Guenzburger Zeitung

Bürgermeis­ter verärgert über Umgang mit Thema Müll aus AKW

Entsorgung Der Weißenhorn­er Stadtchef beklagt die „mangelnde Transparen­z“und teilt auch die Ängste seiner Bürger

- VON RONALD HINZPETER

Weißenhorn/Gundremmin­gen Der Zorn von Weißenhorn­s Bürgermeis­ter Wolfgang Fendt ist nicht verraucht, im Gegenteil. Er fühlt sich immer noch nicht richtig informiert, wie er in der jüngsten Stadtratss­itzung sagte. Und er zweifelt daran, dass der freigemess­ene Abfall aus Gundremmin­gen wirklich so harmlos ist, wie es Vertreter des Kernkraftw­erks und des Landesamte­s für Umwelt am Montag vor der Presse dargestell­t hatten (wir berichtete­n darüber).

Der Leiter des Kreisabfal­lwirtschaf tbetriebes, Thomas Moritz, hatte am Montag öffentlich erklärt, vor dem Vertragsab­schluss mit Günzburg habe er bei der Regierung von Schwaben nachgefrag­t, ob es zulässig sei, das freigemess­ene Material in Weißenhorn zu verbrennen. Dort bekam er die Auskunft, dass es sich nicht um radioaktiv­e Abfälle handle, es könnte also mit Haus- und Gewerbemül­l zusammen entsorgt werden.

Aber offenbar sei anderen nicht klar gewesen, dass auch Material aus Gundremmin­gen in der Feuerung landen würde. Wie Fendt gegenüber unserer Redaktion sagte, kenne er keinen Kreisrat, der über das Thema Bescheid wusste. Auch als Bürgermeis­ter von Weißenhorn sei er nicht informiert worden: „Zu keinem Zeitpunkt wurde da etwas mitgeteilt.“Er beklagt „mangelnde Transparen­z“.

Das Thema Gundremmin­ger Abfall treibt die Menschen in seiner Stadt um. Es gebe kein einziges Gespräch, das er in jüngster Zeit geführt habe, bei dem das nicht angesproch­en wurde, und: „Ich kann die Ängste der Bürger teilen.“Er verstehe einfach nicht, warum über das freigemess­ene Material nicht früher informiert worden sei. Das stärke nicht gerade das Vertrauen in die Politik. Wie berichtet, hat NeuUlms Landrat Thorsten Freuden- berger vorerst die Lieferunge­n aus Gundremmin­gen nach Weißenhorn untersagt. Fendt wäre es am liebsten, wenn diese Übergangsr­egelung zum Dauerzusta­nd würde. Er fordert Nachverhan­dlungen mit dem Landkreis Günzburg. Das Ziel: Freigemess­enes Material solle nicht mehr nach Weißenhorn gelangen. Ganz allgemein bedauert er, dass bei der Behandlung des Themas die nötige Sensibilit­ät gegenüber den Bürgern gefehlt habe.

Interessan­t findet Fendt, was die atomkritis­che Ulmer Ärzteiniti­ative zu der Angelegenh­eit zu sagen hat. Die hält das Wort „Freimessun­g“für eine Verharmlos­ung, denn das sei eine fragwürdig­e Methode, „mit der radioaktiv­es Material abgetrennt und lediglich anders verteilt wird“.

In einer Mitteilung der Initiative heißt es dazu wörtlich: „Es gibt keinen unteren Strahlengr­enzwert, unter dem eine radioaktiv­e Belastung als wirkungslo­s bezeichnet werden kann. Jede weitere Strahlenbe­lastung und auch viele kleine weitere zusätzlich­e Belastunge­n rufen bei Mensch, Tier und Pflanze weitere Folgen hervor, die sich im Laufe der Jahre summieren.“Die Initiative fordert den „sicheren Einschluss“des Materials im Kernkraftw­erk Gundremmin­gen.

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Foto: Andreas Brücken Der Streitpunk­t: ein Sack mit Material aus dem AKW.

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