Stephan Hofmeister verlässt die Günzburger
Coach sagt nach sechs Jahren Servus. Es spielt auch eine Portion Frust mit
Günzburg Ursachen gibt es einige, aber unumstößliche Tatsache ist: Der Drei-Jahres-Plan, nach dem Trainer Stephan Hofmeister die Handball-Männer des VfL Günzburg in die Dritte Liga hieven wollte, ist krachend gescheitert. Für den Coach ist das nach sechs Jahren überwiegend äußerst erfolgreicher Arbeit im Verein mindestens der äußere Anlass, zum Saisonende Servus zu sagen. Um das extra zu betonen, sagt er: „Der VfL Günzburg kann auf Dauer nicht mit der Bayernliga zufrieden sein.“Viele HandballFans in der Region fragen sich jetzt: Ist der viel beschworene Günzburger Weg jetzt am Ende?
Um im Bild zu bleiben: Ein Umleitungsschild setzt der Rückzug des Trainers wohl mindestens. Immerhin ist der Aufstieg der Günzburger Männer aus der überregionalen Bedeutungslosigkeit in die Bayernliga untrennbar mit seinem Namen verbunden. Auch die mehrfache Bundesliga-Qualifikation der A-Jugend gelang unter seiner Verantwortung. Da hört es sich schon einigermaßen zurückhaltend an, wenn Abteilungsleiter Armin Spengler die Formulierung „Hofmeister wird einige Löcher hinterlassen, die wir stopfen müssen“wählt. Aber er sagt über seinen langjährigen Freund halt auch: „Ich lasse ihn ganz, ganz schweren Herzens gehen.“Das enge Verhältnis zwischen den beiden betont, dass Spengler seinem hauptamtlich tätigen Coach zu unveränderten Bezügen die wesentlich weniger stressige Stelle als Jugendtrainer und Chefkoordinator anbot. Vergebens.
Doch es wird wohl ein Abschied auf Zeit. Hofmeister hat dem Vernehmen nach nicht vor, andernorts eine ähnlich große Geschichte aufzubauen wie hier beim VfL. Er lässt durchblicken, dass er sich das weinrote Haus eine Zeit lang von außen anschauen möchte und anschließend gerne wieder einzieht, sofern ein Zimmer frei ist.
Entscheiden müssen das dann andere Personen, denn auch Spenglers Tage im Amt sind gezählt: Der Spartenchef wird bei den Wahlen im April 2020 nicht mehr antreten.
Bis dahin können sich alle Beteiligten mit der neuen Lage arrangieren. Das gilt zu allererst für die Arbeit mit Hofmeisters Nachfolger. Der steht bereits fest, hat jedoch mit Verweis auf seinen Arbeitgeber ausdrücklich den Wunsch geäußert, dass sein Name erst in einigen Tagen an die Öffentlichkeit kommt. Die Fußstapfen, in die er tritt, sind jedenfalls groß. Und auch die Wünsche und Hoffnungen der handballbegeisterten Günzburger sind es.
Auf die Gründe für seinen Rückzug angesprochen, macht Hofmeister unter anderem die immense Arbeitsbelastung geltend. Er kam stets ohne Athletik-, Torwart- und CoTrainer aus, einziger Neuling in der sportlichen Verantwortung war 2018 sein Wunschkandidat für die A-Jugend, Sandro Jooß.
Hinzu kommt, dass Hofmeister einer ist, der selbst Details akribisch plant, dem nichts perfekt genug sein kann, der stets allzu bereit zur Selbstkritik ist – und dann entsprechend leidet, wenn äußere Umstände vieles, wenn nicht alles zunichtemachen. So ist der sportlich unbefriedigende Saisonverlauf in der Bayernliga sicher zu allererst auf die Trainingsbedingungen zurückzuführen. Besonders schwer traf den Cheftrainer die Hallen-Renovierung ausgerechnet vor jener Spielzeit, in der ein Angriff auf die Dritte Liga erfolgen sollte. Als sich die Fertigstellung des Bodens in der Rebayhalle um insgesamt vier Wochen verzögerte, brach im August die gesamte Trainingsplanung zusammen. Eine Katastrophe für einen Perfektionisten, wie Spengler weiß. „Der Trainer leidet heute noch darunter, dass er damals nicht so konnte, wie er wollte.“Ein Übriges tat, dass die sportliche Heimat der Weinroten aktuell sechs Wochen lang für Hallenfußball reserviert ist; die BrunoMerk-Sporthalle fällt als AusweichTrainingsdomizil wegen des dort geltenden Harzverbots aus.
Für die Zukunft des Günzburger Handballs setzt Spengler, was bleibt ihm auch übrig, im Augenblick vor allem auf eine positive Erfahrung. Der Coach habe, selbst wenn es mal eng wurde, stets richtige Personalentscheidungen getroffen. Und manchmal, so formuliert es jedenfalls der Scheidende, „darf man bei Personalentscheidungen auch vor sich selbst nicht haltmachen.“