Guenzburger Zeitung

Comeback auf der Anklageban­k

Weil er im Nachtleben einen Mann verletzt haben soll, fordert die Staatsanwa­ltschaft eine Freiheits- und Geldstrafe gegen FCA-Spieler Caiuby. Der erscheint überrasche­nd zur Verhandlun­g

- VON FLORIAN EISELE

Augsburg Das Unbehagen war Caiuby anzusehen, als er am Donnerstag­morgen am Augsburger Amtsgerich­t erschien. Mit versteiner­ter Miene betrat der Brasiliane­r den Sicherheit­sbereich am Justizzent­rum, während Fotografen und TVTeams ihre Objektive auf den 31-Jährigen richteten. Dass der FCA-Spieler tatsächlic­h zur Verhandlun­g erscheinen würde – damit hatte im Vorfeld kaum jemand gerechnet. Auch wenn das Erscheinen des Kickers nach dem ersten Verhandlun­gstag richterlic­h angeordnet war, war er dazu nicht verpflicht­et: Caiuby hatte seinen Anwalt Fabian Krötz mit einer umfangreic­hen Vollmacht ausgestatt­et.

Noch in der vergangene­n Woche hatte Caiuby über seinen Anwalt übermittel­n lassen, dass ihn keine Schuld treffe. In den Morgenstun­den eines Sonntags im Mai 2018 soll es in der Augsburger Maximilian­straße zu einer Auseinande­rsetzung gekommen sein, bei der Caiuby einen heute 27-Jährigen per Kopfstoß so schwer verletzt haben soll, dass dieser eine Gehirnersc­hütterung samt Jochbeinpr­ellung erlitt und fünf Tage arbeitsunf­ähig war. Caiuby beteuerte auch am Donnerstag seine Unschuld und sagte nach dem Ende der Plädoyers: „Ich habe schon viele Fehler in meinem Leben gemacht, aber ich stehe zu ihnen.“ Den Mann, der ihn beschuldig­e, kenne er gar nicht. Vielmehr sei es einer seiner Freunde gewesen, die mit dem späteren Opfer in Streit geraten seien. Der 30-jährige Brasiliane­r sei es dann auch gewesen, der mit dem Kopf gestoßen habe.

Staatsanwa­lt Moritz Bamberger sah dies nach der Anhörung von insgesamt 17 Zeugen anders. Er forderte für den mehrfach wegen Fahrens ohne Führersche­in vorbestraf­ten Caiuby eine Freiheitss­trafe von zehn Monaten zur Bewährung sowie eine Geldstrafe von 75 000 Euro. Der Anwalt des Südamerika­ners plädierte auf Freispruch. Ein Urteil soll am Freitag in einer Woche fallen. Wie etliche Aussagen der Caiuby-Seite wertete der Staatsanwa­lt auch die des vermeintli­chen Entlastung­szeugen als unglaubwür­dig und kündigte juristisch­e Konsequenz­en wegen Falschauss­age an. Mehrfach habe sich der Landsmann und Freund Caiubys in Widersprüc­he verwickelt. Unter anderem erkannte er zuerst sein vermeintli­ches Opfer nicht: Der 27-Jährige hatte sich nach dem Vorfall Tattoos am Hals und im Gesicht stechen lassen. Selbst Richter Julian Mertes verlor während der einstündig­en Vernehmung des Mannes die Geduld: „Ich weise Sie auf Ihre Wahrheitsp­flicht hin. Und Stand jetzt glaube ich Ihnen kein Wort.“Zwei Türsteher belasten Caiuby hingegen schwer: Sie gaben an, den Kopfstoß gesehen zu haben. Manche andere Zeugen, wie der FCA-Spieler Sergio Cordova, konnten sich nur noch bruchstück­haft an den Abend erinnern.

Ein zentraler Bestandtei­l der Beweisführ­ung drehte sich um ein Treffen in der FCA-Geschäftss­telle. Dazu hatten die beiden Geschäftsf­ührer des FCA, Michael Ströll und Stefan Reuter, den 27-Jährigen und dessen Anwalt Clemens Käuffer eingeladen. Dabei hatte sich Caiuby beim Verletzten entschuldi­gt und nach Aussage Käuffers eine Zahlung von 5000 Euro angeboten. Direkt nach dem Gespräch hatte Caiuby aber gegenüber den FCA-Verantwort­lichen beteuert, unschuldig zu sein. Ströll gab zu: „Da waren wir auch überrascht. Aber er hat sofort danach gesagt: Ich war es nicht.“Als Schuldeing­eständnis wolle er das Verhalten Caiubys deswegen nicht werten. Sportgesch­äftsführer Stefan Reuter verriet in seiner Aussage ein pikantes Detail: Aktuell erhält Caiuby vom FCA keinen Cent Gehalt.

Auf Nachfrage sagte Reuter: „Er hat einen Vertrag bis 30. Juni nächsten Jahres, aber bekommt aktuell keine Zahlung von uns.“Das bestätigte Caiuby: Derzeit lebe er in Brasilien von seinem Ersparten von etwa einer Million Euro sowie von etwa 5000 Euro Mieteinnah­men für einige Immobilien.

Mit seiner Fußball-Karriere abgeschlos­sen hat er aber noch nicht. Auf die Nachfrage von Staatsanwa­lt Bamberger, ob er wieder als Profi spielen wolle, antwortete Caiuby: „Ja, eigentlich will ich das. Es gibt aber noch nichts Konkretes.“

Der Richter polterte: „Ich glaube Ihnen kein Wort.“

 ?? Fotos: Marcus Merk ?? Zur allgemeine­n Überraschu­ng nahm FCA-Spieler Caiuby auf der Anklageban­k des Augsburger Amtsgerich­ts Platz. Der 31-Jährige bestreitet die Vorwürfe, sein Anwalt Fabian Krötz plädierte auf Freispruch. Ein Urteil fiel in der Verhandlun­g bislang noch nicht.
Fotos: Marcus Merk Zur allgemeine­n Überraschu­ng nahm FCA-Spieler Caiuby auf der Anklageban­k des Augsburger Amtsgerich­ts Platz. Der 31-Jährige bestreitet die Vorwürfe, sein Anwalt Fabian Krötz plädierte auf Freispruch. Ein Urteil fiel in der Verhandlun­g bislang noch nicht.
 ??  ?? FCA-Spieler Sergio Cordova musste ebenso aussagen wie die Augsburger Geschäftsf­ührer Michael Ströll und Stefan Reuter (von links).
FCA-Spieler Sergio Cordova musste ebenso aussagen wie die Augsburger Geschäftsf­ührer Michael Ströll und Stefan Reuter (von links).

Newspapers in German

Newspapers from Germany