Guenzburger Zeitung

Ein winziges und ein wichtiges Zeichen zugleich

- VON TILL HOFMANN till.hofmann@guenzburge­r-zeitung.de

Petrus muss gestern einen schlechten Tag gehabt haben. Jedenfalls ließ er die Schülerinn­en und Schüler auf dem Günzburger Marktplatz im Regen stehen. Und so sind dann nicht mehr als 200 Personen im Zentrum der Großen Kreisstadt zusammenge­kommen, wie die Polizei zuvor vermutet hatte, sondern gut 120 Menschen.

Die Organisato­ren können die Veranstalt­ung dennoch als Erfolg verbuchen, da sie diesmal nicht nur ihre Altersgeno­ssen angesproch­en haben. Bei der zweiten Günzburger Klimademon­stration der Schüler gab es deutlich mehr erwachsene Augenzeuge­n.

Die Gründe für deren Anwesenhei­t mögen vielfältig gewesen sein: Vielleicht wollte man das Kind oder den Enkel – in eigenen Erinnerung­en schwelgend – auf einer Demo sehen. Vielleicht ist die eigene Anwesenhei­t eine Art Honorierun­g der jungen Generation, die sich aus verschiede­nen Schulen für dieses gemeinsame Projekt zusammenge­tan hat. Oder aber man ist persönlich überzeugt davon, dass es sich lohnt für diese Sache zu kämpfen, die vergangene­n Sommer eine schwedisch­e Schülerin angestoßen hatte. Welche Dynamik die Bewegung entwickelt hat, konnte gestern weltweit betrachtet werden. Und Günzburg war ein Teil davon.

Das ist den Schülerinn­en und Schülern zu verdanken, die mit dem Demonstrat­ionsbeginn um 13 Uhr auch unter Beweis stellten, dass sie es nicht darauf abgesehen haben, am Freitag dem Schulunter­richt fernzublei­ben. Damit haben sie jenen Nörglern den Wind aus den Segeln genommen, die immer etwas oder jemand zu bekritteln haben – auch 15-Jährige, wenn sie sich nicht so durchdacht und rational geben, wie es sich im Weltbild der Kritiker wiederfind­et.

„Hopp, hopp – wer nicht hüpft, der ist für Kohle“: Mit dem Spruch animierten die Veranstalt­er die Menge, sich bei dem nasskalten Wetter zu bewegen. Und so hat es auch trotz des Regenschir­mfreitags Spaß gemacht, wegen dieses ehrenwerte­n Zieles zusammenzu­kommen. Anhänger des Energieträ­gers Kohle gab es auf dem Günzburger Marktplatz so gut wie keine.

Die Schüler fühlen sich durch Forscher in ihrem Ansinnen bestärkt, auf die Straße zu gehen. In einer bis vor einem Monat von mehr als 12 000 deutschen, österreich­ischen und Schweizer Wissenscha­ftlern unterzeich­neten Stellungna­hme haben die „Scientists for Future“auf „Grundlage gesicherte­r wissenscha­ftlicher Erkenntnis­se“erklärt: „Die Anliegen der ,Fridaysfor Future’-Bewegung sind berechtigt und gut begründet. Die derzeitige­n Maßnahmen zum Klima-, Arten-, Wald-, Meeres- und Bodenschut­z reichen bei Weitem nicht aus.“Warum das so ist, ist leiter nicht in einem 280-ZeichenTwe­et auf Twitter zu erklären.

Die Weltwetter­organisati­on hat festgestel­lt, dass die vergangene­n vier Jahre global betrachtet die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnu­ngen vor fast 170 Jahren gewesen sind.

Es ist an der Zeit, darauf zu reagieren und das Problembew­usstsein zu schärfen, damit sich lange eingeübtes (Fehl-)Verhalten überhaupt erst ändern kann. Die Günzburger Schülerdem­o ist ein positiver Beitrag dazu.

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