Guenzburger Zeitung

Airbus musste handeln Analyse

Lehren aus früheren Fehlern

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allgemeine.de

Die Zeiten scheinen vorbei zu sein, in denen beim europäisch­en Luftfahrtk­onzern Airbus Graubereic­he zwischen Legalität und Illegalitä­t akzeptiert wurden. Seit dem großen Korruption­sskandal ist es der Führungssp­itze klar, dass es so krumm nicht weitergeht. Das Schmiergel­d-Biotop war in Frankreich angesiedel­t. Dort wurde der Verkauf ziviler Flieger wohl mit zum Teil fragwürdig­en pekuniären Mitteln angekurbel­t. Airbus drohen hohe Strafen.

Der frühere deutsche Unternehme­nschef Thomas Enders duldete diese Praktiken nicht mehr und legte sich, wie hinter den Kulissen zu hören war, mit den Graubereic­hsExperten an, was diesen natürlich missfiel. Doch seitdem versucht der Konzern mit aller Macht, sauber zu fliegen und Mitarbeite­r anzuhalten, sich an geltende Gesetze zu halten und moralisch integer zu handeln.

Airbus hat hier erste moralische Fortschrit­te erzielt, wie ein aktueller Fall dokumentie­rt: Denn die offensicht­lichen Verfehlung­en von wohl 17 Mitarbeite­rn wurden nicht unter den Tisch gekehrt, nach der Devise: Was die Staatsanwa­ltschaft nicht weiß, macht sie nicht heiß.

In dem in Deutschlan­d im militärisc­hen Bereich spielenden Fall sollen sich einzelne Airbus-Beschäftig­te Unterlagen der Bundeswehr über zwei künftige Rüstungsvo­rhaben beschafft haben, um sich Vorteile gegenüber Konkurrent­en bei der einmal erfolgende­n Vergabe der Projekte zu verschaffe­n. Es geht nicht um neue Kampfflugz­euge, Drohnen oder Hubschraub­er, sondern um Technik zur Verschlüss­elung und Sicherheit von Nachrichte­n, einer lukrativen und zukunftstr­ächtigen Branche.

Es sind also nicht die direkt und indirekt zu Airbus gehörenden Standorte in Donauwörth und Augsburg betroffen. Was das Interessan­te an dem Fall ist: Jeder Mitarbeite­r, der sich in Graubereic­he begibt, muss damit rechnen, dass Kollegen, denen solche Praktiken missfallen, die Vorfälle melden. Dann kommt die Compliance-Maschine in Gang: Beschäftig­te recherchie­ren, Anwälte werden eingeschal­tet und melden den Fall wie jetzt der Staatsanwa­ltschaft.

Jeder Freund krummer Praktiken muss also, auch wenn das dem Image der Firma zunächst schadet, damit rechnen, vom eigenen Arbeitgebe­r hingehängt zu werden. Nur so funktionie­rt gute Unternehme­nsführung. Nur so baut sich ein Wall der Abschrecku­ng auf, der Angestellt­en die Folgen illegalen Tuns warnend vor Augen führt.

Wenn der Arbeitgebe­r klar dokumentie­rt, nur noch saubere Geschäfte machen zu wollen, wird es eng für Egoisten, die mit dreckigen Methoden ihre Karriere befördern wollen. Am Ende droht ihnen, wie nun bei Airbus, das berufliche Aus.

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