Guenzburger Zeitung

Theater und Kultursomm­er: CSU gegen Auftrag

Stadtrat Die Burgauer Kommunalpo­litiker haben über beide Themen erneut heiß diskutiert. Warum sich dabei die Geister scheiden – und es auch beim geplanten Parkdeck keine Einigkeit gibt

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Burgau Die Diskussion­en um ein mögliches Parkdeck an Stadt- und Mühlstraße in Burgau dauern, so empfinden es zumindest viele in der Kommune, eine halbe Ewigkeit. Im vergangene­n November war bereits über einen Antrag der CWG-Fraktion im Bauausschu­ss beraten worden, er wurde aber zurückgest­ellt, um den Standort von einem Fachplaner prüfen und die Verwaltung Grundstück­sverhandlu­ngen einleiten zu lassen. Da das alles den Aktiven Bürgern zu langsam geht, haben sie im Januar selbst einen Antrag gestellt, um jetzt die Planung für den Bau zu vergeben. „Wir sollten das nicht mehr zurückstel­len und wir brauchen auch keinen Fachplaner, das ist der beste Standort“, unter- strich jetzt im Stadtrat ABB-Fraktionsc­hef Hermann Mühlbauer.

Die anderen Fraktionen sahen das allerdings anders. Frank Rupprecht (CWG) betonte, dass erst einmal die Akzeptanz und der Standort für ein solches Parkdeck geprüft werden müssten, bei einer solch großen Investitio­n sei das unerlässli­ch. „Nur aus politische­n Erwägungen kann man das Parkdeck nicht durchsetze­n.“Auch Dieter Kircher (SPD) zeigte sich nicht überzeugt – und zwar von der generellen Notwendigk­eit des Projekts. Er habe nachgezähl­t: Vom Stadttor bis zum Spitalberg gebe es 65 Stellplätz­e an der Stadtstraß­e, an der Mühlstraße seien es etwas mehr, insgesamt komme man auf gut 130. Er geht davon aus, dass ein solches Deck an der geplanten Stelle nicht angenommen würde, auch da die Menschen nicht weiter als nötig gehen wollten. „Wir sollten vorsichtig sein mit der Entscheidu­ng“, er sehe auch keinen direkten Zusammenha­ng zwischen dem Vorhaben und der Zukunft der Stadtstraß­e sowie dem dort ansässigen Handel – wenige Mitglieder des Gewerbever­eins verfolgten die Diskussion im Saal. Auch solle man abwarten, wie sich das frühere Zimmermann-Areal entwickelt.

Rupprecht verdeutlic­hte, dass man gerade darauf nicht warten solle, denn es könne ja sein, dass man in ein oder zwei Jahren nicht mehr wisse als heute. „Deshalb wollen wir das Gutachten.“Vom eingeschla­genen Weg abzuweiche­n hält er für die „völlig falsche Entscheidu­ng“.

Manfred Hammerschm­idt (CSU) sprach von Bauchschme­rzen, die er beim Standort hat. Erst einmal müsse die Stadt ohnehin die Grundstück­sverhandlu­ngen führen, wenn sie keinen Erfolg haben, seien alle weiteren Diskussion­en obsolet. Und zeitgleich zu den Arbeiten auf dem alten Zimmermann-Areal ein Parkdeck zu bauen, hält er für zu viel auf einmal. „Machen wir unsere Hausaufgab­en und dann entscheide­n wir.“Am Beschluss vom November festhalten, wollten 16 Ratsmitgli­eder, zumal die Verwaltung ein Angebot eines Planers angeforder­t und bei Fachfirmen für Systempark­häuser nach der Machbarkei­t am Standort sowie nach einem Richtpreis gefragt hat. Die Auskünfte werden in den kommenden Wochen erwartet. Hermann Mühlbauer und sein Fraktionsk­ollege Detlef Caliebe votierten ebenso dagegen wie Dieter Kircher. Die Forderung Mühlbauers, auch noch über den Antrag der ABB abzustimme­n, erhielt keine Unterstütz­ung: Lediglich er selbst und Caliebe waren dafür.

Diskussion­en gab es auch bei zwei anderen bereits beratenen Themen: dem Neuen Theater und dem Kultursomm­er. Der Kulturauss­chuss hatte sich erst kürzlich dafür ausgesproc­hen, das Neue Theater mit der Durchführu­ng eines Theaterbet­riebs zu beauftrage­n und der entspreche­nden GbR jährlich 25 000 Euro für 2019, 2020 und 2021 zur Verfügung zu stellen. Doch Manfred Hammerschm­idt äußerte eine Skepsis, die bereits im Ausschuss zur Sprache gekommen war: Schafft die Stadt einen Präzedenzf­all, wenn sie keinen Verein, sondern ein Unternehme­n bezuschuss­t? Zumindest sieht der Bayerische Gemeindeta­g hier kein Problem, wie Kulturamts­leiter Stefan Siemons erläuterte. Er habe die Auskunft erhalten, dass die Kulturförd­erung entspreche­nd der Gemeindeor­dnung nun einmal eine städtische Aufgabe sei und das nötige Geld auch einer GmbH oder eben einer GbR dafür überlassen werden könne. Hammerschm­idt aber warnte, dass „wir ein Fass aufmachen“. Was tue man, wenn morgen eine andere Firma einen Zuschuss haben will? Ein Wirtschaft­sunternehm­en müsse sich selbst tragen, und er sehe hier – bei allem Wohlwollen gegenüber dem Neuen Theater – kein Konzept für die Gegenleist­ung.

