Schneefräse, Tauschsystem und Hühnerstall
Mit welchen Themen sich die Günzburger Montessori-Achtklässler in ihrer „Großen Arbeit“beschäftigt haben
Günzburg Zu den zentralen Aufgaben der Achtklässler an der Montessori-Weltschule Günzburg gehört die „Große Arbeit“. Es ist eine Art Abschlussarbeit, die aber vorgezogen wird, da sich die Schüler in der 9. Klasse auf die extern abzulegende Prüfung zum qualifizierenden Hauptschulabschluss vorbereiten, in Günzburg in Kooperation mit der Maria-Theresia-Mittelschule. Die „Große Arbeit“verlangt von den Schülern, selbstständig ein Thema zu finden, seine Umsetzung zu planen und durchzuführen. Dazu muss eine Dokumentation erstellt werden und die Arbeit schließlich in einer Präsentation der Jury und ein weiteres Mal einem größeren Publikumskreis vorgestellt werden. Die Schüler werden für diese Arbeit nicht allein gelassen, sie dürfen interne und externe Unterstützer heranziehen, aber sie müssen sich ihre Helfer und Paten selbst suchen.
In diesem Schuljahr besuchen lediglich sieben Schüler den 8. Schuljahrgang, in dem die „Große Arbeit“durchgeführt werden muss. Die drei Mädchen und vier Jungen wussten schon lange, dass dies auf sie zukommt, aber die Entscheidung, wann sie damit beginnen, blieb ihnen selbst überlassen, ebenso der Umfang der Arbeit. So gab es eine Schülerin, die schon nach vier Stunden Einsatz ihr Werk vollendet hatte, und andere, die Wochen investierten, um ein gutes Resultat zu erzielen. Die abgegebenen Arbeiten zeigen die große Vielfalt der Schülerinteressen, machen aber auch den Geschlechterunterschied deutlich: Während sich die vier Jungen auf technische Arbeiten einließen und zu Hammer und Schrauben griffen, suchten die drei jungen Damen ihre Erfüllung im musischen, sozialen, gesellschaftlichen oder dekorativen Bereich.
Sechs Schüler (einer war erkrankt) präsentierten ihre Werke schließlich im Rahmen einer kleinen Feier im Saal der Musikschule. Während die Bastler ihre Werke direkt mitbringen konnten, mussten die Mädchen Tische gestalten, auf denen sie ihre Arbeiten erläuterten. Denn sie konnten nicht einfach mitgebracht werden: Anna Jäger hat ein Musikstück für Saxofon komponiert, das sie vorspielte, und die Geschichte des Instrumentes zusammengestellt. Elisabeth Schin hat sich intensiv mit dem Haar auseinandergesetzt und daraus die unterschiedlichsten Flechtfrisuren entwickelt. Und Manja Kugler, die schließlich als Jahrgangsbeste ausgezeichnet wurde, hat in einem Selbstexperiment eine Woche lang versucht, der Lebensmittelverschwendung entgegenzuarbeiten. Sie hat dafür unzählige Menschen innerhalb und außerhalb der Schule und der Familie aktiviert und motiviert, hat ein Umtauschsystem entwickelt nach der Methode „Ich geb dir Marmelade aus meinem Vorrat, was kannst du mir dafür geben?“Sie habe sogar, erklärte sie in ihrem Referat, ihre Schüchternheit überwunden und Haustüraktionen gestartet, und sei überall auf Verständnis und Mithilfe gestoßen. So habe sie eine ganze Woche lang ihre Familie ernährt. Ihre Aktivitäten hat sie unter anderem in einem Film festgehalten.
Auch Felix Motscha zeigte eine kleine Filmsequenz, in der sein zur Schneefräse umgerüstetes Gokart im funktionierenden Einsatz zu sehen war. Als das ungewöhnliche, sogar mit Lichtern ausgestattete Einsatzfahrzeug endlich fertig war, verriet der junge Mann, lag im Landkreis kein Schnee mehr, um das Gerät zu testen. Deshalb fuhr er mit seinem Paten ins Allgäu und zog dort eindruckvoll eine schneefreie Schneise. Auch David Bischof funktionierte ein Fahrzeug um. Er baute aus einem Kettcar vom Schrottplatz einen mit Ritterschild dekorierten Viersitzer. Die größte Schwierigkeit dabei, erfuhren die Zuhörer, war die Ausrichtung der verlängerten Längsachse.
Korbinian Liepert fand sein Thema in seinem liebsten Interessensgebiet: Tiere, Natur, Landwirtschaft. Die Massentierhaltung lehnt er ab, mit seiner Idee, einen Hühnerstall mit Auslauf zu bauen, will er auch etwas gegen die tierquälerische Hühnerhaltung tun. Seine „Große Arbeit“war mit Abstand die teuerste, doch der Hühnerstall mit Auslauf und Zaun, der viele Stunden Arbeit gekostet hat, ist nachhaltig und wird lange Bestand haben.
In ihrem Geheft und der Powerpoint-Präsentation haben die Schüler ihre Arbeiten dargelegt, gaben Auskunft über ihre Motivation, stellten die Patensuche dar, beschrieben das Projekt und den Umsetzungsablauf und fügten schlussendlich eine Kostenaufstellung hinzu, in der Material- und Arbeitszeit aufgelistet sind. So haben sie Leistungen aus den unterschiedlichsten Schulfächern gebündelt und in einem Projekt, ihrer „Großen Arbeit“zusammengeführt.