Wenn die Kinder zu lange zocken
Bei Aldi in Großbritannien können Eltern Profi-Spieler engagieren – als Spaßverderber
Augsburg „Nur noch ein Spiel“– dieser Satz dürfte vielen Eltern bekannt vorkommen. Wenn das Abendessen bereits auf dem Tisch steht und alles nur noch auf den vorm Computer sitzenden Sprössling wartet, kann das ganz schön nervig sein. Discounter Aldi hat für seine Kunden in Großbritannien nun eine Lösung gefunden – wenn auch eine ziemlich kuriose.
Eltern können bei der Aktion „Teatime Takedown“Profi-Zocker anwerben, die ihre Kinder in den gewünschten Videospielen zur Strecke bringen sollen, also beispielsweise im derzeit beliebten MehrspielerShooter „Fortnite“. So sollen die Dauer-Zocker ganz schnell die Lust an ihrem Lieblingsspiel verlieren – und endlich wieder pünktlich zu Tisch erscheinen. Zumindest verspricht das das Werbevideo, das Aldi UK veröffentlicht hat.
Funktionieren soll das ganz einfach. Die Eltern schicken Aldi den sogenannten Gamer Tag, also den Spielernamen ihrer Kinder, und das gewünschte Videospiel. Bis Ende März kann man teilnehmen, an insgesamt sechs Tagen werde Aldi dann sein Team aus Profi-Zockern auf die angemeldeten Kinder loslassen, heißt es vom Discounter. „Wir können nicht garantieren, dass jeder Takedown erfolgreich ist, aber wir werden unser Bestes geben, unsere Mission zu erfüllen.“Aufmerksamkeit erregt hat Aldi in Großbritannien mit seiner Aktion auf jeden Fall – begeistert sind aber nicht alle von der ungewöhnlichen Idee. In der Videospiel-Gemeinschaft sorgen sich beispielsweise einige Zocker, dass die Aktion von Konkurrenten missbraucht werden könnte. Etwa indem diese das professionelle AldiTeam einfach auf ungeliebte Gegenspieler ansetzen. In den sozialen Netzwerken kommentierten Kritiker auch, dass Aldi UK mit der Aktion Cybermobbing und Diskriminierung im Netz fördere.
Es gibt aber durchaus Eltern, die von der Idee begeistert sind, ihrem Kind zu etwas mehr Videospielfreier Zeit zu verhelfen. Den kuriosen Service bietet der Discounter den Eltern übrigens kostenlos an. Aldi arbeitet bei „Teatime Takedown“mit der E-Sports-Firma Veloce Esports Limited zusammen, die offenbar die Profi-Spieler stellen soll. Allem Anschein nach werden die von ihren Eltern angemeldeten Spieler aber nicht ganz unverhofft in der virtuellen Welt auf die Profis von Team Aldi treffen. In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Aldi-Aktion steht, dass das Unternehmen die „angemeldeten Ziele“im Vorfeld der Aktion kontaktieren werde.
Auf die Anfrage unserer Redaktion, ob die Aktion von Aldi Süd in Deutschland übernommen werden könnte, antwortete der Discounter, dass momentan „nichts geplant“sei.