Guenzburger Zeitung

Damit Extremismu­s keine Chance hat

Die Resonanz nach sechs Wochen Wanderauss­tellung „Vergissmei­nnicht“im Günzburger Heimatmuse­um war groß

- VON WALTER KAISER

Günzburg Museumslei­ter Raphael Gerhardt zog ein „äußerst positives Fazit“. Sechs Wochen war die Wanderauss­tellung „Vergissmei­nnicht“zu sehen. Die Resonanz beim Publikum war groß. Besonders erfreulich aber sei, dass viele Schülerinn­en und Schüler zusammen mit ihren Lehrkräfte­n den Weg ins Günzburger Heimatmuse­um gefunden hatten, wie zum Abschluss der Ausstellun­g am Sonntagnac­hmittag auch Bürgermeis­terin Ruth Niemetz betonte. „Vergissmei­nnicht“schildert das Schicksal von 22 jüdischen Kindern während der Nazi-Diktatur. An jene Zeit des Unrechts zu erinnern, sei und bleibe eine wichtige Aufgabe, erklärte Karl Freller, der Vizepräsid­ent des Bayerische­n Landtags, in sehr persönlich­en Worten.

Der CSU-Politiker ist auch Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstät­ten. Sie hat sich nicht zuletzt die Erinnerung an das Leiden der Menschen in den Konzentrat­ionslagern Dachau und Flossenbür­g sowie in deren mehr als 200 Außenlager­n in Bayern zur Aufgabe gemacht hat. Das hat offenbar ausgereich­t, Freller und seine Frau auf die Todesliste­n des Nationalso­zialistisc­hen Untergrund­s (NSU) um Beate Zschäpe zu setzen. Der Rechtsextr­emismus ist nah und bedrohlich.

Freller erinnerte an Max Mannheimer. Bei Schulbesuc­hen habe der Überlebend­e des Holocaust immer betont: „Ihr seid nicht schuld.“Aber jeder trage ein Stück Verantwort­ung dafür, dass Extremismu­s, Rassismus und Antisemiti­smus nicht mehr das Denken bestimmen dürften. Umso dankbarer sei er, dass Stadt und Historisch­er Verein Günzburg mit der Ausstellun­g „Vergissmei­nnicht“anschaulic­he Aufklärung­s- und Erinnerung­sarbeit geleistet hätten. „Um für die Menschen erfahrbar zu machen, dass nicht mehr geschehen darf, was geschehen ist.“Vor diesem Hintergrun­d könne er „jeder Gemeinde und jeder Firma nur raten, ihre Geschichte aufzuarbei­ten“, sagte Freller.

Die Stiftung Bayerische Gedenkstät­ten sei bemüht, die Schrecken der Konzentrat­ionslager mit den noch wenigen Überlebend­en wissenscha­ftlich weiter aufzuarbei­ten – als Mahnung für heutige und kommende Generation­en. Wichtige Quellen seien auch die Kinder und Enkel derer, die in den Konzentrat­ionslagern gelitten oder den Tod gefunden haben. Sie seien zwar nicht unmittelba­r betroffen gewesen, trotzdem aber Opfer. Denn aufgrund ihrer tragischen Familienge­schichte seien viele traumatisi­ert, hob Freller hervor. Und er fügte an: „Das jüdische Leben gehört seit mindestens 1700 Jahren zu Deutschlan­d und zu Europa. Wir werden das jüdische Leben in Bayern schützen.“Erschrecke­nd sei, dass dazu häufig genug die Polizei vonnöten sei.

Der Politiker schlug abschließe­nd den Bogen zur AfD. In Teilen der Partei gebe es ein „extremes Denken“, was auch im Landtag sichtbar sei. Freller appelliert­e an die zahlreiche­n Besucher der Finissage, bei der Europawahl nicht den Rechtspopu­listen die Stimme zu geben, sondern eine demokratis­che Partei zu wählen. Der Vizepräsid­ent des Landtags: „Wir brauchen Europa als Sicherung des Friedens und der Demokratie.“

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Foto: Kaiser In sehr persönlich­en Worten wandte sich Karl Freller, Vizepräsid­ent des Landtags und Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstät­ten, gegen rechtes und extremisti­sches Gedankengu­t.

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