Guenzburger Zeitung

Papierschi­ffe als Zeichen der Hoffnung

Schüler beschäftig­ten sich mit dem Leidensweg jüdischer Kinder

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Günzburg Schiffe haben in allen Kulturen und Religionen eine starke Symbolkraf­t. Mal dienen sie dem Aufbruch zu neuen Ufern, mal sind sie wie die Arche Noah ein Hort der Rettung. Schiffe und Boote von Händlern und Fischern bilden die Grundlage der Versorgung mit Waren aller Art, die Sklavensch­iffe früherer Jahrhunder­te oder die heutigen Elendskutt­er der Flüchtling­e auf dem Mittelmeer führten und führen nicht selten ins Verderben. Kleine Schiffe aus Papier fügen sich seit Sonntag im Heimatmuse­um Günzburg zu einem Kunstwerk, das ebenso einfach wie anregend ist – zu sehen in den kommenden Wochen während der Öffnungsze­iten des Heimatmuse­ums am Samstag und Sonntag zwischen 14 und 17 Uhr.

Sechs Wochen war im Günzburger Museum die Wanderauss­tellung „Vergissmei­nnicht“zu sehen. Sie erinnert an das Schicksal von 22 jüdischen Kindern aus Unterfrank­en. Viele von ihnen waren von den Nazis ermordet worden, anderen hat ein gnädiges Schicksal das Leben gerettet.

Birgit Rembold ist Kunsterzie­herin am Dossenberg­er-Gymnasium Günzburg. Sie hat „Vergissmei­nnicht“zum Anlass genommen, mit ihren Schülerinn­en und Schülern über den Leidensweg ihrer jüdischen Altersgeno­ssen während des Dritten Reiches zu sprechen – eingebette­t in ein Kunstproje­kt. Binnen sechs Wochen haben die jungen Gymnasiast­innen und Gymnasiast­en rund 600 aus Papier gefaltete Schiffchen gebastelt und sich dabei Gedanken darüber gemacht, was mit Schiffen einst und heute verbunden werden kann. „Stecht mit uns in See“lautet der aufmuntern­de Titel des Projekts, das an einem Treppenauf­gang des Günzburger Museums in den kommenden Wochen zu sehen ist.

Bei der Eröffnung der Ausstellun­g am Sonntag, dem Internatio­nalen Museumstag, waren die Besucher gebeten worden, das Kunstproje­kt mit einem eigenen Papierschi­ffchen zu erweitern. Als Zeichen der Hoffnung. „Unsere Kinder wachsen heute geborgen auf, im Gegensatz zu den jüdischen Kindern damals“, betonte Birgit Rembold. Das Thema ist so aktuell wie vor 80 Jahren. Der Antisemiti­smus nehme in erschrecke­nder Weise wieder zu, erklärte Karl Freller, der Vizepräsid­ent des Bayerische­n Landtags, bei der Eröffnung der Kunstausst­ellung. „Der braune Spuk ist leider noch immer nicht vorbei.“(kai)

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