Kleine Kunstwerke für vier Euro
Eine Art Überraschungsei für Erwachsene: Am Museum Ulm gibt es Mini-Bilder und mehr zu kaufen
Ulm Achtung, Verwechslungsgefahr: Wer in den alten und bunt bemalten Zigarettenautomaten an der Wand des Museumscafés direkt neben dem Eingang zum Museum Ulm vier Euro einwirft und an einer der Schachtöffnungen zieht, bekommt zwar eine Verpackung, die einer Zigarettenschachtel sehr ähnlich sieht. Darin sind aber keine Kippen, sondern kleine Kunstwerke: Seit Freitagmittag hängt an der Außenfassade neben dem Museum der erste Kunstautomat BadenWürttembergs.
Lars Kaiser vom Büro Kunstautomaten Berlin kauft seit 2001 ausrangierte Zigarettenautomaten auf, gestaltet sie künstlerisch und befüllt sie mit zigarettenschachtelgroßen Behältnissen, in denen winzige originale Kunstwerke sind. Die Grafiken, Zeichnungen, Fotografien, Aquarelle oder auch Mini-Skulpturen stellen Künstler zur Verfügung. „Es ist die Antwort für alle die, die dem Überraschungsei entwachsen sind oder sich nicht mehr trauen, eines zu kaufen“, sagte Museumschefin Stefanie Dathe bei der Einweihung des Ulmer Kunstautomaten.
Seit 2017 boomt die Idee, Kaiser und sein Geschäftsführer Andreas Petzke, der für die Wartung der Automaten zuständig ist, können auf Arbeiten von etwa 350 Künstlern zurückgreifen, die sich an der Aktion beteiligen. Sie bekommen einen Euro pro Mini-Kunstwerk – aber vor allem auch die Möglichkeit, sich zu vernetzen, denn auch Künstler selbst gehören zur Zielgruppe. Und natürlich Kunstinteressierte, die gerade ins Museum wollen, Sammler der Miniatur-Kunst und Menschen, die einfach gerade nur auf dem Weg zu einem Besuch ein Mitbringsel aus dem Automaten ziehen. Immerhin sind die kleinen Arbeiten 24 Stunden täglich verfügbar. Neben der Kunst befindet sich im Schächtelchen eine Info über das Projekt und die Biografie des jeweiligen Künstlers, mit dessen Werk der Käufer überrascht wurde. Etwa 200 solcher Kunstautomaten hängen inzwischen in deutschen Städten und in Österreich, den Niederlanden, Dänemark und Spanien. Für einen Kunstautomaten in Ulm hatten sich gleich mehrere Gruppierungen und Menschen aus der Region engagiert, darunter das Museum Ulm, der Kunstverein Ulm und das Künstlerehepaar Alfred und Eka Bradler.
Wer am Automaten steht, muss sich entscheiden, denn einer der Schächte ist speziell mit regionaler Kunst befüllt, in anderen Schächten befindet sich Mini-Kunst deutscher und internationaler Künstler. Hannah Bochnig, erste Kundin am Ulmer Kunstautomaten, erwischte ein signiertes Mini-Bild Alfred Bradlers.
Und wer aus der Überraschungsschachtel doch einmal Kunst zieht, die ihm nicht entspricht: Auf Facebook hat sich bereits eine Gruppe gebildet, innerhalb derer man die kleinen Kunstwerke zum Tausch anbieten kann.