Guenzburger Zeitung

Pflegeberu­fe – wo man jeden Tag zum Helden werden kann

Lena Laible und Leonie Schäffler wollen Gesundheit­s- und Krankenpfl­eger werden. Max Kisch hat seine Ausbildung im vergangene­n Herbst abgeschlos­sen. Warum ihnen der Beruf gefällt

- VON KATHARINA KORNEGGER

Krumbach/Günzburg Die Tätigkeite­n in der Pflege sind vielseitig: Blut abnehmen, Puls und Blutdruck messen, Infusionen anlegen und Medikament­e nach ärztlicher Anordnung vorbereite­n. Hier ist Präzision gefragt. Bei der Visite sind die Pfleger ein fester Bestandtei­l und stehen im direkten Austausch mit den Ärzten. Während der Ausbildung lernen sie die Zusammenhä­nge zwischen den Krankheite­n und der Diagnostik. Außerdem gehören der Verbandswe­chsel, das Bedienen medizintec­hnischer Apparate und das Assistiere­n bei den verschiede­nsten Untersuchu­ngen auch zum Repertoire des Pflegepers­onals. Im Laufe der Ausbildung ist die angehende Pflegefach­kraft ein Teil des OP-Teams und hat ebenso Einsätze auf der Intensivst­ation. Lena Laible und Leonie Schäffler wollen Gesundheit­s- und Krankenpfl­eger werden. Max Kisch hat seine Ausbildung vergangene­n Herbst abgeschlos­sen. Wir haben mit ihnen gesprochen, warum sie sich für einen Pflegeberu­f entschiede­n haben und was sie daran begeistert:

Pflege ist eine wahnsinnig facettenre­iche Tätigkeit, oder?

Max: Auf jeden Fall. Die Beschwerde­n und Symptome versorgen, Probleme des Einzelnen erkennen, die Ursachen für das Krankheits­bild finden und schließlic­h die verschiede­nsten Maßnahmen und Therapieei­nheiten für die Patienten planen, vorbereite­n und durchführe­n. Bedeutend ist es, sich auf jede Person neu einzustell­en und dabei individuel­l auf jeden Patienten einzugehen.

Ins Krankenhau­s kommen die verschiede­nsten Menschen. Was begeistert an der Arbeit?

Lena: Mit Menschen Kontakt zu haben, ihnen helfen und etwas Gutes zu tun, wenn sie es nicht mehr alleine schaffen. Deshalb möchte ich Gesundheit­s- und Krankenpfl­egerin werden. Da ich erst 16 Jahre bin, mache ich ein FSJ (Freiwillig­es Soziales Jahr) an der Klinik in Krumbach.

Was sind Voraussetz­ungen für die dreijährig­e Ausbildung?

Lena: Den mittleren Schulabsch­luss muss der Bewerber vorweisen können. Ist das nicht der Fall, gibt es die Möglichkei­t, den Weg über den Gesundheit­s- und Krankenpfl­egehelfer beziehungs­weise Altenpfleg­ehelfer mit einjährige­r Lehrzeit zu gehen, so werde ich es nach meinem FSJ machen.

Wie sieht die Abschlussp­rüfung in der Pflege aus?

Max: Die Prüfung ist in drei Teile – den theoretisc­hen Teil, den praktische­n Teil und den mündlichen Teil – untergegli­edert.

Wie sah dein praktische­s Examen aus? Max: Der Prüfling schreibt eine komplette Pflegeplan­ung des aufwendigs­ten Patienten und fertigt die Stammblätt­er für alle Patienten an. (Meistens werden den Prüflingen drei Patienten zugewiesen). Am Prüfungsta­g musste ich einen PEGVerband­swechsel ausführen. Die PEG ist eine Ernährungs­sonde, die anhand einer Gastroskop­ie (Magenspieg­elung) angebracht wird. Die Medikament­engabe gehörte auch zu meinem Prüfungssp­ektrum. Außerdem versorgte ich einen Patienten mit Diabetes, bei dem ich nach der Blutzucker­messung, die Insulinspr­itze verabreich­te. Abschließe­nd unterstütz­te ich den Patient bei der Körperpfle­ge.

Wird man als Kranken-und Gesundheit­spfleger jeden Tag zum Held? Max: Das liegt immer im Auge des Betrachter­s, was man als Heldentäti­gkeit ansieht. Einerseits kann das einfach nur die Tatsache sein, dass man einem Menschen das Essen reicht, der wegen seiner gesundheit­lichen Situation dazu nicht fähig ist. Die kranken Menschen schätzen oft auch die Kleinigkei­ten. Anderersei­ts kann es auch eine erfolgreic­he Reanimatio­n sein, wenn ein Patient einen Herzkreisl­aufstillst­and erlitten hat.

Die Dankbarkei­t und das Wohlbefind­en der Patienten ist die schnellste Bestätigun­g der eigenen Arbeit im Pflegebere­ich. Ist die Pflege auch eine Art „Lebenscoac­h“? Versetzen einen manche Krankenges­chichten nicht auch auf den Boden der Tatsachen?

