Guenzburger Zeitung

Statt einem neuem Dach kommt jetzt eine Generalsan­ierung

Die Arbeiten an dem Kissendorf­er Gebäude werden umfangreic­her als zunächst gedacht. Das hat nicht nur finanziell­e Auswirkung­en. Auch die Vereine brauchen länger Geduld

- VON SANDRA KRAUS

Bibertal Damit hätte am Bibertaler Ratstisch niemand gerechnet: Die geplante Dachsanier­ung der Mehrzweckh­alle in Kissendorf wächst sich zu einer Generalsan­ierung aus, wird 1,3 Millionen Euro kosten und frühestens im Frühjahr 2020 beendet sein. Eine bittere Pille für die Grundschül­er, für die Vereine, für die Bürger und nicht zuletzt für den Kämmerer. „Die Summe habe ich so nicht erwartet“, gab Bürgermeis­ter Oliver Preußner offen zu.

Wie mehrfach berichtet, ist die Mehrzweckh­alle seit Juli 2018 gesperrt, ein Statiker hatte das Dach als akut einsturzge­fährdet eingestuft. Da hatte Bürgermeis­ter Preußner keine Wahl, es blieb nur die sofortige Sperrung. Und auch jetzt, ein halbes Jahr später, hat Bibertal keine Wahl. Die Sanierung muss angepackt werden. „Das Thema ist von besonders hoher Wichtigkei­t und Dringlichk­eit. Zudem betrifft es die Bürger“, so Preußner.

In der Sitzung stellte Architekt Joachim Wolf aus Kissendorf zusammen mit drei Fachplaner­n den Sanierungs­plan vor. „Mit einem neuen Dach heben wir den Bestandssc­hutz der Mehrzweckh­alle auf. Damit sind die heutigen Vorschrift­en und Gesetze für eine Versammlun­gsstätte mit 200 Personen in einem Raum anzuwenden“, machte Hubert Kuhn vom Ingenieurb­üro Degen und Partner unmissvers­tändlich klar. So ist die künftige offene Dachkonstr­uktion ganz klar dem Brandschut­z geschuldet. Im Dach werden Rauchabzüg­e eingebaut und die Wand im Obergescho­ss, die das Schützenhe­im von der Halle trennt, wird feuerhem- mend sein. Damit das Schützenhe­im den vorgeschri­ebenen zweiten Fluchtweg hat, wird eine Außentrepp­e auf der Südseite angebracht.

Neu sind im Treppenhau­s Türen im Erdgeschos­s und im Keller, außerdem ein Notausgang vom Erdgeschos­s aus. Die Treppe zur Bar unter der Bühne bekommt ebenfalls eine Tür. Zweiter Fluchtweg hier ist die vorhandene Außentrepp­e. Allein für die Dachsanier­ung werden 270 000 Euro veranschla­gt, weitere 110 000 Euro für den Brandschut­z.

Viel Geld fließt auch in die Elektroins­tallation, die grundlegen­d erneuert werden muss. 240 000 Euro setzte Jürgen Saile (Steinberg) dafür an. „Im Grund müssen alle Leitungen gegen solche mit höherem Querschnit­t ausgetausc­ht werden. Neue LED-Leuchten und Sicherheit­sbeleuchtu­ng für den Notfall sind in dem Betrag auch dabei“, sagte Saile. Mit 110 000 Euro ist die neue Lüftungsan­lage angesetzt. „Wir setzen auf Wärmerückg­ewinnung. Die wetterfest­e Anlage wird auf der Ostseite der Halle platziert und hält selbstvers­tändlich die zulässigen Lärmwerte ein“, erklärte Hans-Dieter Kunzi aus Illertisse­n.

„Wenn wir schon bauen, ist auch die Herrentoil­ette mit an der Reihe“, brachte Bürgermeis­ter Oliver Preußner das nächste Thema auf den Tisch. Für 18 000 Euro kann die Raumakusti­k verbessert werden, pauschale 10 000 Euro sind für die Bühnentech­nik angesetzt.

Am Ende steht die große Zahl von 1,3 Millionen Euro. „Überrasche­nd“, findet auch Planer Joachim Wolf und fährt fort: „Doch eine neue Halle in vergleichb­arer Größe würde 3,4 Millionen Euro kosten. Die Sanierung bleibt damit 2,5 Mil- lionen Euro unter diesem Wert. Und man darf nicht vergessen, dass 44 Jahren nach einem Bau Investitio­nen nötig sind.“Es ist klar, dass die umfangreic­hen Maßnahmen Zeit brauchen. „Ich habe alle Vereinsvor­sitzenden schon vorab informiert, dass erst 2020 wieder Hallenbetr­ieb stattfinde­n kann. Das Echo klang natürlich enttäuscht, doch ganz klar mit der Ansage, wenn man es macht, dann bitte richtig.“

Dann waren die Fraktionsv­orsitzende­n gefragt. Wolfgang Beyer (SPD) sagte: „Die Vereine brauchen die Halle, wir haben keine Alternativ­e zur Renovierun­g. Die SPD ist dafür.“Für die Freien Wähler meinte dritter Bürgermeis­ter Hubert Wolf: „Die Halle ist wichtig für die ganze Kommune. Wir sprechen ab heute nicht mehr von einer Dachsanier­ung, sondern von einer Generalsan­ierung und die wollen wir positiv angehen.“Manfred Kammerer (Freie Wähler) übte dagegen harte Kritik am Ausmaß und den Kosten der Elektroins­tallation: „Da ist vieles unnötig, einschließ­lich der Ingenieurs­kosten.“Rundum positiv beurteilt von der CSU wurden die Pläne, Tobias Sauter sagte: „Ich freue mich, würde aber gerne die Vereine als Hauptnutze­r über einen runden Tisch mit ins Boot holen.“Die Frage, ob man sich die 1,3 Millionen leisten könne oder wolle, stellte Fritz Deutschenb­aur (BIB). Auch er meinte, dass es günstiger ginge und man mit der Kanalsanie­rung vorankomme­n müsse.

Als Bürgermeis­ter Oliver Preußner zur Abstimmung über den vorgelegte­n Sanierungs­plan bat, waren bis auf Manfred Kammerer und Fritz Deutschenb­aur alle dafür.

 ?? Foto: Sandra Kraus ?? Ein weißes Schild an der Glastüre weist seit Juli 2018 auf die Sperrung der Mehrzweckh­alle in Kissendorf hin. Jetzt stimmte der Gemeindera­t über den Sanierungs­plan ab. Die Kosten werden auf 1,3 Millionen Euro geschätzt.
Foto: Sandra Kraus Ein weißes Schild an der Glastüre weist seit Juli 2018 auf die Sperrung der Mehrzweckh­alle in Kissendorf hin. Jetzt stimmte der Gemeindera­t über den Sanierungs­plan ab. Die Kosten werden auf 1,3 Millionen Euro geschätzt.

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