Eichenprozessionsspinner sind auf dem Vormarsch
Im Sommer ist es soweit: Die Raupen in den Bäumen werden erneut zum Problem. Was Privatpersonen und Gemeinden gegen die Ausbreitung unternehmen können
Die Raupen können bald wieder zum Problem werden. Was Privatpersonen und Gemeinden gegen die Ausbreitung tun können. »
Landkreis Über 15 000 Euro hat die Gemeinde Jettingen-Scheppach im vergangenen Jahr für die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners ausgegeben ( wir berichteten). Die Raupe hat viele feine, weiße Härchen. Was auf den ersten Blick flauschig aussieht, entpuppt sich schnell als sehr unangenehm: Hautausschläge, Entzündungen und Halsschmerzen gehören zu den vielen Folgen, sollte man auf Streichelkurs gehen.
Viele Bäume überstehen den Eichenprozessionsspinner ohne fatale Schäden. In Gefahr sind Menschen, die über die Haut in Kontakt mit den Brennhaaren der Raupe kommen. Diese verteilen sich auch mit dem Wind, haften an der Kleidung und können eingeatmet werden.
Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft rät dazu, die Befallsareale so gut wie möglich zu meiden. Kommt man dennoch in Kontakt mit den Raupenhaaren, werden eine gründliche Dusche und ein Kleiderwechsel empfohlen.
Seit den Neunzigern breitet sich der Schädling rapide aus, und das, obwohl er zuvor auf der Roten Liste stand. Mittlerweile ist jedes deutsche Bundesland von ihm betroffen.
Auch der Landkreis Günzburg hatte im vergangenen Jahr stark mit dem Ungeziefer zu kämpfen. Öffentliche Einrichtungen wie das Krumbacher Freibad mussten teilweise sogar gesperrt werden. „Seit ein paar Jahren haben wir regelmäßigen Befall“, erzählt Petra Bochnitschek vom Günzburger Kinderhort Don Bosco. „Da unsere Eiche am Rand des Grundstücks steht und wir vorsichtig sind, kam es bis jetzt glücklicherweise zu keinem Notfall.“Ob der Hort dieses Jahr verschont bleibt, sei noch unklar. Bei der letzten Kontrolle konnte jedoch kein Befall festgestellt werden.
Werden Eichenprozessionsspinner an öffentlichen Wegen gesichtet, sei es sinnvoll, die Stadt zu kontaktieren. Ist die Eiche im eigenen Garten den Schädlingen zum Opfer gefallen, muss das Ungeziefer abgesaugt werden. „Im Notfall kann man die Feuerwehr, das Technische Hilfswerk oder private Firmen kontaktieren“, erklärt Günzburgs Stadtförster Franz Kopp.
Michael Gebele, Inhaber der gleichnamigen Baumpflegefirma in Neuburg/Kammel, erklärt, wieso man als Privatperson wenig vorbeugen kann: „Die Eier sind mit bloßem Auge kaum sichtbar und sitzen am Baum ganz oben in den Blättern. Man bemerkt es erst, wenn die Raupen geschlüpft sind und an den Ästen wandern.“Trotzdem sind Gemeinden bereits aktiv geworden. Um der Raupe Einhalt zu gebieten, hat das Staatliche Bauamt Krumbach bereits mit Präventivmaßnahmen begonnen. Ende April kündigte die Behörde eine zweiwöchige Bekämpfungsaktion an. Bäume, die im letzten Jahr unter starkem Befall waren, wurden mit dem Biozid Bacillus Thuringiensis besprüht. Das Mittel wirkt ausschließlich gegen Schmetterlingsraupen. Etwa 900 Eichen in den Landkreisen Günzburg, Neu-Ulm und Dillingen waren Teil der Aktion. Die Träger der betroffenen Straßen kommen für die Kosten auf.
„Ob die Aktion erfolgreich war, sehen wir, wenn die Schädlinge ihre Wanderung aus der Baumkrone beginnen“, erklärt Klaus Burkart vom Staatlichen Bauamt Krumbach. Er ist zuständig für das Projekt. „Eine hundertprozentige Erfolgschance gibt es aber nie.“Oft komme es vor, dass der Schädling an neuen Stellen auftaucht: „Gibt es ab Juli wieder starken Befall, werden die Bäume abgesaugt.“
Auch die Stadt Leipheim, die 2018 aufgrund der Raupe den Trimm-dich-Pfad sperren musste, ist bereits aktiv geworden. „Wir haben Vorkehrungen getroffen und sind zuversichtlich, dass wir den Schädling in diesem Jahr besser unter Kontrolle haben“, sagt Pressesprecherin Nicole Schneider.
Für die Bekämpfung gibt es Unternehmen, die sich auf die Schädlinge spezialisieren. Michael Gebele hat seine Firma mit einem speziellen Gerät ausgestattet: Mit einem Gebläse wird das Biozid vom Boden über Schläuche bis in die Kronen der Eichen gespritzt und haftet dort an den Blättern. Beißt die Raupe an, stirbt sie ab. Seine Auftraggeber sind hauptsächlich Kommunen.
Da die Schmetterlingseier aus dem vorhergehenden Jahr Temperaturen bis in den zweistelligen Minusbereich überleben können, befürchtet Gebele einen ähnlich starken Befall wie 2018. Auch das Bayerische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten spricht von vergleichbarem, womöglich auch von schlimmerem Befall als im Vorjahr.
Der Eichenprozessionsspinner sei aber nicht der einzige Schädling, der immer gefährlicher werde, erklärt Michael Gebele. „Der Buchsbaumzünsler wird immer mehr zum Problem.“Wie der Name sagt, lebt die Raupe in Buchsbäumen und frisst die Rinde. Damit sorgt sie für das Absterben der Pflanze. Vor allem private Haushalte sind von dem Schädling betroffen. „Im ersten Jahr war es nur ein Buchsbaum in der Nachbarschaft, ein Jahr später sind es alle“, schildert Gebele das rasante Wachstum der Population. Die zunehmenden Anfragen nach einer Bekämpfung des Schädlings zeigten, wie stark sich der Buchsbaumzünsler in der Region ausbreite.
Kommunen sind alarmiert und gehen aktiv dagegen vor