Was der Sparkassenchef so alles vorhat
An was Daniel Gastl die „Aufbruchstimmung“in seinem Haus festmacht, wie er sein Kreditinstitut in der Region trotz Globalisierung und Digitalisierung stärken will und welche Standorte davon profitieren
Nach gut 100 Tagen zieht Daniel Gastl, der neue Vorstandsvorsitzende der Sparkasse GünzburgKrumbach, Bilanz.
Günzburg In den vergangenen Monaten waren viele Architekten und Bauexperten unterwegs in der Sparkasse Günzburg–Krumbach. Im wörtlichen Sinne ist das nicht zu verstehen. Denn die wenigsten, von denen die Rede ist, dürften tatsächlich ein entsprechendes Studium oder eine Berufsausbildung vorweisen können.
Es geht um die rund 360 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des größten selbstständigen Kreditinstitutes im Landkreis Günzburg selbst und um deren neuen „Architekten“, den 39 Jahre alten Daniel Gastl. Seit gut 100 Tagen ist er nun Vorstandsvorsitzender der Sparkasse, wobei er mehr auf den „Vorstand“als auf den „Vorsitzenden“Wert legt und damit das Teamwork mit seinem Vorstandskollegen Uwe Leikert betonen will und dem erweiterten Führungskreis. Gastl ist bestrebt – das betont er mehrfach im Gespräch mit unserer Zeitung – möglichst alle aus seinem Haus mitzunehmen.
Die „Aufbruchstimmung“, die er feststellt, habe sich beispielsweise in der Betriebsversammlung am Mittwoch widergespiegelt. „90 Prozent der Mitarbeiter waren da“– der Rest entweder krank oder auf Schulung in Landshut. Ein so großes Interesse an seiner Arbeit und seinen Plänen kannte Gastl bislang nicht. Und auch die „Offenheit und Herzlichkeit“, mit der er in Günzburg im vergangenen Oktober empfangen worden ist, wird er wohl nicht so schnell vergessen.
Die Mitarbeiter waren maßgeblich an einem neuen Imagefilm beteiligt, der demnächst auch in den Kinos in Günzburg und Krumbach laufen soll. Ihre Ideen sind von einem Werbefilmer umgesetzt worden – bis hin zu Vorschlägen, welche wohlvertrauten Orte und Plätze sich unbedingt in der 100 Sekunden langen Botschaft in eigener Sache wiederfinden sollen. Die Unverwechselbarkeit der Region spielt in dem Clip eine Rolle – und dass sich die Sparkasse auf ihre Kunden freut. „Jeden Tag aufs Neue.“
Dieser Anspruch ist außerdem auf dem Bild einer Mitarbeiterin festgehalten. Gezeigt wird im unteren Teil ein Ausgangstor, das zum führt, das „leistungsfähigste und kundenorientierteste Kreditinstitut des Landkreises“zu sein. Da machen sich aktuelle „Gütesiegel“ der Zeitung Die Welt ganz gut: der erste Platz im Landkreis Günzburg bei der Privatkundenberatung. Insgesamt sind sieben Banken miteiZiel nander verglichen worden. Das war im Bereich der Baufinanzierungsberatung ebenso – und auch hier führt die Sparkasse das Feld an. Der dritte Rang wurde schließlich in der Sparte „Firmenkundenberatung“erreicht – allerdings nicht auf Landkreis-, sondern auf Landesebene. Wie groß die Konkurrenz in Bayern war, wird Gastl wohl erst während der Preisverleihung am 24. Januar in Berlin erfahren.
Auf einer Folie wird die „Strategiearchitektur“der Sparkasse stichwortartig aufgelistet. Der Vorstandschef sieht es dabei als „Mission“seiner Bank an, beim Erwerb eines Eigenheims zu helfen, regionale Unternehmen zu fördern, Bürgerinnen und Bürger vor Lebensrisiken wie Altersarmnut zu schützen und die Kunden durch die digitale Transformation zu begleiten. Es sei längst nicht so, dass jeder damit vertraut sei, eine App auf dem Smartphone zu installieren und deren Funktionen zu überblicken. „Viele unserer Kunden sind gar nicht so digital.“Gastl denkt daran, beispielsweise Seniorengruppen einzuladen, denen vor allem die jungen Mitarbeiter einen informativen Ausflug in die „digitalen Erlebniswelten“der Sparkasse verschaffen sollen.
Digitalisierung bedeutet für den 39 Jahre alten gebürtigen Dillinger keineswegs, das Filialnetz weiter auszudünnen. „Es wird keine Geschäftsstelle geschlossen“, verspricht er. Jetzt werden mit Jettingen-Scheppach, Leipheim und Ichenhausen erst einmal drei weitere Sparkassen-Standorte zu Beratungscentern aufgewertet. Mit den bisher vier Dependancen, die das volle Beratungsprogramm anbieten (Günzburg, Burgau, Krumbach und Thannhausen) habe man „sehr gute Erfahrungen“gemacht. Wertpapierberatung ist übrigens in allen Geschäftsstellen ein Angebot. Mehr als 20 Prozent der Mitarbeiter verfügten über diese Beratungskompetenz. Wertpapiere sind in Zeiten von Niedrig- und Nullzinspolitik aus Gastls Sicht ein gutes Instrument, Geld gewinnbringend anzulegen. Das ist wohl auch der Inhalt zweier öffentlicher Vorträge (am 26. Februar im Günzburger Forum am Hofgarten und am 3. April im Krumbacher Stadtsaal). Als renommierten Referenten hat die Sparkasse den Börsenfachmann Robert Halver dafür gewonnen.