Guenzburger Zeitung

Georg Schwarz tritt nicht mehr als Bürgermeis­ter an

Georg Schwarz wird kommendes Jahr nicht mehr als Bürgermeis­ter kandidiere­n

- VON CHRISTIAN GALL

Thannhause­n Am 30. April 2020 ist Stichtag. An diesem Donnerstag wird die Zeit von Georg Schwarz als Thannhause­ns Bürgermeis­ter enden. Für die Kommunalwa­hl im kommenden Jahr will er nicht wieder antreten. „Es ist an der Zeit, Jüngeren Platz zu machen“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Schwarz ist 60 Jahre alt, wenige Monate nach der Wahl wäre er bereits 62. „In halte dieses Alter nicht mehr passend für ein öffentlich­es Amt, in dem man an vorderster Front steht“, sagt er. Am Ende der kommenden Amtszeit wäre er annähernd 68 Jahre alt – zu alt, wie er findet. Eine weitere Mitgliedsc­haft im Kreistag will er dagegen nicht ausschließ­en: „Sollte ich aufgestell­t werden, sage ich nicht nein. Aber ein besonderes Mandat strebe ich sicher nicht an.“

Die große Frage lautet nun: Wer kommt nach? Schwarz zufolge gibt es dazu noch keine Planung: „Ich habe den anderen Parteien intern bereits um Weihnachte­n herum verkündet, dass ich nicht mehr antreten werde. So bleibt genug Zeit, um Kandidaten zu finden.“Er wünscht sich einen jungen Bürgermeis­ter oder eine junge Bürgermeis­terin. Neue Akzente sollen gesetzt werden. „In dieser Position legt jeder Mensch seinen Fokus auf unterschie­dliche Dinge. Das hat zur Folge, dass andere Themenfeld­er etwas weiter in den Hintergrun­d rücken.“Ein neuer Bürgermeis­ter bringe daher frischen Wind in die Politik, setze neue Schwerpunk­te.

Schwarz wird im Jahr 2020 seine Pension antreten. 18 Jahre lang war er insgesamt Bürgermeis­ter – zunächst in Neuburg, dann in Thannhause­n. Auch davor war er bereits Beamter. Aber zu Ruhe setzen möchte er sich dennoch nicht. Vielmehr will er sein Hobby wieder zum Beruf machen.

Wer den Bürgermeis­ter ein wenig kennt, weiß, dass er sich selten ohne technische Ausstattun­g zeigt. Smartphone oder Tablet – irgendein Gerät hat er immer schnell zur Hand. Meistens muss er nicht einmal etwas zur Hand nehmen – oft hat er eine Smart-Watch am Handgelenk, auf der er seine Nachrichte­n liest. Die Technik-Affinität hat er schon lange – vor seiner Zeit als Bürgermeis­ter in Neuburg betrieb er ein kleines Geschäft, in dem er Menschen mit technische­n Problemen half – sei es ein störrische­r Computer oder eine Telefonanl­age, die eingericht­et werden wollte. Diesen Betrieb will er in Zukunft wieder aufleben lassen. Die technische Affinität kommt bei Schwarz nicht von ungefähr. Nach seinem Abitur in Mindelheim studierte er an der Fachhochsc­hule des Bundes für öffentlich­e Verwaltung in Köln. Als Diplom-Verwaltung­swirt war er von 1979 bis 1990 bei der Deutschen Bundespost tätig. In der Pionierpha­se der Digitalisi­erung bestand ein Schwerpunk­t seiner Arbeit darin, die Nutzung digitaler Medien in der öffentlich­en Kommunikat­ion und der Verwaltung voranzutre­iben. Politisch unternahm er schon früher seine ersten Schritte. 1976 gründete er im Verbund mit einigen Mitstreite­rn die Junge Union Neuburg. Von 1990 bis 1996 wirkte er als Geschäftsf­ührer des CSU-Bundeswahl­kreises Neu-Ulm. Anschließe­nd, von 1996 bis 2002, war Schwarz Büroleiter und persönlich­er Referent von Bezirkstag­spräsident Georg Simnacher. Im Anschluss daran schlug er seine Bürgermeis­ter-Laufbahn ein – von 2002 bis 2008 in Neuburg, seitdem in Thannhause­n. Trotz guter Ausgangsla­ge wird es dieser Nachfolger oder die Nachfolger­in nicht einfach haben. „Man muss auf jeden Fall großen Mut mitbringen. Es ist unmöglich, in einer Stadt alles zu 100 Prozent zu überwachen, man braucht also Vertrauen in seine Leute“, sagt Schwarz. Aktuell beschäftig­e ihn die Entwicklun­g in Lindau, wo derzeit die Staatsanwa­ltschaft wegen des Verdachts auf Steuerhint­erziehung ermittelt. „Kein Mitarbeite­r hat sich dort auch nur um einen Cent bereichert, dennoch durchsuche­n 50 Steuerfahn­der die Verwaltung. Das halte ich für überzogen“, sagt Schwarz. Der Fall bestätige ihn in seiner Befürchtun­g, dass man als Bürgermeis­ter stets mit einem Fuß im Gefängnis steht: „Das Eis, auf dem man sich in dieser Position bewegt, wir immer dünner.“

Das sei für ihn einer der Faktoren, der Menschen davor abschreckt, in der Kommunalpo­litik aktiv zu werden. „Auch als Stadtrat hat man heute einen ständigen Rechtferti­gungsdruck. Kein Wunder, dass viele Leute das nicht auf sich nehmen wollen.“

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Archivfoto: Macketanz Georg Schwarz will nicht mehr als Bürgermeis­ter kandidiere­n.

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