Pflegeberufe – wo man jeden Tag zum Helden werden kann
Lena Laible und Leonie Schäffler wollen Gesundheits- und Krankenpfleger werden. Max Kisch hat seine Ausbildung im vergangenen Herbst abgeschlossen. Warum ihnen der Beruf gefällt
Krumbach/Günzburg Die Tätigkeiten in der Pflege sind vielseitig: Blut abnehmen, Puls und Blutdruck messen, Infusionen anlegen und Medikamente nach ärztlicher Anordnung vorbereiten. Hier ist Präzision gefragt. Bei der Visite sind die Pfleger ein fester Bestandteil und stehen im direkten Austausch mit den Ärzten. Während der Ausbildung lernen sie die Zusammenhänge zwischen den Krankheiten und der Diagnostik. Außerdem gehören der Verbandswechsel, das Bedienen medizintechnischer Apparate und das Assistieren bei den verschiedensten Untersuchungen auch zum Repertoire des Pflegepersonals. Im Laufe der Ausbildung ist die angehende Pflegefachkraft ein Teil des OP-Teams und hat ebenso Einsätze auf der Intensivstation. Lena Laible und Leonie Schäffler wollen Gesundheits- und Krankenpfleger werden. Max Kisch hat seine Ausbildung vergangenen Herbst abgeschlossen. Wir haben mit ihnen gesprochen, warum sie sich für einen Pflegeberuf entschieden haben und was sie daran begeistert:
Pflege ist eine wahnsinnig facettenreiche Tätigkeit, oder?
Max: Auf jeden Fall. Die Beschwerden und Symptome versorgen, Probleme des Einzelnen erkennen, die Ursachen für das Krankheitsbild finden und schließlich die verschiedensten Maßnahmen und Therapieeinheiten für die Patienten planen, vorbereiten und durchführen. Bedeutend ist es, sich auf jede Person neu einzustellen und dabei individuell auf jeden Patienten einzugehen.
Ins Krankenhaus kommen die verschiedensten Menschen. Was begeistert an der Arbeit?
Lena: Mit Menschen Kontakt zu haben, ihnen helfen und etwas Gutes zu tun, wenn sie es nicht mehr alleine schaffen. Deshalb möchte ich Gesundheits- und Krankenpflegerin werden. Da ich erst 16 Jahre bin, mache ich ein FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr) an der Klinik in Krumbach.
Was sind Voraussetzungen für die dreijährige Ausbildung?
Lena: Den mittleren Schulabschluss muss der Bewerber vorweisen können. Ist das nicht der Fall, gibt es die Möglichkeit, den Weg über den Gesundheits- und Krankenpflegehelfer beziehungsweise Altenpflegehelfer mit einjähriger Lehrzeit zu gehen, so werde ich es nach meinem FSJ machen.
Wie sieht die Abschlussprüfung in der Pflege aus?
Max: Die Prüfung ist in drei Teile – den theoretischen Teil, den praktischen Teil und den mündlichen Teil – untergegliedert.
Wie sah dein praktisches Examen aus? Max: Der Prüfling schreibt eine komplette Pflegeplanung des aufwendigsten Patienten und fertigt die Stammblätter für alle Patienten an. (Meistens werden den Prüflingen drei Patienten zugewiesen). Am Prüfungstag musste ich einen PEGVerbandswechsel ausführen. Die PEG ist eine Ernährungssonde, die anhand einer Gastroskopie (Magenspiegelung) angebracht wird. Die Medikamentengabe gehörte auch zu meinem Prüfungsspektrum. Außerdem versorgte ich einen Patienten mit Diabetes, bei dem ich nach der Blutzuckermessung, die Insulinspritze verabreichte. Abschließend unterstützte ich den Patient bei der Körperpflege.
Wird man als Kranken-und Gesundheitspfleger jeden Tag zum Held? Max: Das liegt immer im Auge des Betrachters, was man als Heldentätigkeit ansieht. Einerseits kann das einfach nur die Tatsache sein, dass man einem Menschen das Essen reicht, der wegen seiner gesundheitlichen Situation dazu nicht fähig ist. Die kranken Menschen schätzen oft auch die Kleinigkeiten. Andererseits kann es auch eine erfolgreiche Reanimation sein, wenn ein Patient einen Herzkreislaufstillstand erlitten hat.
