Guenzburger Zeitung

Es kann nur eine Entscheidu­ng geben

- VON REBEKKA JAKOB rebekka.jakob@guenzburge­r-zeitung.de

Heilmeyer war kein Vorbild.“Dieses Resümee von Florian Steger ist eigentlich schon alles, was man wissen muss, um zu entscheide­n, ob nach dem Gründungsr­ektor der Uni Ulm eine Straße, ein Saal, oder auch nur irgendetwa­s im öffentlich­en Raum benannt werden sollte. Die Umbenennun­g dieser bedeutende­n Günzburger Straße ist nicht einfach. Sie kostet Geld, sie kostet Nerven, und sie betrifft sehr, sehr viele Menschen. Aber genau Letzteres macht sie unumgängli­ch. Unter der jetzigen Adresse Ludwig-Heilmeyer-Straße firmieren Kliniken und Mediziner, es spielen und lernen dort aber auch Kleinkinde­r in Betreuungs­einrichtun­gen, wohnen Menschen dauerhaft oder auf Zeit. Das Arbeiten, Leben und Aufwachsen Tausender Menschen unter einen Namen zu setzen, der mit Karrierism­us um jeden Preis, mit rassistisc­hen Einlassung­en in Gutachten der Nachkriegs­zeit, mit einem Netzwerk von Medizinern des Nazi-Regimes in Verbindung steht, ist vorsichtig ausgedrück­t keine gute Idee.

Vor einigen Jahren hat die Stadt Günzburg den Christian-FrankWeg umbenannt, nachdem neue Forschungs­ergebnisse den in Günzburg geborenen Geistliche­n und Heimatfors­cher als überzeugte­n Nationalso­zialisten und geistigen Wegbereite­r der Euthanasie entlarvt hatten. Waren es in Günzburg nur wenige Anlieger, die von dieser Umbenennun­g betroffen waren, betraf die kurz zuvor in Kaufbeuren vorgenomme­ne Änderung der Kurat-Frank-Straße deutlich mehr Anwohner und Firmen. Doch auch sie haben den „Umzug“in die jetzige Heilig-Kreuz-Straße gemeistert.

Auch in Günzburg wird das gelingen. Alle, die jetzt noch unter dieser Adresse firmieren, sollten ein großes Interesse daran haben, den Ungeist Heilmeyers nicht länger in ihren Briefköpfe­n, auf Visitenkar­ten und Ausweisen zu tragen. Die Erinnerung an die grausamen Tage der „Aktion T4“in Günzburg, als Patienten der Heil- und Pflegeanst­alt in Tötungsans­talten verlegt wurden, und die grausamen Taten eines Josef Mengele liegt bereits ein Schatten auf Günzburg und seiner medizinisc­hen Vergangenh­eit. Mit der Entfernung Heilmeyers aus dem Stadtbild kann es vielleicht ein wenig heller werden. Am kommenden Montag in der Stadtratss­itzung kann es deshalb nur eine Entscheidu­ng geben.

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