Huawei ohne Google: Was die US-Sanktionen bedeuten
US-Präsident Donald Trump schneidet den zweitgrößten – aber chinesischen – Smartphonehersteller von wichtiger Technologie ab. Nun rätseln alle Huawei-Besitzer über die Konsequenzen
Washington US-Präsident Donald Trump hat den chinesischen Smartphone-Hersteller Huawei von wichtiger Technologie abgeschnitten – und auch Smartphone-Nutzer im Westen werden das zu spüren bekommen. Wegen der Sanktionen wird Huawei zukünftige Smartphone-Modelle nicht mehr mit vorinstallierten Google-Diensten verkaufen können. Dazu zählt etwa das Handy-Betriebssystem Android. Das verschlechtert die Verkaufsaussichten in Europa drastisch.
Was bedeutet das für Anwender, die ein Smartphone von Huawei oder der Tochter-Marke Honor besitzen? Das wird sich endgültig noch herausstellen müssen, aber es steht schon fest, dass sie mit den vorhandenen Geräten weiterhin Zugang zu Googles App-Plattform Play Store haben werden. Dies gilt auch für den Dienst Play Protect, der bösartige Apps heraussiebt. Das sicherte Google am Montag zu. Huawei seinerseits versprach, dass die Firma „weiterhin Sicherheitsupdates und Services für alle bestehenden Huawei und Honor Smartphones sowie Tablets zur Verfügung stellen“werde – ohne in diesem Zusammenhang Google oder Android zu nennen. Zumindest um den Punkt Sicherheit müssen damit heutige Kunden keine großen Sorgen machen.
Und was ist mit den restlichen Google-Apps?
Google erklärte nur, man halte sich an die US-Vorschriften und prüfe die Konsequenzen. Andere Dienste des Konzerns wie das E-Mail-Programm Gmail oder der Kartendienst Maps wurden nicht erwähnt – auch wenn Branchenbeobachter nicht davon ausgingen, dass Google bestehenden Nutzern den Zugang dazu kappt. Bei künftigen Smartphones bedeuten die US-Sanktionen aber, dass Huawei keine Telefone mehr mit vorinstallierten Google-Apps verkaufen kann und keinen VorabZugang zu neuen Versionen des Android-Systems bekommt.
Aber ist Android als quelloffene Software nicht ohnehin für alle da? Im Prinzip ja, es gibt das Android Open Source Project (AOSP), bei dem alle Hersteller das System bekommen. Aber die weitaus meisten Android-Telefone, die außerhalb Chinas verkauft werden, laufen mit einer Android-Version, die GoogleDienste enthält und für die man beim Internet-Konzern eine Lizenz bekommen muss. Bei den künftigen Smartphones, die Huawei mit der „nackten“Grundversion von Android verkauft, wären also weder die Google-Karten noch der Play Store zum App-Download dabei – und müssten von anderen Anbietern kommen.
Aber Huawei wird nicht komplett von Android abgeschnitten?
Nein. Und wichtig ist auch, dass Sicherheitsupdates ohne Zeitverlust bei AOSP verfügbar sind. Allerdings bekommen Huawei und Honor die neuen Android-Versionen künftig später als Rivalen wie etwa Samsung zu sehen. Die AOSP-Versionen neuer Android-Systeme wurden zuletzt jeweils im August veröffentlicht, nachdem die Hersteller schon monatelang Zugang dazu hatten und sich darauf vorbereiten konnten. Außerdem ist es keine Einbahnstraße: So arbeitete Huawei zuletzt mit Google bei der Anpassung von Android für Auffalt-Smartphones zusammen und konnte damit auch die Entwicklung des Systems mitbestimmen. Auch das wäre künftig nicht mehr möglich.
Wird man die nächste Android-Version Q auf seinem HuaweiSmartphone bekommen?
Die Einschränkungen schließen das nicht aus, auch wenn das nun länger dauern könnte und die Entscheidung allein bei Huawei liegt.
Wird Huawei für die Zukunft an Android festhalten?
Das ist eine der vielen Fragen, die völlig offen erscheinen. Huawei ließ schon häufiger durchblicken, dass der Konzern auch ein eigenes Betriebssystem in Entwicklung hat. Eine System-Software am Markt zu etablieren, ist zwar eine gewaltige Herausforderung – aber andererseits ist China auch ein Riesen-Markt, in dem man es mit entsprechender staatlicher Rückendeckung schaffen könnte. So sind auch die chinesischen Smartphone-Hersteller zu Hause groß geworden, bevor sie zur aggressiven Expansion auf dem Weltmarkt ansetzten. Daher könnten sich die US-Sanktionen auch sehr schädlich für das Geschäft von Google auswirken.