Guenzburger Zeitung

Das ist die Vision des Flixbus-Chefs

Wie Unternehme­n künstliche Intelligen­z für sich nutzen können

- VON BIRGIT SCHINDELE

Augsburg Selbstfahr­ende Busse und Busfahrer, die vom heimischen Sofa aus über eine Virtual-Reality-Brille mehrere Gefährte lenken – so stellt sich Daniel Krauss, einer der drei Gründer von „FlixMobili­ty“, die Zukunft für sein Fernbusunt­ernehmen vor. „Vielleicht nicht gleich morgen“, sagt er mit einem Augenzwink­ern – eher in den nächsten 20 Jahren. Doch schon heute setzt das Münchner Start-up auf künstliche Intelligen­z: Kunden können sprachgest­euert Tickets buchen, ein Computerpr­ogramm errechnet Preise sowie mögliche Routen und ein Team aus 200 Mitarbeite­rn verbessert und entwickelt neue Apps. Aktuell tüfteln sie an einer TrinkgeldA­pp für Busfahrer.

Das alles erzählt Krauss den rund 230 Zuhörern, die an diesem Tag in die Industrie- und Handelskam­mer Schwaben in Augsburg gekommen sind. Die IHK veranstalt­et gemeinsam mit dem Autozulief­erer Faurecia eine „AI Convention“, eine Konferenz also, bei der sich alles um künstliche Intelligen­z dreht. Die Redner stehen bei der Veranstalt­ung im Zentrum – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Das schwarze Podium befindet sich in der Mitte des Raumes. Die Stühle sind ringsum angeordnet. An jeder Bühnenseit­e hängen Bildschirm­e. Neben Vertretern von Firmen wie Kuka und MAN sprechen auch Forscher. Etwa Professor Wolfgang Reif, Vizepräsid­ent der Universitä­t Augsburg.

Reif befasst sich seit knapp 40 Jahren mit künstliche­r Intelligen­z. Datenanaly­se sei im Grunde nichts Neues, sagt er. Schon in früheren Jahrhunder­ten hätten Forscher so verfahren. Der Astronom Tycho Brache etwa sammelte Daten über Sterne, die analysiert­e Johannes Kepler. Die Theorie dahinter konnte dann aber erst der Naturwisse­nschaftler Isaac Newton liefern. Heute, sagt Reif, sei die Datenanaly­se eben wesentlich schneller als früher.

Flixbus-Gründer Krauss ermuntert in seinem Vortrag andere Unternehme­r, ebenfalls Datenanaly­se und selbstlern­ende Programme einzusetze­n – und damit wie sein Unternehme­n neue Wege zu gehen. Seit 2013, erzählt er, haben über 130 Millionen Menschen in knapp 30 Ländern „FlixMobili­ty“– also Bus oder Bahn – genutzt, um ans Ziel zu kommen. Dass Daniel Krauss und seine beiden Mitgründer damit quasi Pionierarb­eit in Sachen künstliche Intelligen­z leisten, hätten sie nie so geplant. „Ich bin da so reingestol­pert“, sagt der 35-Jährige.

Gebannt folgen 230 Männer und Frauen seinen Worten. „Menschen wollen den besten Preis“, fährt Krauss fort. Doch der spiegele sich nicht nur in billigen Tickets wider. Sein Unternehme­n müsse wissen, wohin die Kunden reisen wollen. Um das zu herauszufi­nden, hat Flixbus zunächst Portale ausgewerte­t, die zum Beispiel Mitfahrgel­egenheiten anbieten. Nun werten sie auch aus, welche Reiseziele über ihre eigene Webseite gesucht werden. Auch Preise werden maschinell berechnet. Je nach Wetter, Nachfrage und Auslastung der Busse senkt der Algorithmu­s die Preise, oder er erhöht sie. Aber nicht nur beim Buchen spielt künstliche Intelligen­z eine Rolle. Auch in den Bussen probiert Krauss Neues aus. In den USA etwa, wo Flixbus auch aktiv ist, können Fahrgäste über eine VRBrille Filme schauen. Fährt der Bus, werden dessen Bewegungen in den Film eingebaut. Für den Zuschauer „ist das wie Achterbahn­fahren.“

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Foto: Birgit Schindele Daniel Krauss gründete das Unternehme­n „FlixMobili­ty“.

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