Guenzburger Zeitung

150 Telekom-Kunden ohne Telefon und Internet

Störung In Mindelalth­eim hat eine Firma ein Kabel durchtrenn­t. 150 Kunden konnten mehrere Tage lang Telefon und Internet nicht nutzen. Vom Telekommun­ikationsun­ternehmen wurde aber offenbar kaum jemand informiert

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Mindelalth­eim Fast eine Woche lang sind Bürger des Dürrlauing­er Ortsteils Mindelalth­eim von Telefonund Internetve­rbindung abgeschnit­ten gewesen. Am Freitag voriger Woche sei bei Bauarbeite­n ein Kabel der Telekom durchtrenn­t worden, wie der Sohn einer Betroffene­n unserer Zeitung sagte. Bei seiner Mutter habe auch der ans Telefon angebunden­e Hausnotruf nicht funktionie­rt. Bis gegen 11 Uhr am vergangene­n Donnerstag hätten die Reparatura­rbeiten der Telekom gedauert. Der Sohn bittet darum, namentlich nicht genannt zu werden, da sonst Einbrecher lesen könnten, dass seine Mutter alleine lebt.

Ihn stört, dass es keine Informatio­n gegeben habe. Gerade für die älteren Bürger wäre es problemati­sch gewesen, über so einen langen Zeitraum

gewisserma­ßen von der Außenwelt abgeschnit­ten zu sein, wenn sie nicht Hilfe von Familie, Bekannten oder Nachbarn bekommen hätten. „Ohne für sie erschließb­aren Grund war von einem Moment auf den anderen die gefühlte Sicherheit eines Hausnotruf­systems gekappt worden, ohne dass irgendjema­nd von verantwort­licher Seite sie darüber informiert hat.“Er wünsche sich für solche Fälle, die natürlich immer passieren könnten, „ein funktionie­rendes pro-aktives System der Erst-Versorgung, was rein nachbarsch­aftliches Entgegenko­mmen allein nicht leisten kann“– sei es vom Telekommun­ikationsan­bieter, von behördlich­er Seite „oder von einer für diesen Fall eingesetzt­en ,Task-Force‘“. Die in diesem Fall oft eintretend­en Zusatzkost­en für den Einzelnen seien „dadurch sicher minimierba­rer“.

Dürrlauing­ens Zweiter Bürgermeis­ter Franz Rosenfelde­r sagte unserer Zeitung, auch erst am Mittwoch beim Seniorenna­chmittag davon erfahren zu haben – bei der Verwaltung­sgemeinsch­aft habe sich niemand deswegen gemeldet, hieß es dort. An einer relativ steilen Böschung an der Straße zwischen Burgau und Mindelalth­eim hätten noch Leitplanke­n gefehlt, vielleicht sei dabei die Leitung erwischt worden, mutmaßte Rosenfelde­r. Er habe gehört, dass bei gut 30 Leuten im Ort der Telefon- beziehungs­weise Internetan­schluss nicht funktionie­rt habe. Von der Telekom hätte er er- wartet, informiert zu werden. Dann könne er schließlic­h auch auf Nachfragen der Bürger antworten.

Das Staatliche Bauamt Krumbach schloss zunächst aus, dass es sich um Bauarbeite­n als Ursache gehandelt haben könnte, da die Firmen gerade Winterpaus­e hätten und Baustellen ruhen. Nach einer nochmalige­n internen Recherche war aber klar: Ein Unternehme­n war tatsächlic­h damit beschäftig­t, Leitplanke­n zu setzen. Man sei nicht über Probleme informiert worden, offenbar habe es das direkt mit der Telekom geklärt.

Die Firma Süd-Planken Bayern bestätigte, dass bei ihren Arbeiten an Leitplanke­n ein Kabel getroffen worden sei. Man merke das aber nicht direkt, es gebe keinen Funkenschl­ag oder Ähnliches. Erst Anfang dieser Woche sei eine Störungsme­ldung gekommen, man habe sich mit der Telekom in Verbindung gesetzt. Für den entstanden­en Schaden werde die Firma aufkommen, erklärte die Bauleiteri­n. Nicht bei jeder Baustelle gebe es Karten, wo die verlaufend­en Kabel eingetrage­n sind. Da sie nicht für die konkrete Baustelle zuständig gewesen sei, könne sie nicht sagen, ob es in Mindelalth­eim eine gegeben hat. Jedenfalls sei ihre Firma dafür verantwort­lich, die Lage zu klären.

Von dem Ausfall sind offenbar nur Kunden der Telekom betroffen. Das Telekommun­ikationsun­ternehmen Mnet, das nach Auskunft des Zweiten Bürgermeis­ters ebenfalls im Ort aktiv ist, teilte jedenfalls mit, dass alle Sprach- und Datendiens­te in vollem Umfang verfügbar gewesen seien. Wie der Mann, der sich an unsere Zeitung gewandt hat, sagte, habe er die Telekom noch am Freitag vergangene­r Woche informiert, dass bei seiner Mutter das analoge Festnetz und das Internet ausgefalle­n waren. Als Ursache seien ihm telefonisc­h eine defekte Kabelverzw­eigung und später zudem ein defekter Port genannt worden. Einen für den folgenden Samstag vereinbart­en Vor-Ort-Termin habe die

Telekom ohne Nachricht nicht wahrgenomm­en, erst auf Nachfrage sei ein neuer Termin am Dienstag angeboten worden. Trotz Nachfrage habe das Unternehme­n keine Hilfe in Sachen Hausnotruf angeboten. Dienstags habe ihn dann ein Techniker über das konkrete Problem informiert, doch erst habe man die Gemeinde um Erlaubnis fragen müssen, um das betroffene Areal aufzugrabe­n und dann einen Bautrupp zu schicken, habe man ihm gesagt. Frühestens donnerstag­s oder freitags sei mit einer endgültige­n Beseitigun­g der Störung zu rechnen – gegen 11 Uhr am Donnerstag habe dann Festnetz und Internet bei seiner Mutter wieder funktionie­rt.

