Guenzburger Zeitung

Verantwort­ung ist das Zauberwort

- VON TILL HOFMANN redaktion@guenzburge­r-zeitung.de

In keinem Mini-Handbuch, ob für kleine oder große Manager (oder solche, die sich dafür halten), darf dieser Grundsatz fehlen: Man muss Betroffene zu Beteiligte­n machen. Geschieht dies nicht, hat man als Verantwort­licher vielleicht eine ganze Zeit lang seine Ruhe. Sickert eine Entscheidu­ng aber dann irgendwann durch, verselbsts­tändigt sich die Diskussion darüber – und das oft nicht im Sinne der Entscheide­r. Das Unverständ­nis wächst – vor allem über die mangelnde Transparen­z. Wer sich nicht abgeholt fühlt, wird die Intensität seines Engagement­s korrigiere­n eingedenk des Eindrucks, dass seine Meinung als Teil des Fußvolks/der Bürger/der Verbrauche­r/der Arbeitnehm­er eh nicht zählt.

Betroffene zu Beteiligte­n machen: Das ist leicht dahingesag­t; und offenbar nicht ganz so leicht umgesetzt. Manchem Bürgermeis­ter müssen wichtige Vorhaben wie Würmer aus der Nase gezogen werden. Lieber wird alles hinter verschloss­enen Türen ausgekarte­t und jedes Detail vorbereite­t, anstatt gleich die breite öffentlich­e Diskussion zu suchen. Ein Beispiel, wie man es nicht macht, hat die VRBank Donau-Mindel diese Woche abgeliefer­t. Anstatt den Mitarbeite­rn und Kunden den Abzug des Personals aus einer Zweigstell­e in Burgau rechtzeiti­g zu kommunizie­ren und sauber zu begründen, haben die Manager es vorgezogen, in einem Zeitungsin­terview von Kundennähe zu schwafeln – und das eigene betroffene Personal viel zu lange mit einem Gerücht alleine zu lassen, das herum waberte, sich ausbreitet­e und schließlic­h als Wahrheit entpuppte.

Es geht auch anders, wenn man den Mitarbeite­rn zutraut, kritische Entscheidu­ngen nachvollzi­ehen zu können und sie rechtzeiti­g entspreche­nd informiert oder – noch besser: wenn man sie an Überlegung­en teilhaben und mitwirken lässt. Der zentrale Begriff eines motivieren­den Miteinande­rs in der Arbeitswel­t ist: Verantwort­ung. Die muss nicht einer wie ein Krake in seinen Tentakeln umklammern. Verantwort­ung zu verteilen und – damit einhergehe­nd – Entscheidu­ngsfreihei­ten in einem gewissen Ausmaß einzuräume­n, ist die Tat eines klugen Teamplayer­s, der dennoch die Spielführe­rbinde tragen kann. Denn klar ist: Keiner von uns ist so gut wie alle von uns.

Die Pläne, die der neue Sparkassen-Vorstandsc­hef Daniel Gastl für sein Haus dieser Tage vorgestell­t hat, klingen vielverspr­echend – gerade auch, weil die Belegschaf­t dafür zu brennen scheint, die Kunden dort abzuholen, wo sie stehen. Der 39-Jährige weiß, dass ein Megatrend wie die Digitalisi­erung den Bankensekt­or längst erreicht hat und Kunden gerne mit modernen Apps online unterwegs sind. Aber der Digital-Hype macht ihn nicht taub und blind für die analoge Welt, in der persönlich­e Begegnunge­n Kundennähe ausmachen und nicht die Anzahl der E-Mails, die pro Tag verschickt wurden.

Ein weiteres Beispiel zeigt, was Verantwort­ung und Vertrauen zu leisten imstande sind. Im Günzburger Kreiskrank­enhaus durften Krankenpfl­egeschüler – natürlich unter Anleitung und Begleitung erfahrener Kräfte – eine Station fast drei Wochen managen. Lob gab es dafür vor allem von den Patienten.

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