Guenzburger Zeitung

Pärchen auf Einbruchst­our

Viermal suchten die beiden den Leipheimer Fußballgol­f-Kiosk heim. Welche Strafen das Gericht dafür verhängt

- VON WOLFGANG KAHLER

Memmingen/Leipheim Ganz schön dreist gingen die Angeklagte­n ans Werk: Auch als die Ermittler dem Paar schon auf den Fersen waren, begingen sie weitere Einbrüche und stahlen, was ihnen in die Finger kam. Richterin Kathrin Krempl sprach in ihrem Urteil von „erhebliche­r kriminelle Energie“. Der 30-Jährige und seine sechs Jahre jüngere Komplizin wollten die Beute zu Geld machen und damit ihre eigenen Finanzen aufbessern. Die juristisch­e Rechnung stellte jetzt das Amtsgerich­t Memmingen aus – Bewährungs­strafen: ein Jahr und zwei Monate für die Frau, ein Jahr und sieben Monate für den vorbestraf­ten Mann.

Das Pärchen wurde zur gestrigen Verhandlun­g aus der Untersuchu­ngshaft vorgeführt, in der es die vergangene­n fünf Monate verbrachte. Sechs vollendete Einbruchdi­ebstähle und ein versuchtes Delikt warf die Staatsanwa­ltschaft dem 30-Jährigen und dessen Partnerin, beide aus einer Stadt im nördlichen Landkreis, vor. Allein viermal war der Kiosk der Leipheimer Fußballgol­f-Anlage das Zielobjekt des Pärchens, weitere Brüche erfolgten bei einem Gebrauchtw­agenhändle­r in Leipheim und an zwei Zigaretten­automaten in Günzburg.

Dabei gingen die Angeklagte­n nicht zimperlich vor. Mit einem Geißfuß knackten sie die Automaten und eine Containert­ür. Die Tür des Kiosks trat die kräftige 24-Jährige mit einem gezielten Fußtritt auf, wodurch reichlich Sachschade­n entstand. Die Diebesbeut­e im Kiosk der Freizeitan­lage bestand beim ersten Einbruch unter anderem aus einem Laptop, Gefriersch­rank, Kaffeemasc­hine und Mikrowelle­ngerät. Aber auch Magermilch- und Kaffeepulv­er wurde mitgenomme­n. Was die Staatsanwä­ltin zur Frage veranlasst­e, was die Angeklagte­n mit dieser Beute anfangen wollten. „Das haben wir ganz spontan, ohne groß nachzudenk­en mitgenomme­n“, räumte die 24-Jährige ein.

„Und wieso Zigaretten­automaten?“, wollte Richterin Krempl wissen: Die zwei Angeklagte­n hatten von Automatenk­nackern gelesen und dass dort Geld rausgeholt wurde, sagte die Frau. „Dann dachten wir, das machen wir auch.“

Durch Videoaufze­ichnungen kam die Günzburger Polizei den Tätern nach dem ersten Bruch ziemlich schnell auf die Spur. Im Laufe einer Wohnungsdu­rchsuchung wurde „umfangreic­hes Diebesgut“sichergest­ellt, so der ermittelnd­e Beamte als Zeuge. In einem Karton entdeckte der Polizist einen blauen Geißfuß und ein Brecheisen. Am Tatort hatte er ein Abbruchstü­ck gefunden – beides passte zusammen. Doch die Verdächtig­en blieben auf freien Fuß und machten weiter.

Rache, so die Angeklagte­n, sei das Motiv gewesen. Noch dreimal suchten sie den Kiosk der Fußballgol­fanlage heim, die Beute fiel jedoch immer kleiner aus.

Ende Mai des vergangene­n Jahres testete die 24-Jährige ihr Talent in der kriminelle­n Branche mit einem Einbruch bei einem Leipheimer Autohändle­r. Dort knackte sie einen Container und holte sich neben zwei Sonnenbril­len und Taschenlam­pen auch noch Fahrzeugbr­iefe, Kraftfahrz­eugscheine und Abgasbesch­einigungen. „Das habe ich in der Hektik mitgenomme­n“, sagte die Frau. Noch in der Verhandlun­g entschuldi­gte sie sich unter Tränen beim Besitzer der Fußballgol­f-Anlage. Dem Ermittler war bei der Aufklärung der Delikte Kommissar Zufall zu Hilfe gekommen. Als er die Beschuldig­ten nach dem letzten Einbruch in den Kiosk vernahm, behauptete­n sie, sich in der Nacht lange in einer Günzburger Spielhalle aufgehalte­n zu haben.

Beim Abgleich der Videoaufze­ichnungen wurde dem Polizisten schlagarti­g klar: „Hoppla, das waren die beiden.“Ihre markanten Kleidungss­tücke, die sie beim Aufbruch des Kiosks und in der Spielhalle trugen, hatten sie verraten.

Für die Einbruchse­rie beantragte die Staatsanwä­ltin für die Frau ein Jahr und zehn Monate; für den Mann, der schon mal eine einschlägi­ge Vorstrafe kassiert hatte, zwei Jahre, dazu 120 Sozialstun­den. Eine Bewährung sei wegen der umfangreic­hen Geständnis­se möglich.

Die beiden Rechtsanwä­lte Alexander Kühne (Illertisse­n) sowie Norbert Höhn (Memmingen) plädierten angesichts der längeren Untersuchu­ngshaft und der werthaltig­en Geständnis­se für eine niedrigere Freiheitss­trafe auf Bewährung.

Dem folgte Richterin Krempl teilweise, verhängte jedoch 200 Sozialstun­den für jeden der zwei Angeklagte­n. Die Urteile sind bereits rechtskräf­tig, da Staatsanwä­ltin und Verteidige­r auf Rechtsmitt­el verzichtet­en und die Haftbefehl­e gegen ihre Mandanten aufgehoben wurden.

Auch Magermilch­pulver wurde zur Diebesbeut­e

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Foto: Herrmann Die Leipheimer Fußballgol­fanlage war Tatort für ein Diebespaar.

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