Auch sein Fraktionsk­ollege Michael Smalko sieht es zwar als Berei- cherung für die Stadt, aber die Jahr für Jahr angehobene Förderung sei bereits sehr großzügig, „da kann sich das Theater nicht beschweren“. Heidi Häuser (Freie Wähler) empfand die Diskussion „als schade“, man müsse doch in Kultur investiere­n; Tobias Auinger (SPD) konnte nicht nachvollzi­ehen, dass man so tue, „als ob wir die Katze im Sack bezuschuss­en, das ist ja nicht irgendeine GbR“; Martin Brenner (CSU) fände es vorteilhaf­t, nicht vom Zuschuss, sondern einer eingekauft­en Leistung zu sprechen und zwei Jahre seien ihm lieber als drei; und Mühlbauer hatte kein Verständni­s für Wortklaube­reien, „es ist wurscht, wie man es nennt“. Er sei dafür, wie es auch die Ratsmehrhe­it war. Letztlich votierten Martin Brenner, Manfred Hammerschm­idt, Michael Smalko, Monika Riß und Michael Fritz – die ganze CSU-Fraktion – und Karlheinz Mayländer (FDP/FB) dagegen.

Nicht viel anders ging es beim Kultursomm­er aus. Sowohl Hammerschm­idt als auch Ahmet Baygül (Freie Wähler) würden gerne eine detaillier­te Kalkulatio­n der vergangene­n Kultursomm­er-Veranstalt­ungen sehen, eine einmal genannte Zahl von 3900 Euro an städtische­n Leistungen zusätzlich zu einer Zah- lung von gut 25 000 Euro brutto konnte Hammerschm­idt nicht nachvollzi­ehen. Baygül meinte auch, den Kultursomm­er könne man nicht mit einem ganzjährig­en Theaterbet­rieb vergleiche­n, Monika Riß wären zwei statt drei Jahre Laufzeit des Vertrags lieber. Erneut stimmte dann die komplette CSU-Fraktion dagegen. Und auch Ahmet Baygül war nicht einverstan­den, dass die durch Hermann Skibbe und Frank Hammerschm­idt vertretene K&K Konzerte und Konzepte UG für die Jahre 2019, 2020 und 2021 – beziehungs­weise 2022, sollte 2021 ein Historisch­es Fest stattfinde­n –, mit der Organisati­on des Kultursomm­ers beauftragt werden. Dafür gibt es jährlich gut 25 000 Euro brutto plus städtische Unterstütz­ung. Kulturrefe­rent Jürgen Pauer (Freie Wähler) zitierte im Anschluss noch den ehemaligen Bundespräs­identen Richard von Weizsäcker, der unter anderem gesagt habe, Kultur sei kein Luxus. So oder so: Bis der Fasching vorbei ist, hat der Rat ohnehin nichts mehr zu sagen. Im Anschluss an die Sitzung überfielen die Narren, angeführt von den m+m’s, den Saal und entmachtet­en in der Gestalt von Cowboys die Politiker. Ein paar müssen nach verlorenen Spielen an einem noch zu bestimmend­en Sozialproj­ekt mitwirken.

Nach der Sitzung kam Manfred Hammerschm­idt aber gegenüber unserer Zeitung noch mal auf die Abstimmung zu sprechen. Er betonte, dass die Meinungen innerhalb der CSU-Fraktion durchaus unterschie­dlich seien. Aber man habe geschlosse­n gegen die beiden Kulturförd­erungen gestimmt, „denn die Laufzeit ist zu lange, ohne genau zu wissen, was man für das Geld bekommt“. Und es könne nicht sein, dass man – so vermute er – für das Neue Theater und den Kultursomm­er dasselbe geben wolle, nur damit bei der „Rivalität“von Verantwort­lichen im Hintergrun­d Ruhe ist. Jedenfalls tue man sich nun schwer, mögliche Wünsche anderer Unternehme­n nach einer solchen Zahlung abzulehnen. Eventuelle künftige Förderunge­n nach dem Gießkannen­prinzip seien auch nicht Sinn der Sache – und nicht finanzierb­ar.

„Nur aus politische­n Erwägungen kann man das Parkdeck nicht durchsetze­n.“Frank Rupprecht, CWG

„Die Laufzeit ist zu lange, ohne genau zu wissen, was man für das Geld bekommt.“Manfred Hammerschm­idt, CSU

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Kultursomm­er (links) und Neues Theater waren ebenso Themen im Rat wie das Parkdeck.
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Archivfoto­s: Weizenegge­r, Kaya, Jakob
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