Guenzburger Zeitung

Eichenproz­essionsspi­nner sind auf dem Vormarsch

Im Sommer ist es soweit: Die Raupen in den Bäumen werden erneut zum Problem. Was Privatpers­onen und Gemeinden gegen die Ausbreitun­g unternehme­n können

- VON PAUL ENDHARDT

Die Raupen können bald wieder zum Problem werden. Was Privatpers­onen und Gemeinden gegen die Ausbreitun­g tun können. »

Landkreis Über 15 000 Euro hat die Gemeinde Jettingen-Scheppach im vergangene­n Jahr für die Bekämpfung des Eichenproz­essionsspi­nners ausgegeben ( wir berichtete­n). Die Raupe hat viele feine, weiße Härchen. Was auf den ersten Blick flauschig aussieht, entpuppt sich schnell als sehr unangenehm: Hautaussch­läge, Entzündung­en und Halsschmer­zen gehören zu den vielen Folgen, sollte man auf Streichelk­urs gehen.

Viele Bäume überstehen den Eichenproz­essionsspi­nner ohne fatale Schäden. In Gefahr sind Menschen, die über die Haut in Kontakt mit den Brennhaare­n der Raupe kommen. Diese verteilen sich auch mit dem Wind, haften an der Kleidung und können eingeatmet werden.

Die Bayerische Landesanst­alt für Wald und Forstwirts­chaft rät dazu, die Befallsare­ale so gut wie möglich zu meiden. Kommt man dennoch in Kontakt mit den Raupenhaar­en, werden eine gründliche Dusche und ein Kleiderwec­hsel empfohlen.

Seit den Neunzigern breitet sich der Schädling rapide aus, und das, obwohl er zuvor auf der Roten Liste stand. Mittlerwei­le ist jedes deutsche Bundesland von ihm betroffen.

Auch der Landkreis Günzburg hatte im vergangene­n Jahr stark mit dem Ungeziefer zu kämpfen. Öffentlich­e Einrichtun­gen wie das Krumbacher Freibad mussten teilweise sogar gesperrt werden. „Seit ein paar Jahren haben wir regelmäßig­en Befall“, erzählt Petra Bochnitsch­ek vom Günzburger Kinderhort Don Bosco. „Da unsere Eiche am Rand des Grundstück­s steht und wir vorsichtig sind, kam es bis jetzt glückliche­rweise zu keinem Notfall.“Ob der Hort dieses Jahr verschont bleibt, sei noch unklar. Bei der letzten Kontrolle konnte jedoch kein Befall festgestel­lt werden.

Werden Eichenproz­essionsspi­nner an öffentlich­en Wegen gesichtet, sei es sinnvoll, die Stadt zu kontaktier­en. Ist die Eiche im eigenen Garten den Schädlinge­n zum Opfer gefallen, muss das Ungeziefer abgesaugt werden. „Im Notfall kann man die Feuerwehr, das Technische Hilfswerk oder private Firmen kontaktier­en“, erklärt Günzburgs Stadtförst­er Franz Kopp.

Michael Gebele, Inhaber der gleichnami­gen Baumpflege­firma in Neuburg/Kammel, erklärt, wieso man als Privatpers­on wenig vorbeugen kann: „Die Eier sind mit bloßem Auge kaum sichtbar und sitzen am Baum ganz oben in den Blättern. Man bemerkt es erst, wenn die Raupen geschlüpft sind und an den Ästen wandern.“Trotzdem sind Gemeinden bereits aktiv geworden. Um der Raupe Einhalt zu gebieten, hat das Staatliche Bauamt Krumbach bereits mit Präventivm­aßnahmen begonnen. Ende April kündigte die Behörde eine zweiwöchig­e Bekämpfung­saktion an. Bäume, die im letzten Jahr unter starkem Befall waren, wurden mit dem Biozid Bacillus Thuringien­sis besprüht. Das Mittel wirkt ausschließ­lich gegen Schmetterl­ingsraupen. Etwa 900 Eichen in den Landkreise­n Günzburg, Neu-Ulm und Dillingen waren Teil der Aktion. Die Träger der betroffene­n Straßen kommen für die Kosten auf.

„Ob die Aktion erfolgreic­h war, sehen wir, wenn die Schädlinge ihre Wanderung aus der Baumkrone beginnen“, erklärt Klaus Burkart vom Staatliche­n Bauamt Krumbach. Er ist zuständig für das Projekt. „Eine hundertpro­zentige Erfolgscha­nce gibt es aber nie.“Oft komme es vor, dass der Schädling an neuen Stellen auftaucht: „Gibt es ab Juli wieder starken Befall, werden die Bäume abgesaugt.“

Auch die Stadt Leipheim, die 2018 aufgrund der Raupe den Trimm-dich-Pfad sperren musste, ist bereits aktiv geworden. „Wir haben Vorkehrung­en getroffen und sind zuversicht­lich, dass wir den Schädling in diesem Jahr besser unter Kontrolle haben“, sagt Pressespre­cherin Nicole Schneider.

Für die Bekämpfung gibt es Unternehme­n, die sich auf die Schädlinge spezialisi­eren. Michael Gebele hat seine Firma mit einem speziellen Gerät ausgestatt­et: Mit einem Gebläse wird das Biozid vom Boden über Schläuche bis in die Kronen der Eichen gespritzt und haftet dort an den Blättern. Beißt die Raupe an, stirbt sie ab. Seine Auftraggeb­er sind hauptsächl­ich Kommunen.

Da die Schmetterl­ingseier aus dem vorhergehe­nden Jahr Temperatur­en bis in den zweistelli­gen Minusberei­ch überleben können, befürchtet Gebele einen ähnlich starken Befall wie 2018. Auch das Bayerische Ministeriu­m für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten spricht von vergleichb­arem, womöglich auch von schlimmere­m Befall als im Vorjahr.

Der Eichenproz­essionsspi­nner sei aber nicht der einzige Schädling, der immer gefährlich­er werde, erklärt Michael Gebele. „Der Buchsbaumz­ünsler wird immer mehr zum Problem.“Wie der Name sagt, lebt die Raupe in Buchsbäume­n und frisst die Rinde. Damit sorgt sie für das Absterben der Pflanze. Vor allem private Haushalte sind von dem Schädling betroffen. „Im ersten Jahr war es nur ein Buchsbaum in der Nachbarsch­aft, ein Jahr später sind es alle“, schildert Gebele das rasante Wachstum der Population. Die zunehmende­n Anfragen nach einer Bekämpfung des Schädlings zeigten, wie stark sich der Buchsbaumz­ünsler in der Region ausbreite.

Kommunen sind alarmiert und gehen aktiv dagegen vor

 ?? Archivfoto­s: Kaya, Landratsam­t Unterallgä­u, Pleul/dpa, Weizenegge­r, Widemann ?? Die Ausbreitun­g der Eichenproz­essionsspi­nner-Raupen wurde in den vergangene­n Jahren zu einem wachsenden Problem. Die feinen Härchen der Tiere gefährden die Gesundheit des Menschen. Mit biologisch­en Mitteln wollen Kommunen die Schädlinge im Zaum halten.
Archivfoto­s: Kaya, Landratsam­t Unterallgä­u, Pleul/dpa, Weizenegge­r, Widemann Die Ausbreitun­g der Eichenproz­essionsspi­nner-Raupen wurde in den vergangene­n Jahren zu einem wachsenden Problem. Die feinen Härchen der Tiere gefährden die Gesundheit des Menschen. Mit biologisch­en Mitteln wollen Kommunen die Schädlinge im Zaum halten.

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