Selbst Ötzi scheint zu grinsen
Ja mei, es ist halt richtig Winter, kommentierte Ruhpoldings Bürgermeister gelassen die Schneemassen, die die Menschen und die Besucher im Chiemgau beschäftigen. Hitzig diskutierten der Landrat und der Bürgermeister, ob der Biathlon-Weltcup in einem Gebiet, in dem noch immer der Katastrophenfall ausgerufen ist, stattfinden sollte. Laura Dahlmeier ist auf Nachfrage die Diskussion dagegen „wurscht“. Also auch hier: nur Extreme.
Der Schnee ist ein ewiges Thema im Wintersport. Die gepressten Flocken beschäftigten bereits vor über 5000 Jahren den Schneewanderer Ötzi, dem das ewige Eis zum Verhängnis wurde. Das Problem: Frau Holle schüttelt ihre Decken aus, wann sie will, und fragt nicht bei den Wintersport-Organisatoren nach, wann denn ein halber Meter Neuschnee recht wäre.
Der Biathlon-Weltcup bringt den Wahnsinn des Wintersports in den Zeiten des Klimawandels ans Tageslicht – entweder blühen auf den Wiesen im Januar die Gänseblümchen oder es fallen innerhalb weniger Tage über zwei Meter Schnee.
In den vergangenen Jahren präsentierten die Organisatoren den staunenden Journalisten, wie sie mit Snow-Farming dem Trend zu immer wärmeren Wintern trotzen wollen. Dabei wird Schnee über den Sommer in Depots gelagert. In Ruhpolding gibt es ein Depot in das 15 000 Kubikmeter Schnee passen. 10 000 Kubikmeter reichen, um die Strecke zu präparieren. Reicht das weiße Gold nicht, wurden in der Vergangenheit mit sündteuren Schneekanonen die Flocken produziert oder mit zig LKW-Landungen aus Österreich angekarrt.
In diesem Winter verursachen die weißen Massen ebenfalls zusätzliche Kosten, da Parkplätze in ArenaNähe fehlen und zahlreiche angemietete Busse die Besucher zur Arena kutschieren müssen. Egal ob wenig oder viel Schnee: immer nur Probleme. Wenn man sich Ötzi im Bozener Museum genau ansieht: Grinst seine lederne Fratze nicht ein wenig?