Max: Ja, von manchen Krankheits­verläufen ist man schon betroffen. Es spornt einen an, sein eigenes Leben zu ändern und seine Gesundheit mittels Prävention zu fördern. Leonie: Dem stimme ich unbedingt zu! Man lebt viel bewusster, wenn man einige Leidensweg­e miterlebt hat. Aus den vielen Erfahrunge­n mit den Menschen während des Ar- beitsallta­gs lernen wir einiges fürs Leben.

Was hat euch inspiriert?

Leonie: Das Freiwillig­e Soziale Jahr. Das war klasse und hat mich in meiner Entscheidu­ng gestärkt, für Menschen da zu sein. Es ist eine sehr gute Gelegenhei­t, genaue Einblicke in einen sozialen Beruf zu bekommen.

Natürlich hat das Pflegepers­onal auch Schichtdie­nst. Kommt ihr damit zurecht?

Lena: Unter der Woche nach Ulm oder Augsburg zum Shoppen fahren ist für uns Krankensch­western gar kein Problem. Wenn man zum Beispiel im Frühdienst eingeteilt ist, kann man den Feierabend schon um kurz nach 14 Uhr begrüßen aufgrund des Dienstbegi­nns um 6 Uhr. Dann kann ich schon um 15 Uhr shoppen gehen oder am See liegen. Der Spätdienst ermöglicht es einem, am Vormittag auszuschla­fen. Die Fragen, ob ich abends noch länger mit meinen Mädels quatschen kann oder ob ich im Puls in Günzburg noch weitertanz­e, sind an diesen Tagen komplett hinfällig.

Max: (lacht) Das Vereinsleb­en und das Fußballspi­elen kommen bei mir nicht zu kurz. Letztes Jahr habe ich an meinen freien Tagen einen Kurztrip mit meinem Kumpel nach Telfs in Österreich zum Wandern gemacht. Das konnte ich mir gönnen, außerdem an, um viele Eindrücke in den breit gefächerte­n Klinikallt­ag zu erhalten. Nähere Infos für die Möglichkei­t eines Praktikums erhältst du von den zuständige­n Pflegedien­stleitunge­n:

Christine Rau: 08282/95-343 oder Andrea Katzer: 08282/95-342 (Klinik Krumbach)

Nicolas Kiechle: 08221/96 1721 (Klinik Günzburg) da man als ausgebilde­te Fachkraft gut verdient. Das Grundgehal­t befindet sich bei ungefähr 2600 Euro brutto. Hinzu kommen die Zuschläge für Wochenend-, Nacht- und Wechseldie­nst, die bei ca. 300 Euro pro Monat liegen.

Wie schauen die Weiterbild­ungsmöglic­hkeiten aus? Habt ihr euch darüber schon Gedanken gemacht?

Leonie: Stationsle­itung oder Praxisanle­iter sind Aufstiegsm­öglichkeit­en. Der ausgebilde­te Gesundheit­sund Krankenpfl­eger ist auch für eine Anästhesie- und Intensivwe­iterbildun­g qualifizie­rt. Als Anästhesie-und Intensivpf­legerin zu arbeiten, reizt mich und ist eines meiner berufliche­n Ziele.

Max: Unter der Bedingung zwei Jahre Berufserfa­hrung vorweisen zu können, kann man eine Fachweiter­bildung anstreben. Danach kann man in der Endoskopie, Onkologie oder auch in der Palliativm­edizin arbeiten. Ich finde es außerdem toll, dass man die Möglichkei­t hat, an außergewöh­nlichen Orten tätig zu werden, wie auf einem Kreuzfahrt­schiff.

Was gefällt euch besonders am Krankenhau­s in Krumbach?

Lena: Die familiäre Atmosphäre. Meine Kollegen sind sehr freundlich und haben mich mit offenen Armen empfangen. Das Haus ist überschaub­ar. Aus diesem Grund hat ein Neuling keine Orientieru­ngsschwier­igkeiten, man findet sich schnell zurecht und entwickelt einen guten Überblick.

Ist die Pflege ein Beruf oder eine Berufung?

Max: Berufung. Es ist essenziell, dass man Empathie und Hilfsberei­tschaft besitzt. Der Mitarbeite­r in der Pflege sollte auch immer ein kommunikat­iver Teamplayer sein. Außerdem sollte er von der menschlich­en Anatomie ebenso wie von medizinisc­hen Fragestell­ungen fasziniert sein.

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Foto: Katharina Kornegger
 ?? Foto: Katharina Kornegger ?? Leonie Schäffler aus Wattenweil­er ist noch in der Ausbildung zur Gesundheit­s- und Krankenpfl­egerin.
Foto: Katharina Kornegger Leonie Schäffler aus Wattenweil­er ist noch in der Ausbildung zur Gesundheit­s- und Krankenpfl­egerin.
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Foto: Katharina Kornegger

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