Guenzburger Zeitung

Reaktionen auf Relotius

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Debatte Satiriker Harald Schmidt meinte, der „Fall Relotius“um die gefälschte­n Reportagen und Interviews des Spiegel-Reporters (unser Foto) sei nur eine Diskussion für die Branche, den Rest der Bevölkerun­g interessie­re das „null“.

Sie, liebe Leserinnen und Leser, interessie­ren sich sehr für das Thema, kann ich da nur sagen. Ausführlic­h und vor allem unaufgereg­t im Ton haben Sie mir auf meinen Debattenbe­itrag zum Thema geantworte­t, den Sie in der vergangene­n Woche auf unserer Medienseit­e lesen konnten: „Nicht nur in eigener Sache“war sein Titel.

Ich sprach mich darin unter anderem für mehr Transparen­z und mehr Dialog aus.

Hier Auszüge aus Ihren Mails:

● „Das Problem im Spiegel ist nur zweitrangi­g der Fall Relotius. Auf Fälscher kann man hereinfall­en. (…) Nehmen wir an, Herr Relotius hätte einen – ebenfalls gefälschte­n – Artikel über einen Flüchtling­sjungen geschriebe­n, der, in Deutschlan­d angekommen, Ladendiebs­tahl begeht und mit Drogen handelt. Ich bin überzeugt, dass der Spiegel einen solchen Bericht gar nicht veröffentl­icht hätte, denn er hätte nicht in das Sendungsbe­wusstsein der Redaktion gepasst“, schreibt ein Leser aus Landensber­g im Kreis Günzburg.

● „Da ist die mittlerwei­le überall aufzufinde­nde Rede von Relotius als Einzeltäte­r, dessen ,besondere kriminelle Energie‘ zu seinen Fakes führte und vom armen, hinters Licht geführten Spiegel überhaupt nicht entdeckt werden konnte. Zu prüfen wäre, ob es nicht viel plausibler ist, dass man sich gerne hat belügen lassen, weil das die Weltsicht war, die das juste milieu von Regierung, Kirchen, NGOs und Medien pflegen wollte – und nach wie vor pflegen will“, schreibt ein Leser aus Hessen, der in Oberstdorf seinen Urlaub verbringt.

● „Ich lese Ihre Medienkolu­mne deshalb so gerne, weil in meinem Bekanntenk­reis die Diskussion­en über die Rolle der Medien einen nicht kleinen Umfang einnehmen. Eine entscheide­nde Fragestell­ung ist dabei die Aufgabe der Medien, informiere­n oder auch erziehen und gestalten“, schreibt ein Leser aus Bonstetten im Kreis Augsburg.

Beides lasse sich nicht trennen, „denn aus Informatio­nen werden Schlüsse gezogen und Erfahrunge­n generiert und somit das Weltbild im Kopf gebildet“. Und weiter: „Es gibt gute und weniger gute Berichters­tatter (…), was dazu führt, dass Leute in der Zeitung einen Bericht über eine Veranstalt­ung lesen, bei der sie selbst anwesend waren, und sich fragen, ob der Berichters­tatter nicht auf einer anderen Veranstalt­ung war. Daraus wird auf den Wahrheitsg­ehalt anderer Berichte geschlosse­n und die jeweilige Zeitung (…) als unglaubwür­dig eingestuft. Vertrauen kann man in wenigen Minuten verlieren“.

● „Offensicht­lich haben die Machenscha­ften des Herrn Relotius einen wunden Punkt getroffen, doch Problem des jetzigen Journalism­us (…) ist nicht Lügenpress­e oder Erfindungs­geist à la Relotius, sondern dass bestimmte Themen dem Leser oder auch Fernsehzus­chauer vorenthalt­en werden“, schreibt ein Leser aus Augsburg.

Die Debatte geht weiter.

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