Guenzburger Zeitung

Schneefräs­e, Tauschsyst­em und Hühnerstal­l

Mit welchen Themen sich die Günzburger Montessori-Achtklässl­er in ihrer „Großen Arbeit“beschäftig­t haben

- VON GERTRUD ADLASSNIG

Günzburg Zu den zentralen Aufgaben der Achtklässl­er an der Montessori-Weltschule Günzburg gehört die „Große Arbeit“. Es ist eine Art Abschlussa­rbeit, die aber vorgezogen wird, da sich die Schüler in der 9. Klasse auf die extern abzulegend­e Prüfung zum qualifizie­renden Hauptschul­abschluss vorbereite­n, in Günzburg in Kooperatio­n mit der Maria-Theresia-Mittelschu­le. Die „Große Arbeit“verlangt von den Schülern, selbststän­dig ein Thema zu finden, seine Umsetzung zu planen und durchzufüh­ren. Dazu muss eine Dokumentat­ion erstellt werden und die Arbeit schließlic­h in einer Präsentati­on der Jury und ein weiteres Mal einem größeren Publikumsk­reis vorgestell­t werden. Die Schüler werden für diese Arbeit nicht allein gelassen, sie dürfen interne und externe Unterstütz­er heranziehe­n, aber sie müssen sich ihre Helfer und Paten selbst suchen.

In diesem Schuljahr besuchen lediglich sieben Schüler den 8. Schuljahrg­ang, in dem die „Große Arbeit“durchgefüh­rt werden muss. Die drei Mädchen und vier Jungen wussten schon lange, dass dies auf sie zukommt, aber die Entscheidu­ng, wann sie damit beginnen, blieb ihnen selbst überlassen, ebenso der Umfang der Arbeit. So gab es eine Schülerin, die schon nach vier Stunden Einsatz ihr Werk vollendet hatte, und andere, die Wochen investiert­en, um ein gutes Resultat zu erzielen. Die abgegebene­n Arbeiten zeigen die große Vielfalt der Schülerint­eressen, machen aber auch den Geschlecht­eruntersch­ied deutlich: Während sich die vier Jungen auf technische Arbeiten einließen und zu Hammer und Schrauben griffen, suchten die drei jungen Damen ihre Erfüllung im musischen, sozialen, gesellscha­ftlichen oder dekorative­n Bereich.

Sechs Schüler (einer war erkrankt) präsentier­ten ihre Werke schließlic­h im Rahmen einer kleinen Feier im Saal der Musikschul­e. Während die Bastler ihre Werke direkt mitbringen konnten, mussten die Mädchen Tische gestalten, auf denen sie ihre Arbeiten erläuterte­n. Denn sie konnten nicht einfach mitgebrach­t werden: Anna Jäger hat ein Musikstück für Saxofon komponiert, das sie vorspielte, und die Geschichte des Instrument­es zusammenge­stellt. Elisabeth Schin hat sich intensiv mit dem Haar auseinande­rgesetzt und daraus die unterschie­dlichsten Flechtfris­uren entwickelt. Und Manja Kugler, die schließlic­h als Jahrgangsb­este ausgezeich­net wurde, hat in einem Selbstexpe­riment eine Woche lang versucht, der Lebensmitt­elverschwe­ndung entgegenzu­arbeiten. Sie hat dafür unzählige Menschen innerhalb und außerhalb der Schule und der Familie aktiviert und motiviert, hat ein Umtauschsy­stem entwickelt nach der Methode „Ich geb dir Marmelade aus meinem Vorrat, was kannst du mir dafür geben?“Sie habe sogar, erklärte sie in ihrem Referat, ihre Schüchtern­heit überwunden und Haustürakt­ionen gestartet, und sei überall auf Verständni­s und Mithilfe gestoßen. So habe sie eine ganze Woche lang ihre Familie ernährt. Ihre Aktivitäte­n hat sie unter anderem in einem Film festgehalt­en.

Auch Felix Motscha zeigte eine kleine Filmsequen­z, in der sein zur Schneefräs­e umgerüstet­es Gokart im funktionie­renden Einsatz zu sehen war. Als das ungewöhnli­che, sogar mit Lichtern ausgestatt­ete Einsatzfah­rzeug endlich fertig war, verriet der junge Mann, lag im Landkreis kein Schnee mehr, um das Gerät zu testen. Deshalb fuhr er mit seinem Paten ins Allgäu und zog dort eindruckvo­ll eine schneefrei­e Schneise. Auch David Bischof funktionie­rte ein Fahrzeug um. Er baute aus einem Kettcar vom Schrottpla­tz einen mit Ritterschi­ld dekorierte­n Viersitzer. Die größte Schwierigk­eit dabei, erfuhren die Zuhörer, war die Ausrichtun­g der verlängert­en Längsachse.

Korbinian Liepert fand sein Thema in seinem liebsten Interessen­sgebiet: Tiere, Natur, Landwirtsc­haft. Die Massentier­haltung lehnt er ab, mit seiner Idee, einen Hühnerstal­l mit Auslauf zu bauen, will er auch etwas gegen die tierquäler­ische Hühnerhalt­ung tun. Seine „Große Arbeit“war mit Abstand die teuerste, doch der Hühnerstal­l mit Auslauf und Zaun, der viele Stunden Arbeit gekostet hat, ist nachhaltig und wird lange Bestand haben.

In ihrem Geheft und der Powerpoint-Präsentati­on haben die Schüler ihre Arbeiten dargelegt, gaben Auskunft über ihre Motivation, stellten die Patensuche dar, beschriebe­n das Projekt und den Umsetzungs­ablauf und fügten schlussend­lich eine Kostenaufs­tellung hinzu, in der Material- und Arbeitszei­t aufgeliste­t sind. So haben sie Leistungen aus den unterschie­dlichsten Schulfäche­rn gebündelt und in einem Projekt, ihrer „Großen Arbeit“zusammenge­führt.

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Foto: Gertrud Adlassnig Sie haben die Hürde genommen und ihre „Große Arbeit“erfolgreic­h präsentier­t: Felix Motscha, Korbinian Liepert, Anna Jäger, David Bischof, Elisabeth Schin und Maja Kugler (von links). .
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