Die Dankbarkeit und das Wohlbefinden der Patienten ist die schnellste Bestätigung der eigenen Arbeit im Pflegebereich. Ist die Pflege auch eine Art „Lebenscoach“? Versetzen einen manche Krankengeschichten nicht auch auf den Boden der Tatsachen?
Max: Ja, von manchen Krankheitsverläufen ist man schon betroffen. Es spornt einen an, sein eigenes Leben zu ändern und seine Gesundheit mittels Prävention zu fördern. Leonie: Dem stimme ich unbedingt zu! Man lebt viel bewusster, wenn man einige Leidenswege miterlebt hat. Aus den vielen Erfahrungen mit den Menschen während des Ar- beitsalltags lernen wir einiges fürs Leben.
Was hat euch inspiriert?
Leonie: Das Freiwillige Soziale Jahr. Das war klasse und hat mich in meiner Entscheidung gestärkt, für Menschen da zu sein. Es ist eine sehr gute Gelegenheit, genaue Einblicke in einen sozialen Beruf zu bekommen.
Natürlich hat das Pflegepersonal auch Schichtdienst. Kommt ihr damit zurecht?
Lena: Unter der Woche nach Ulm oder Augsburg zum Shoppen fahren ist für uns Krankenschwestern gar kein Problem. Wenn man zum Beispiel im Frühdienst eingeteilt ist, kann man den Feierabend schon um kurz nach 14 Uhr begrüßen aufgrund des Dienstbeginns um 6 Uhr. Dann kann ich schon um 15 Uhr shoppen gehen oder am See liegen. Der Spätdienst ermöglicht es einem, am Vormittag auszuschlafen. Die Fragen, ob ich abends noch länger mit meinen Mädels quatschen kann oder ob ich im Puls in Günzburg noch weitertanze, sind an diesen Tagen komplett hinfällig.
Max: (lacht) Das Vereinsleben und das Fußballspielen kommen bei mir nicht zu kurz. Letztes Jahr habe ich an meinen freien Tagen einen Kurztrip mit meinem Kumpel nach Telfs in Österreich zum Wandern gemacht. Das konnte ich mir gönnen, außerdem an, um viele Eindrücke in den breit gefächerten Klinikalltag zu erhalten. Nähere Infos für die Möglichkeit eines Praktikums erhältst du von den zuständigen Pflegedienstleitungen:
Christine Rau: 08282/95-343 oder Andrea Katzer: 08282/95-342 (Klinik Krumbach)
Nicolas Kiechle: 08221/96 1721 (Klinik Günzburg) da man als ausgebildete Fachkraft gut verdient. Das Grundgehalt befindet sich bei ungefähr 2600 Euro brutto. Hinzu kommen die Zuschläge für Wochenend-, Nacht- und Wechseldienst, die bei ca. 300 Euro pro Monat liegen.
Wie schauen die Weiterbildungsmöglichkeiten aus? Habt ihr euch darüber schon Gedanken gemacht?
Leonie: Stationsleitung oder Praxisanleiter sind Aufstiegsmöglichkeiten. Der ausgebildete Gesundheitsund Krankenpfleger ist auch für eine Anästhesie- und Intensivweiterbildung qualifiziert. Als Anästhesie-und Intensivpflegerin zu arbeiten, reizt mich und ist eines meiner beruflichen Ziele.
Max: Unter der Bedingung zwei Jahre Berufserfahrung vorweisen zu können, kann man eine Fachweiterbildung anstreben. Danach kann man in der Endoskopie, Onkologie oder auch in der Palliativmedizin arbeiten. Ich finde es außerdem toll, dass man die Möglichkeit hat, an außergewöhnlichen Orten tätig zu werden, wie auf einem Kreuzfahrtschiff.
Was gefällt euch besonders am Krankenhaus in Krumbach?
Lena: Die familiäre Atmosphäre. Meine Kollegen sind sehr freundlich und haben mich mit offenen Armen empfangen. Das Haus ist überschaubar. Aus diesem Grund hat ein Neuling keine Orientierungsschwierigkeiten, man findet sich schnell zurecht und entwickelt einen guten Überblick.
Ist die Pflege ein Beruf oder eine Berufung?
Max: Berufung. Es ist essenziell, dass man Empathie und Hilfsbereitschaft besitzt. Der Mitarbeiter in der Pflege sollte auch immer ein kommunikativer Teamplayer sein. Außerdem sollte er von der menschlichen Anatomie ebenso wie von medizinischen Fragestellungen fasziniert sein.