Bio, aber bequem
Warum Öko-Hersteller verstärkt auf Fertiggerichte setzen
Nürnberg Der Mensch ist ein Wesen mit vielen Unzulänglichkeiten. Eine der größten vielleicht ist sein Hang zur Bequemlichkeit. Der Durchschnittsbürger sitzt gerne, schläft gerne und hat es auch sonst am liebsten gemütlich. Das ist schlecht für den Rücken, aber durchaus gut für die Hersteller von, sagen wir, Fertigprodukten. Denn wer nur den Ofen öffnen und eine Pizza hineinschieben muss, hat schlicht und einfach mehr Zeit, um bequem zu sein.
Weil es aber selbst auf dem Sofa schnell ungemütlich wird, wenn es im Fernsehen um brutale Tiertransporte oder überfüllte Mastbetriebe geht, muss auch die Konservenindustrie sich weiterentwickeln. Fertigprodukte gibt es deshalb auch immer häufiger in Bio-Qualität.
Für Öko-Pioniere war das lange undenkbar, mittlerweile steigt die Branche jedoch groß ein. Auf der Biofach, der weltweit wichtigsten Naturkost-Messe, präsentieren die Aussteller gerade an jeder Ecke Tiefkühl-Lasagne, Pizzateig aus Lein- und Chiasamen oder vorgeschnittenes Smoothie-Obst, das nur noch in den Mixer geschüttet werden muss. Die renommierte Trendforscherin Hanni Rützler nennt das „Fast Good“, einen Gegenentwurf also zum Fast Food. Neben allerlei Neuheiten steht in Nürnberg aber auch die boomende Bio-Szene selbst im Mittelpunkt. Zuletzt setzte die Branche erstmals fast elf Milliarden Euro um. „2018 stellten jeden Tag fast fünf Bauern ihren Betrieb auf ökologische Landwirtschaft um“, sagte Peter Röhrig, Geschäftsführer des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft. Um die Nachfrage der Deutschen nach Bio-Waren zu befriedigen, reicht das allerdings nicht. Ein großer Teil der Öko-Lebensmittel im Einzelhandel kommt aus dem Ausland. Welche Produkte am häufigsten importiert werden, lesen Sie in der Wirtschaft.