Ein winziges und ein wichtiges Zeichen zugleich
Petrus muss gestern einen schlechten Tag gehabt haben. Jedenfalls ließ er die Schülerinnen und Schüler auf dem Günzburger Marktplatz im Regen stehen. Und so sind dann nicht mehr als 200 Personen im Zentrum der Großen Kreisstadt zusammengekommen, wie die Polizei zuvor vermutet hatte, sondern gut 120 Menschen.
Die Organisatoren können die Veranstaltung dennoch als Erfolg verbuchen, da sie diesmal nicht nur ihre Altersgenossen angesprochen haben. Bei der zweiten Günzburger Klimademonstration der Schüler gab es deutlich mehr erwachsene Augenzeugen.
Die Gründe für deren Anwesenheit mögen vielfältig gewesen sein: Vielleicht wollte man das Kind oder den Enkel – in eigenen Erinnerungen schwelgend – auf einer Demo sehen. Vielleicht ist die eigene Anwesenheit eine Art Honorierung der jungen Generation, die sich aus verschiedenen Schulen für dieses gemeinsame Projekt zusammengetan hat. Oder aber man ist persönlich überzeugt davon, dass es sich lohnt für diese Sache zu kämpfen, die vergangenen Sommer eine schwedische Schülerin angestoßen hatte. Welche Dynamik die Bewegung entwickelt hat, konnte gestern weltweit betrachtet werden. Und Günzburg war ein Teil davon.
Das ist den Schülerinnen und Schülern zu verdanken, die mit dem Demonstrationsbeginn um 13 Uhr auch unter Beweis stellten, dass sie es nicht darauf abgesehen haben, am Freitag dem Schulunterricht fernzubleiben. Damit haben sie jenen Nörglern den Wind aus den Segeln genommen, die immer etwas oder jemand zu bekritteln haben – auch 15-Jährige, wenn sie sich nicht so durchdacht und rational geben, wie es sich im Weltbild der Kritiker wiederfindet.
„Hopp, hopp – wer nicht hüpft, der ist für Kohle“: Mit dem Spruch animierten die Veranstalter die Menge, sich bei dem nasskalten Wetter zu bewegen. Und so hat es auch trotz des Regenschirmfreitags Spaß gemacht, wegen dieses ehrenwerten Zieles zusammenzukommen. Anhänger des Energieträgers Kohle gab es auf dem Günzburger Marktplatz so gut wie keine.
Die Schüler fühlen sich durch Forscher in ihrem Ansinnen bestärkt, auf die Straße zu gehen. In einer bis vor einem Monat von mehr als 12 000 deutschen, österreichischen und Schweizer Wissenschaftlern unterzeichneten Stellungnahme haben die „Scientists for Future“auf „Grundlage gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnisse“erklärt: „Die Anliegen der ,Fridaysfor Future’-Bewegung sind berechtigt und gut begründet. Die derzeitigen Maßnahmen zum Klima-, Arten-, Wald-, Meeres- und Bodenschutz reichen bei Weitem nicht aus.“Warum das so ist, ist leiter nicht in einem 280-ZeichenTweet auf Twitter zu erklären.
Die Weltwetterorganisation hat festgestellt, dass die vergangenen vier Jahre global betrachtet die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen vor fast 170 Jahren gewesen sind.
Es ist an der Zeit, darauf zu reagieren und das Problembewusstsein zu schärfen, damit sich lange eingeübtes (Fehl-)Verhalten überhaupt erst ändern kann. Die Günzburger Schülerdemo ist ein positiver Beitrag dazu.