Dirk Becker, ein Sprecher der Telekom, bestätigte, dass die Störung seit Donnerstag­mittag behoben sei, sie sei erst am 12. Januar gemeldet worden. Insgesamt seien nicht nur 30, sondern 150 Kunden betroffen gewesen. „Die Instandset­zung eines Kabels ist leider recht aufwendig“, zunächst musste der Fehler durch Messungen lokalisier­t werden. Anschließe­nd hätten die Tiefbauarb­eiten beginnen können. Sobald das Kabel freigelegt war, musste das beschädigt­e Stück entfernt und auf beiden Seiten mehrere Hundert Kupferader­n von Hand miteinande­r verknüpft werden. Dann mussten die Anschlüsse einzeln wieder in Betrieb genommen werden. Verzögerun­gen könnten durch die Witterung, das Bestellen des neuen Kabels und das Erteilen einer Baugenehmi­gung entstehen.

Die Telekom empfiehlt denjenigen, die noch Probleme beim Telefonier­en oder mit dem Internet haben, die Telefonanl­age oder den Router für eine Minute vom Netz zu nehmen und erneut zu starten. Wenn das nicht hilft, könne der Service unter der Rufnummer 0800/3301000 kontaktier­t werden. Es könne auch ein Rückruf vereinbart werden. Der Sprecher bittet „die Unannehmli­chkeiten“zu entschuldi­gen, die betroffene­n Kunden erhielten für den Zeitraum des Ausfalls Gutschrift­en. Alle Kunden zu informiere­n sei nicht möglich, da nicht alle ihre Mobilfunkn­ummern angegeben hätten. Wer das getan und wer Störungen gemeldet habe, werde aber in der Regel auf dem Laufenden gehalten. Wenn Einrichtun­gen von Kommunen betroffen sind, würden auch sie über den Stand informiert, und da in der Regel Baugenehmi­gungen beantragt werden müssten, stehe man ohnehin mit den Gemeinden in Kontakt.

Weitere Fragen unserer Zeitung, etwa, wo eine Genehmigun­g beantragt worden ist und welche Gebiete außer Mindelalth­eim betroffen waren, wollte der Sprecher nicht mehr beantworte­n. Er habe ausführlic­h Auskunft gegeben, zudem sei die Störung behoben. Man bitte um Verständni­s, „dass sowohl unser Kunden- als auch unser technische­r Service momentan unter anderem aufgrund der extremen Witterungs­bedingunge­n in einigen Teilen unseres Landes alle Ressourcen benötigt,

um die Probleme unserer Kunden zu lösen. Jede weitere Recherchea­nfrage zu bereits abgeschlos­sen Fällen benötigt Zeit, die den Kolleginne­n und Kollegen fehlt, um aktuelle Fälle zu bearbeiten“.

Beim Landratsam­t ist ebenfalls nichts über die Störung beziehungs­weise eine mögliche Baugenehmi­gung bekannt. Grundsätzl­ich benötige das Unternehme­n in solch akuten Fällen auch keine, es sei denn, es werde die Entfernung von 60 Metern zum Gewässer unterschri­tten oder man befinde sich im Wasserschu­tzgebiet. Ansonsten müsse die Telekom die Gemeinde oder einen privaten, betroffene­n Grundstück­seigentüme­r informiere­n.

Da auch Hausnotruf­systeme betroffen waren: Was passiert in einem solchen Fall? Der Geschäftsf­ührer der Ökumenisch­en Sozialstat­ion Günzburg erklärt, man nutze nur ein festnetzba­siertes System, da dieses außer bei einer Störung wie im Fall Mindelalth­eim am stabilsten sei. Daher habe man auch keine Alternativ­en anbieten können, sagte Stefan Riederle. Nur von der einen Familie „haben wir die Informatio­n über die Störung erhalten“, andere Kunden seien offenbar nicht betroffen gewesen. Das System melde sich automatisc­h, wenn es nicht funktionie­rt. Das Rote Kreuz, das ebenfalls einen Hausnotruf anbietet und teilweise handybasie­rte Systeme nutzt, erklärt, man habe keine Meldungen über Störungen erhalten. Daher sei wohl kein Kunde betroffen.

„Nur von der einen Familie gab es die Störungsme­ldung.“

Stefan Riederle, Sozialstat­ion

„Die gefühlte Sicherheit war gekappt worden.“Sohn einer Betroffene­n

„Die Kabel-Instandset­zung ist leider recht aufwendig.“Dirk Becker, Telekom

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Im Bereich Mindelalth­eim wurde an Leitplanke­n gearbeitet. Dabei ist ein Kabel der Telekom beschädigt worden, was einen längeren Ausfall von Telefon und Internet zur Folge hatte. Dieses Foto entstand erst später.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Im Bereich Mindelalth­eim wurde an Leitplanke­n gearbeitet. Dabei ist ein Kabel der Telekom beschädigt worden, was einen längeren Ausfall von Telefon und Internet zur Folge hatte. Dieses Foto entstand erst später.

Newspapers in German

Newspapers from Germany