150 Telekom-Kunden ohne Telefon und Internet
Störung In Mindelaltheim hat eine Firma ein Kabel durchtrennt. 150 Kunden konnten mehrere Tage lang Telefon und Internet nicht nutzen. Vom Telekommunikationsunternehmen wurde aber offenbar kaum jemand informiert
Mindelaltheim Fast eine Woche lang sind Bürger des Dürrlauinger Ortsteils Mindelaltheim von Telefonund Internetverbindung abgeschnitten gewesen. Am Freitag voriger Woche sei bei Bauarbeiten ein Kabel der Telekom durchtrennt worden, wie der Sohn einer Betroffenen unserer Zeitung sagte. Bei seiner Mutter habe auch der ans Telefon angebundene Hausnotruf nicht funktioniert. Bis gegen 11 Uhr am vergangenen Donnerstag hätten die Reparaturarbeiten der Telekom gedauert. Der Sohn bittet darum, namentlich nicht genannt zu werden, da sonst Einbrecher lesen könnten, dass seine Mutter alleine lebt.
Ihn stört, dass es keine Information gegeben habe. Gerade für die älteren Bürger wäre es problematisch gewesen, über so einen langen Zeitraum
gewissermaßen von der Außenwelt abgeschnitten zu sein, wenn sie nicht Hilfe von Familie, Bekannten oder Nachbarn bekommen hätten. „Ohne für sie erschließbaren Grund war von einem Moment auf den anderen die gefühlte Sicherheit eines Hausnotrufsystems gekappt worden, ohne dass irgendjemand von verantwortlicher Seite sie darüber informiert hat.“Er wünsche sich für solche Fälle, die natürlich immer passieren könnten, „ein funktionierendes pro-aktives System der Erst-Versorgung, was rein nachbarschaftliches Entgegenkommen allein nicht leisten kann“– sei es vom Telekommunikationsanbieter, von behördlicher Seite „oder von einer für diesen Fall eingesetzten ,Task-Force‘“. Die in diesem Fall oft eintretenden Zusatzkosten für den Einzelnen seien „dadurch sicher minimierbarer“.
Dürrlauingens Zweiter Bürgermeister Franz Rosenfelder sagte unserer Zeitung, auch erst am Mittwoch beim Seniorennachmittag davon erfahren zu haben – bei der Verwaltungsgemeinschaft habe sich niemand deswegen gemeldet, hieß es dort. An einer relativ steilen Böschung an der Straße zwischen Burgau und Mindelaltheim hätten noch Leitplanken gefehlt, vielleicht sei dabei die Leitung erwischt worden, mutmaßte Rosenfelder. Er habe gehört, dass bei gut 30 Leuten im Ort der Telefon- beziehungsweise Internetanschluss nicht funktioniert habe. Von der Telekom hätte er er- wartet, informiert zu werden. Dann könne er schließlich auch auf Nachfragen der Bürger antworten.
Das Staatliche Bauamt Krumbach schloss zunächst aus, dass es sich um Bauarbeiten als Ursache gehandelt haben könnte, da die Firmen gerade Winterpause hätten und Baustellen ruhen. Nach einer nochmaligen internen Recherche war aber klar: Ein Unternehmen war tatsächlich damit beschäftigt, Leitplanken zu setzen. Man sei nicht über Probleme informiert worden, offenbar habe es das direkt mit der Telekom geklärt.
Die Firma Süd-Planken Bayern bestätigte, dass bei ihren Arbeiten an Leitplanken ein Kabel getroffen worden sei. Man merke das aber nicht direkt, es gebe keinen Funkenschlag oder Ähnliches. Erst Anfang dieser Woche sei eine Störungsmeldung gekommen, man habe sich mit der Telekom in Verbindung gesetzt. Für den entstandenen Schaden werde die Firma aufkommen, erklärte die Bauleiterin. Nicht bei jeder Baustelle gebe es Karten, wo die verlaufenden Kabel eingetragen sind. Da sie nicht für die konkrete Baustelle zuständig gewesen sei, könne sie nicht sagen, ob es in Mindelaltheim eine gegeben hat. Jedenfalls sei ihre Firma dafür verantwortlich, die Lage zu klären.
Von dem Ausfall sind offenbar nur Kunden der Telekom betroffen. Das Telekommunikationsunternehmen Mnet, das nach Auskunft des Zweiten Bürgermeisters ebenfalls im Ort aktiv ist, teilte jedenfalls mit, dass alle Sprach- und Datendienste in vollem Umfang verfügbar gewesen seien. Wie der Mann, der sich an unsere Zeitung gewandt hat, sagte, habe er die Telekom noch am Freitag vergangener Woche informiert, dass bei seiner Mutter das analoge Festnetz und das Internet ausgefallen waren. Als Ursache seien ihm telefonisch eine defekte Kabelverzweigung und später zudem ein defekter Port genannt worden. Einen für den folgenden Samstag vereinbarten Vor-Ort-Termin habe die
Telekom ohne Nachricht nicht wahrgenommen, erst auf Nachfrage sei ein neuer Termin am Dienstag angeboten worden. Trotz Nachfrage habe das Unternehmen keine Hilfe in Sachen Hausnotruf angeboten. Dienstags habe ihn dann ein Techniker über das konkrete Problem informiert, doch erst habe man die Gemeinde um Erlaubnis fragen müssen, um das betroffene Areal aufzugraben und dann einen Bautrupp zu schicken, habe man ihm gesagt. Frühestens donnerstags oder freitags sei mit einer endgültigen Beseitigung der Störung zu rechnen – gegen 11 Uhr am Donnerstag habe dann Festnetz und Internet bei seiner Mutter wieder funktioniert.
