Insektenwiesen auf der Straußenfarm?
Der Leipheimer Landwirt Horst Engelhardt sucht Jahrespaten für Blühfächen. Was er dafür verlangt. Und was das Projekt schwieriger macht als für das Volksbegehren zu unterschreiben
Leipheim Horst und Susanne Engelhardt haben ein Angebot für „alle, die es mit der Artenvielfalt ernst meinen“: Bis zu zwei Hektar werden insgesamt auf ihrem Hof – so der Plan der Leipheimer Straußenfarmer – für Blumenwiesen zur Verfügung gestellt. Horst Engelhardt parzelliert den Grund in jeweils 100 Quadratmeter große Stücke. Dort bringt er zweimal Blumensamen aus: im April und Anfang Mai. Dann bleibt die Natur sich selbst überlassen – und man habe eine üppig gedeckte Bienenweide, von der auch andere Insekten profitieren können. „Bis in den September wird es in jedem Fall blühen“, sagt Engelhardt und zählt auf, was sich auf den Parzellen zeigen wird: „Sonnenblumen, Kleearten, Kornblumen, Malven, Phacelia – und Margeriten könnte ich wohl auch reinmischen.“
50 Euro verlangt der Leipheimer Landwirt für seine Bemühungen von einem Insektenwiesenpaten für den Zeitraum eines Jahres. „Ich halte den Preis für angemessen. Saatgut für Blühflächen ist relativ teuer, dann muss der Boden bearbeitet werden. Und ich habe keinen Ertrag. Normalerweise wächst Mais auf diesen Flächen.“Die Blühwiesen würden auch nicht anderweitig subventioniert.
Den einen oder anderen Blumenstrauß könne der Pate des jeweiligen Feldes auch pflücken – ohne dass sich dies irgendwie negativ auf Bienen & Co. auswirke.
Die Aktion soll bis mindestens Januar 2020 laufen. „Wenn die Nachfrage groß genug ist, gerne auch länger.“Auch im Winter passiert nichts mit der Blumenwiese. Insekten und Niederwild könnten sich dort schützen oder ein Winterquartier einrichten. „Nach der Saat erfolgt keine Bearbeitung mehr.“Umbrochen werde erst wieder in gut einem Jahr.
Für den Unkostenbeitrag (in monatliche Höhe umgerechnet sind das gut vier Euro) gibt’s außerdem noch ein Zertifikat, Teilnehmer an der „Aktion Insektenwiese“zu sein.
Engelhardt legt bereits seit gut zehn Jahren Blühstreifen auf seinem Land an – vornehmlich an stark frequentierten Straßen und Wegen. Mit dem Projekt werde kein einziger Blühstreifen an seinen Feldern verdrängt, sagt er. Hintergrund für ihn war die Überlegung, „dass man es mit einer Unterschrift für mehr Artenschutz nicht bewenden lassen kann. Ich glaube, dass sich die Bevölkerung nicht genügend Gedanken darüber macht, was sie mit diesem Volksbegehren tatsächlich in Bewegung setzt. Zu unterschreiben ist sehr einfach. Dass Privatleute selbst etwas für die Bienen tun können, wollen die wenigsten wissen“, findet Horst Engelhardt. Projekt Insektenwiese Wer Interesse hat: Informationen gibt es telefonisch unter 08221/273209 oder per Mail unter insektenwiese@web.de. Die Adresse des Engelhardt-Hofes lautet Herdweg 2, 89340 Leipheim. Die landwirtschaftliche Fläche umfasst 80 Hektar, davon sind 65 Hektar Ackerland. Haupterwerb ist die Straußenhaltung. Momentan gibt es dort um die 800 Strauße.