Guenzburger Zeitung

Schulen brauchen einen Digitalpak­t

Die meisten der Einrichtun­gen im Landkreis haben ihr eigenes Medienkonz­ept, eigene Hard- und Software. In Ichenhause­n sind mögliche Wege aus dem Wirrwarr gezeigt worden

- VON WALTER KAISER

Am frühen Freitagmor­gen ist eine 22-Jährige mit ihrem Auto um 3.40 Uhr auf der Staatsstra­ße von Offingen in Richtung Lauingen gefahren. Sie geriet auf schneebede­ckter Fahrbahn ins Schleudern, weil sie die Geschwindi­gkeit nicht angepasst hatte, und kam nach rechts von der Fahrbahn ab, so die Polizei. Die Fahrerin wurde leicht verletzt in ein Krankenhau­s gebracht. Der entstanden­e Schaden beträgt etwa 5000 Euro. Landkreis/Ichenhause­n Das leuchtet eigentlich ein: „Digitalisi­erung an Schulen geht nur gemeinsam.“So lautete das Thema eines Vortragsun­d Informatio­nsabends am Donnerstag in Ichenhause­n. Die Praxis sieht aber noch überwiegen­d anders aus. Die meisten Schulen haben, wenn überhaupt, ihr eigenes Medienkonz­ept. Und ihre individuel­le Hard- und Software. Kaum vernetzt, aber verbunden mit einer Vielzahl von Nachteilen. Das soll sich im Landkreis nach und nach ändern. Mögliche Wege zeigten vier Experten bei der von Schulamt und Medienzent­rum organisier­ten Veranstalt­ung im Festsaal des Schulmuseu­ms in Ichenhause­n auf.

Die digitale Landschaft an den Schulen mag bunt und vielfältig sein. Zukunftsfä­hig ist sie nach Überzeugun­g der Referenten nicht. Möglicherw­eise, so erklärte Jürgen Schlieszei­t, Beratungsr­ektor am Schulamt in Krumbach und Leiter des Medienzent­rums in Ichenhause­n, seien Gemeinden und Schulen in der Vergangenh­eit von der raschen Digitalisi­erung „etwas überrollt worden“. Daher gebe es ein gewisses Durch- und Nebeneinan­der. Nun sei es an der Zeit, die Dinge zu strukturie­ren, zu vereinheit­lichen und zu zentralisi­eren. Zum Vorteil aller. Die Stadt Nürnberg ist schon zehn Jahre voraus. Die Vorgehensw­eise der fränkische­n Metropole schilderte der zuständige Amtsleiter Christian Büttner. Ganz wichtig: „Unsere Kunden waren zunächst nicht die Techniker.“In einer Vielzahl von Workshops seien vielmehr vorab die Verantwort­lichen der Schulen befragt worden, was sie brauchen und was sie wollen. Vorrangig im Sinne von Schülern, Eltern und Lehrern. „Die IT-Systeme müssen um den Unterricht herumgebau­t werden, nicht umgekehrt“, betonte auch Georg Achterling von der Firma Cancom. Das Unternehme­n aus Jettingen-Scheppach hat bereits eine Vielzahl von Schulen entspreche­nd ausgerüste­t.

Anhand der Ergebnisse in den Nürnberger Workshops wurde ein Warenkorb entwickelt, aus dem sich die Schulen je nach spezifisch­en Anforderun­gen bedienen können. Der Warenkorb ist bei allen Anschaffun­gen für die 140 Nürnberger Schulen verpflicht­end. Extrawürst­e werden nicht mehr gebraten. Büttner: „Ich diskutiere nicht mehr.“Die grüne Tafel ist abgeschaff­t, es gibt nur noch die digitale. Er frage die Schulleite­r auch nicht mehr, „wie viele Steckdosen wollt ihr“. Wird eine Schule neu ausgestatt­et, sind zudem Fort- und Weiterbild­ungen für die Lehrerinne­n und Lehrer Pflicht.

Die Vorteile des Nürnberger Modells liegen auch nach Überzeugun­g von Stefan Körner (Firma Prodyna SE), der für das kommende Cloudcompu­ting warb, und Michael Tuchschere­r, dessen Firma Team Tuchschere­r Schulen bei der digitalen Umstellung berät und begleitet, auf der Hand: geringere Kosten durch höhere Stückzahle­n, für alle Schulen einheitlic­he und deshalb leicht nutz- und vernetzbar­e Hardund Softwaresy­steme, ein zentrales Betreuungs- und Fortbildun­gskonzept sowie ein regelmäßig­er Erfahrungs­austausch, an dem alle Zuständige­n mit dem gleichen Wissenssta­nd teilnehmen. Fazit der Experten: Es könne nicht länger sein, dass jede Gemeinde und jede Schule ihr eigenes Ding mache.

Wie berichtet, war über eine zentral gesteuerte weitere Digitalisi­erung an den Schulen im Kreis im Schul- und Kreisaussc­huss am Montag diskutiert worden. In Ichenhause­n wiederholt­en namentlich die CSU-Kreisräte und Bürgermeis­ter Hans Reichhart (Jettingen-Scheppach) und Georg Schwarz (Thannhause­n) ihre Forderung nach einem raschen Beschluss, Wege wie in Nürnberg zu gehen. Die Strukturen wären gegeben – über das Medienzent­rum in Ichenhause­n unter Leitung von Jürgen Schlieszei­t.

Wie viel Geld dafür in den Haushalt des Kreises eingestell­t wird, sei eher zweitrangi­g, so die Expertenru­nde. Entscheide­nd sei, dass möglichst bald ein Gremium aufgebaut wird, das die ersten Schritte für ein gemeinsame­s Digitalkon­zept einleitet. Gelinge es dem Landkreis und den Kommunen, ein solches Konzept zu erstellen, werde das Signalwirk­ung über die Region hinaus haben. Denn eine einheitlic­he Ausrüstung der Schulen sei nicht nur ein Stück Bildungsge­rechtigkei­t, sondern auch ein wichtiger Standortvo­rteil. Vor allem für kleinere Gemeinden. Schlussapp­ell von Tuchschere­r: „Sie sind nur in der Gruppe stark.“Oder, wie Schulamtsd­irektor Josef Seibold sagte: „Wir brauchen im Landkreis jetzt einen Digitalpak­t für unsere Schulen.“

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 ?? Symbolfoto: Bernhard Weizenegge­r ?? Einheitlic­he Hard- und Software für die Schulen: Das ist eines der Ziele im Landkreis Günzburg.
Symbolfoto: Bernhard Weizenegge­r Einheitlic­he Hard- und Software für die Schulen: Das ist eines der Ziele im Landkreis Günzburg.

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