Dirk Becker, ein Sprecher der Telekom, bestätigte, dass die Störung seit Donnerstagmittag behoben sei, sie sei erst am 12. Januar gemeldet worden. Insgesamt seien nicht nur 30, sondern 150 Kunden betroffen gewesen. „Die Instandsetzung eines Kabels ist leider recht aufwendig“, zunächst musste der Fehler durch Messungen lokalisiert werden. Anschließend hätten die Tiefbauarbeiten beginnen können. Sobald das Kabel freigelegt war, musste das beschädigte Stück entfernt und auf beiden Seiten mehrere Hundert Kupferadern von Hand miteinander verknüpft werden. Dann mussten die Anschlüsse einzeln wieder in Betrieb genommen werden. Verzögerungen könnten durch die Witterung, das Bestellen des neuen Kabels und das Erteilen einer Baugenehmigung entstehen.
Die Telekom empfiehlt denjenigen, die noch Probleme beim Telefonieren oder mit dem Internet haben, die Telefonanlage oder den Router für eine Minute vom Netz zu nehmen und erneut zu starten. Wenn das nicht hilft, könne der Service unter der Rufnummer 0800/3301000 kontaktiert werden. Es könne auch ein Rückruf vereinbart werden. Der Sprecher bittet „die Unannehmlichkeiten“zu entschuldigen, die betroffenen Kunden erhielten für den Zeitraum des Ausfalls Gutschriften. Alle Kunden zu informieren sei nicht möglich, da nicht alle ihre Mobilfunknummern angegeben hätten. Wer das getan und wer Störungen gemeldet habe, werde aber in der Regel auf dem Laufenden gehalten. Wenn Einrichtungen von Kommunen betroffen sind, würden auch sie über den Stand informiert, und da in der Regel Baugenehmigungen beantragt werden müssten, stehe man ohnehin mit den Gemeinden in Kontakt.
Weitere Fragen unserer Zeitung, etwa, wo eine Genehmigung beantragt worden ist und welche Gebiete außer Mindelaltheim betroffen waren, wollte der Sprecher nicht mehr beantworten. Er habe ausführlich Auskunft gegeben, zudem sei die Störung behoben. Man bitte um Verständnis, „dass sowohl unser Kunden- als auch unser technischer Service momentan unter anderem aufgrund der extremen Witterungsbedingungen in einigen Teilen unseres Landes alle Ressourcen benötigt,
um die Probleme unserer Kunden zu lösen. Jede weitere Rechercheanfrage zu bereits abgeschlossen Fällen benötigt Zeit, die den Kolleginnen und Kollegen fehlt, um aktuelle Fälle zu bearbeiten“.
Beim Landratsamt ist ebenfalls nichts über die Störung beziehungsweise eine mögliche Baugenehmigung bekannt. Grundsätzlich benötige das Unternehmen in solch akuten Fällen auch keine, es sei denn, es werde die Entfernung von 60 Metern zum Gewässer unterschritten oder man befinde sich im Wasserschutzgebiet. Ansonsten müsse die Telekom die Gemeinde oder einen privaten, betroffenen Grundstückseigentümer informieren.
Da auch Hausnotrufsysteme betroffen waren: Was passiert in einem solchen Fall? Der Geschäftsführer der Ökumenischen Sozialstation Günzburg erklärt, man nutze nur ein festnetzbasiertes System, da dieses außer bei einer Störung wie im Fall Mindelaltheim am stabilsten sei. Daher habe man auch keine Alternativen anbieten können, sagte Stefan Riederle. Nur von der einen Familie „haben wir die Information über die Störung erhalten“, andere Kunden seien offenbar nicht betroffen gewesen. Das System melde sich automatisch, wenn es nicht funktioniert. Das Rote Kreuz, das ebenfalls einen Hausnotruf anbietet und teilweise handybasierte Systeme nutzt, erklärt, man habe keine Meldungen über Störungen erhalten. Daher sei wohl kein Kunde betroffen.
„Nur von der einen Familie gab es die Störungsmeldung.“
Stefan Riederle, Sozialstation
„Die gefühlte Sicherheit war gekappt worden.“Sohn einer Betroffenen
„Die Kabel-Instandsetzung ist leider recht aufwendig.“Dirk Becker, Telekom