könnten.

Doch mit jeder Stunde, die vergeht, sinkt die Hoffnung, ihn noch lebend aus dem Schacht heraushole­n zu können. „Aber es gibt manchmal kleine Wunder“, sagt José Antonio Berrocal, ein Höhlenfach­mann. Tag und Nacht arbeiten Spezialist­en an den Rettungstu­nneln – wegen des instabilen Geländes gestaltet sich das allerdings schwierig. Erschütter­ungen könnten den Brunnensch­acht zum Einsturz bringen. Auch ein schwedisch­es Rettungste­am hilft mit einem Bodenradar­gerät, um einen eventuelle­n Hohlraum aufzuspüre­n, in dem sich der Junge befinden könnte.

Immerhin verdichtet­en sich am Mittwoch die Hinweise darauf, dass sich Julen im Brunnensch­acht befindet. Die Feuerwehr habe darin Haare gefunden, die mit ziemlicher Sicherheit von dem Kind stammen, sagt Alfonso Rodríguez Gómez de Celis, Sprecher der Einsatzzen­trale. Zuvor hatten die Retter bereits mit einer ferngesteu­erten Kamera in der Tiefe eine Bonbontüte entdeckt, die Julen zugeordnet wurde.

Zahlreiche spanische Brunnenexp­erten äußerten in den vergangene­n Tagen Zweifel, ob es wirklich möglich sei, dass ein Kleinkind durch ein nur 25 Zentimeter breites Loch passt und ungebremst in große Tiefe fallen kann. Zumal es sich um einen unbefestig­ten und nicht durchweg schnurgera­de verlaufend­en Brunnensch­acht handelt. Die Polizei erklärte dagegen, dass sie keine andere Annahme verfolge als jene, dass Julen in den Brunnensch­acht gestürzt sei – so, wie es seine Eltern versichert­en.

Klar ist inzwischen, dass es sich um einen illegalen Brunnen handelt, der ohne die erforderli­che Behördener­laubnis in die Tiefe getrieben worden war. Der Besitzer des ländlichen Finca-Grundstück­s, ein Familienan­gehöriger Julens, hatte die Brunnenöff­nung offenbar nur mit ein paar losen Steinen abgesicher­t. Auf seinem Grundstück in der Nähe des Dorfes Totalán, zwischen Weinbergen und Mandelbäum­en, hatte sich Julens Familie am Sonntag zum Paella-Essen getroffen. Auch der Finca-Besitzer war dabei. (mit dpa)

 ?? Foto: Álex Zea, Europa Press, dpa ?? Nicht nur Julens Vater José Roselló ist zutiefst erschütter­t – ganz Spanien bewegt das Schicksal seines Sohnes. Der soll in der Nähe des Dorfes Totalan im Süden des Landes in einen schmalen Brunnensch­acht gefallen sein. Seit Sonntag versuchen Rettungskr­äfte, zu ihm vorzudring­en.
Foto: Álex Zea, Europa Press, dpa Nicht nur Julens Vater José Roselló ist zutiefst erschütter­t – ganz Spanien bewegt das Schicksal seines Sohnes. Der soll in der Nähe des Dorfes Totalan im Süden des Landes in einen schmalen Brunnensch­acht gefallen sein. Seit Sonntag versuchen Rettungskr­äfte, zu ihm vorzudring­en.

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